Mit gleich drei Herausforderern bekommt es der amtierende grüne Landtagsabgeordnete Jörg Fritz aus dem Wahlkreis Göppingen zu tun.

Kreis Göppingen - Für die Grünen im Wahlkreis Göppingen hat die Landtagswahl vor vier Jahren nicht nur den Regierungswechsel, sondern auch einen ganz eigenen historischen Erfolg gebracht. Erstmals zog einer der ihren in das Stuttgarter Parlament ein. Im kommenden Jahr will Jörg Fritz das Kunststück wiederholen. Allerdings ist offen, ob der 55-jährige Volkshochschuldozent überhaupt noch einmal antreten darf. Bei der Nominierungsversammlung am 17. Juni in Ebersbach machen ihm drei Mitbewerber die Kandidatur streitig: der Göppinger Stadtrat Alexander Maier, dessen Eislinger Kollegin Ulrike Haas und Ulrich Stoll aus Ebersbach.

 

Vorfreude auf spannende Versammlung

Berthold Frieß, der Kreisvorsitzende der Grünen, begrüßt das Interesse. Man habe ein veritables Tableau von Bewerbern, sagt er. Es sei auch ein Zeichen. „Es gibt eben Menschen, die sagen: Ich kann es besser“, so Frieß. Er wertet dies als konstruktiven Umgang mit den demokratischen Möglichkeiten und freut sich auf eine spannende Nominierungsveranstaltung.

Wer direkt fragt, wie Frieß die Arbeit des amtierenden Landtagsabgeordneten einschätzt, erntet Zurückhaltung. Fritz sei ein „fleißiger Abgeordneter mit gutem Netzwerk“, der die „Anliegen des Landkreises in guter Art und Weise“ vertrete, sagt Frieß. Das Loblied würde allerdings überzeugender klingen, wenn es nicht von einer langen Pause eingeleitet worden wäre.

„Ich bin ein Realo“, bekennt Jörg Fritz

Tatsächlich ist Fritz bei Jägern, Polizisten, der Feuerwehr oder der Industrie- und Handelskammer ein gern gesehener Gast und akzeptierter Gesprächspartner. „Ich möchte auch eher konservative Menschen davon überzeugen, dass grüne Politik das Land voranbringt“, erläutert er seine Strategie. Ideologische Argumente hält er daher für kontraproduktiv. „Ich bin ein Realo“, bekennt Fritz.

Innerhalb der eigenen, eher links verorteten Kreispartei produziert sein Augenmerk für die Mitte mitunter Irritationen. Fritz genieße „sehr viel Anerkennung bei Bürgermeistern“, schildert Walter Kießling seine Beobachtungen. Bei den eigenen Mitgliedern sei der Abgeordnete bisweilen angeeckt, sagt der ehemalige Kreisvorsitzende, unter anderen auch bei ihm selbst. „Ich konnte mit Herrn Fritz, aber wir hatten schon Konflikte.“

Vor der Wahl 2011 rechnete niemand mit dem Einzug eines Göppinger Grünen

Zudem könnte es auch am Stallgeruch fehlen. Nicht bei den Grünen generell: schließlich war Fritz schon 1979 beim Gründungsparteitag dabei, organisierte in seiner früheren Heimat Nürtingen für Winfried Kretschmann schon einmal den Wahlkampf und ist mit Verkehrsminister Winfried Hermann gut bekannt. Doch im Göppinger Kreisverband gilt Fritz als Zugezogener. Obgleich damals Göppinger Ortsvorsitzender, kam Fritz bei der Landtagswahl 2011 wohl nur deshalb zum Zuge, weil zum Zeitpunkt der Nominierung vor Fukushima noch niemand mit dem Einzug eines Göppinger Grünen in den Landtag rechnen konnte.

Speziell die grüne Kreistagsfraktion fremdelt mit dem Mann im Landtag. Dass der Kontakt besser sein könnte, findet auch Fritz. Er wäre deshalb gerne in den Kreistag eingezogen. Doch während SPD und CDU ihre Landtagsabgeordneten bei den Kreistagswahlen im vergangenen Jahr als Stimmenmagneten einsetzten, kassierte Fritz bei der parteiinternen Nominierungsveranstaltung eine krachende Niederlage. „Das hat die Basis so entschieden“, sagt die Kreisrätin Martina Zeller-Mühleis.

Doch offenbar geschah dies ganz im Sinne der Fraktionsführung, in der neben Zeller-Mühleis die Bad Boller Gemeinde- und Kreisrätin Dorothee Kraus-Prause die Fäden zieht. Bei der Landtagswahl holte Fritz 22 Prozent, was damals einen überdurchschnittlichen Zuwachs bedeutete. „Wir hatten gute Unterstützung, gute Themen und eine Aufbruchstimmung“, erklärt Zeller-Mühleis den damaligen Erfolg. Der Name des Kandidaten Jörg Fritz fällt ihr nicht als Grund dafür ein.

Alexander Maier gibt sich zuversichtlich

So steigen wohl die Chancen der anderen Bewerber um die Kandidatur zur Landtagswahl. „Ich bin zuversichtlich“, sagt Alexander Maier. Das dürfte nach etlichen Vorstellungsrunden in den Ortsvereinen nicht nur Zweckoptimismus sein. Insbesondere mit seiner Arbeit als Initiator und Sprecher des Bündnisses Kreis Göppingen nazifrei hat sich der 24-jährige angehende Radioredakteur einen Namen gemacht.

Ulrike Haas will jetzt duchstarten

Die Eislinger Kreis- und Gemeinderätin Ulrike Haas leitet das Göppinger Kinder- und Jugendreferat. 2010 hatte sich die 50-Jährige bei der OB-Wahl in Eislingen achtbar geschlagen und wurde schon mehrfach auf eine mögliche Landtagskandidatur angesprochen. „Eine Entscheidung zur Kandidatur ist zwar in erster Linie politischer Natur, aber es muss auch persönlich passen. Und das tut es“, erklärt sie jetzt.

Der Ebersbacher Ulrich Stoll wettert gegen Lobbyisten

Eher Außenseiterchancen dürften Ulrich Stoll aus Ebersbach bei der Nominierungsversammlung eingeräumt werden. Der 69-jährige Ebersbacher, der einen Naturkostladen im benachbarten Reichenbach betreibt, sieht sich jedoch in der Pflicht. Er habe den Eindruck, die Partei und vor allem die jüngeren Politiker ließen sich zunehmend von den Lobbyisten der Wirtschaft überrollen. Als ehemaliger Mitarbeiter von Unternehmen wie Dornier kenne er deren Geschäft und wolle dem etwas entgegensetzen.