Alexander Maier will als zweiter Grüner aus dem Wahlkreis Göppingen in den Landtag einziehen. Dem Abgeordneten Jörg Matthias Fritz hat er bereits bei der Nominierung den Rang abgelaufen.

Göppingen - Den Blick auf den Hohenstaufen, den er von seinem Holzheimer Balkon aus genießen kann, schätzt Alexander Maier sehr. Zwischen zahllosen Schätzen aus der Märklinsammlung seines Stiefvaters haust er dort in der Dachwohnung, wenn er einmal zu Hause ist. Das ist er in jüngster Zeit noch seltener als sonst. Schließlich macht er Wahlkampf. Dafür musste Fortuna dem 25-Jährigen kräftig unter die Arme greifen. Die Nominierung fiel ihm nämlich per Losentscheid zu. Diesen Glücksfall kommentiert er mittlerweile mit einem Achselzucken.

 

Als Königsmörder sieht er sich nicht

„Andere Parteien haben dieses Losverfahren ja auch vorgesehen, um nicht endlose Nominierungsversammlungen zu haben“, sagt er. Bekanntlich hatten sich die Göppinger Kreisgrünen am Ende einer zweiten Versammlung immer noch nicht zwischen dem amtierenden Landtagsabgeordneten Jörg Matthias Fritz und dem umtriebigen Jungspund Alexander Maier entscheiden können. Bei Stimmengleichheit musste dann das Los entscheiden – zu Gunsten Maiers.

Als Königsmörder fühlt er sich aber nicht. „Es war eine gewisse Unzufriedenheit mit unserem Landtagsabgeordneten da, und ich war im Vorfeld mehrfach angesprochen worden, ob ich nicht meinen Hut in den Ring werfen wolle“, erklärt er. Dass Flügelkämpfe zwischen Realos, die im Kreis eher Fritz’ zugewandt waren, und Fundis, die sich nach einem neuen Kandidaten sehnten, sind Maier zufolge aber kein Thema.

Rechtsradikalen den Kampf angesagt

Maier hatte sich zuvor vor allem als Sprecher der Grünen Jugend im Kreis und als Vorsitzender des Vereins Kreis Göppingen nazifrei einen Namen gemacht. Rechtsradikale Umtriebe machen ihn fuchsig. Und obwohl den rechtsextremen sogenannten Autonomen Nationalisten Göppingens mittlerweile der Prozess gemacht wurde, sieht Maier den Kampf gegen rechts im Kreis noch lange nicht als beendet an. „Man sieht bei den Diskussionen über die Flüchtlingsunterkünfte sogar wieder die selben Leute agitieren“, sagt er.

Maier verkämpft sich gerne für Toleranz, für eine offene Gesellschaft, für Solidarität. Seinen Vertrag als Redakteur beim Radiosender die Neue 107,7 hat er nach dem Volontariat auslaufen lassen. Als Journalist hat Maier im vorigen Herbst noch die Situation der Flüchtlinge an der slowenisch-ungarischen Grenze beobachtet. „Wenn man erlebt hat, wie die Menschen dort nur mit Hilfe privater Hilfskonvois aus Deutschland und Österreich vor Hunger und Kälte gerettet wurden, kann man Forderungen nach Schießbefehlen nicht mehr nachvollziehen“, sagt er.

Maier will mehr als Landesdurchschnitt

Nun will Maier auf Landesebene mitmischen, wenn es darum geht, Kultur- und Medienpolitik zu machen, Rechtsextremismus einen Riegel vorzuschieben oder Bürgerrechte hochzuhalten. „Ein Ergebnis, das leicht über dem Landesdurchschnitt liegt“, gibt er als Wunschziel für sich aus. Dann könne es für den Einzug in den Landtag reichen, hofft er. Chancen für ihn bietet nicht zuletzt die Nominierung der Göppinger CDU. Diese schickt mit Simon Weißenfels einen deutlichen konservativ positionierten Kandidaten ins Rennen und macht damit vermeintlich Stimmenpotenzial in der Mitte frei. Taktisch ausbeuten will Maier das aber nicht. Die Grünen in Baden-Württemberg seien ohnehin wertkonservativ, so Maier, aber: „Einen Wahlkampf für die Mitte mach’ ich nicht.“