Der ehemalige Spitzen-Fußballer Michel Platini will Nachfolger des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter werden. Doch trotz des richtigen Stallgeruchs ist Platini kein Reformer, sondern Teil des bisherigen Systems, meint Tobias Schall.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Jetzt ist es also offiziell: Michel Platini will Nachfolger von Joseph Blatter an der Spitze des Fußball-Weltverbandes Fifa werden. Und wahrscheinlich wird der 60-Jährige das auch werden. Er gilt bei der Wahl im Februar 2016, zumindest Stand heute, als großer Favorit. Der Franzose hat als ehemaliger Weltklassespieler den Stallgeruch des Fußballers, den sich viele Fans an der Spitze der Fifa wünschen. Die Anhänger wollen schließlich keinen Apparatschik, sondern einen, den die Liebe zum Fußball antreibt, nicht das eigene Wohl. Einen wie Platini?

 

Keinen wie Platini! Der Präsident des europäischen Fußball-Verbandes (Uefa) ist nicht der große Reformer, als der er sich darstellt. Er ist nicht der dringend benötigte unbelastete Freigeist, der den Augiasstall Fifa ausmisten wird. Platini ist seit 13 Jahren als Fifa-Exekutivmitglied ein Teil und ein Profiteur dieses Systems. Er war ein Zögling Blatters – und er hat dazu beigetragen, dass Katar die Fußball-WM 2022 bekommen hat. Platini votierte damals für das Emirat, und kurz darauf heuerte sein Sohn bei einem katarischen Staatsfonds an.

Platini steht durch sein bisheriges Wirken nicht für Integrität und Aufbruch, sondern ihm haftet der Stallgeruch des Systems an. So er gewählt wird, gibt er der Fifa zwar das dringend benötigte neue Gesicht, aber ein Hoffnungsträger ist er nicht.