Läpple presst Türen und Heckklappen für Premiumhersteller wie Audi, BMW, Daimler und Porsche. Künftig will der Heilbronner Zulieferer vom Trend hin zu Elektroautos profitieren, sagt der Vorstand. Ein erster Auftrag konnte bereits verbucht werden.

Heilbronn - Vorstände von Läpple dürfen keine Standesdünkel haben. Ein einladendes Foyer sucht man in der Firmenzentrale des Zulieferers in Heilbronn vergebens. Stattdessen meldet sich der Besucher beim Pförtner, der den Weg zum Eingang A weist. Hinter einer unauffälligen Tür befindet sich ein enges Treppenhaus, das den Charme der 1960er Jahre verströmt. Das Reich des Vorstands im vierten Stock ist mit einer schweren, zweiflügeligen Stahltür gesichert, die eher an ein Werkstor erinnert. Dahinter befindet sich die durchaus großzügige, holzgetäfelte Bürolandschaft.

 

Berührungsängste sind Klemens Schmiederer und Stephan Itter tatsächlich fremd. Im Werk selbst begrüßen die beiden Läpple-Vorstände die Mitarbeiter per Handschlag. „Dürfen wir näher treten“, fragt der Vorstandssprecher Schmiederer den Beschäftigten, bevor er an die gigantische Presse tritt, die zehn Millionen Euro gekostet hat und erst im Herbst des vergangenen Jahres in Betrieb genommen wurde. Hier werden Türen, Heck-, Front-, Dach- und Seitenteile für Premiumfahrzeuge gepresst. „Die Stimmung ist gut in der Belegschaft“, sagt Schmiederer – obwohl der Kauf der Presse für sie mit einem Wermutstropfen verbunden war. Statt 35 Stunden arbeiten sie seitdem 37,5 Stunden pro Woche, ohne Lohnausgleich. Im Gegenzug sind Kündigungen bis Ende 2018 ausgeschlossen.

Eine neue Halle mit 5000 Quadratmetern

Und danach sieht es derzeit wahrlich nicht aus. Die Geschäfte laufen gut. Auf dem Gelände entsteht gerade eine neue, 5000 Quadratmeter große Halle, die Ende des Jahres fertig sein soll. Nötig wurde sie wegen eines Großauftrags – „der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte“ (Schmiederer) – der nächstes Jahr anlaufen wird. Auftraggeber ist ein Premiumhersteller aus Süddeutschland, Namen nennt der Läpple-Chef nicht.

Der Heilbronner Zulieferer, der Kunden wie Audi, BMW, Daimler oder Porsche mit Komponenten aus Blech oder Aluminium beliefert, hat sich auf Wachstum eingestellt. „Das Marktumfeld ist günstig“, so Schmiederer. Dies liege nicht zuletzt am Trend hin zur Elektromobilität. Läpple erhalte mittlerweile auch Aufträge von Herstellern, die in der Vergangenheit traditionell Pressarbeiten im eigenen Haus gemacht hätten. Der Grund: Für die neuen Elektroautos müssten die Autobauer ihre Presskapazitäten eigentlich erweitern, erläutert Schmiederer. Doch diese Investitionen scheuen sie offensichtlich. Einen ersten Auftrag für ein Elektroauto hat Läpple bereits ergattert, Schmiederer hofft auf weitere; die Ausschreibungen laufen.

Der Vorrat an Coils reicht für zwei bis drei Tage

Wer durch die Fabrikhalle von Läpple läuft, sieht einige gigantische Rollen, sogenannte Coils. Es sind aufgewickelte Blech- oder Alubänder, die auf die Weiterverarbeitung warten. „Der Vorrat reicht für zwei bis drei Tage“, erläutert der Läpple-Chef. Mehr solche Coils haben die Heilbronner nicht auf Lager. Die rund 160 Lastwagen, die täglich die beiden Fabriken in Heilbronn und im bayrischen Teublitz verlassen, liefern die Türen und Heckklappen direkt an die Bänder der Kunden. Große Entfernungen lohnen sich nicht. Denn wer Pressteile, die kratzsicher auf Gestellen befestigt sind, transportiert, transportiert eben auch viel Luft. Die Läpple-Laster müssen pünktlich sein, ansonsten würden die Bänder stillstehen; einen Ersatzlieferanten gebe es bei den Autobauern nicht, erläutert Vorstandsmitglied Itter – aus Kostengründen. Allein um eine Tür zu pressen seien zwischen sechs und sieben Werkzeuge – vereinfacht ausgedrückt die Formen – nötig. Die Kosten für ein zweites Werkzeugset seien schlicht zu hoch; dies rentiere sich nur bei Massenprodukten – was Premiumautos meist nicht sind.

16 000 Formen auf Lager

Eigentümer der Formen ist übrigens die Autohersteller, entworfen wurden sie aber von den Heilbronnern, gefertigt wurden sie von Dritten. Läpple nutzt die Werkezuge für die aktuelle Produktion und lagert sie anschließend ein – im Schnitt etwa 15 Jahre lang, denn solange müssen immer wieder mal Ersatzteile gepresst werden. Die Originalformen für Oldtimer sind sogar teilweise 60 Jahre alt. Insgesamt 16 000 solcher Werkzeuge, die bis zu 40 Tonnen schwer sein können, lagern bei Läpple.

Mit der Entwicklung des vergangenen Jahres ist der Vorstand zufrieden. Der Umsatz habe bei 439 Millionen Euro und damit rund zwei Prozent unter dem des Vorjahrs gelegen. Schmiederer begründet dies vor allem mit Sondereffekten aus Projektanläufen in 2015. Wesentlich dazu beigetragen habe die Tochter Fibro, die unter anderem Führungselemente, Präzisionsteile und Gasdruckfedern herstellt. Die Zahl der Mitarbeiter ist weltweit um knapp 200 auf 2340 Mitarbeiter gestiegen; 350 davon sind am Stammsitz Heilbronn tätig. Deutsche Standorte neben Heilbronn und Teublitz sind Haßmersheim und Weinsberg.

Die neue Läpple-Spitze

Der Vorstand der Läpple AG besteht aus zwei Mitgliedern – dem Vorstandssprecher Klemens Schmiederer (57) und Stephan Itter (50). Beide sind zeitgleich Anfang dieses Jahres in ihre Ämter berufen worden. Sie haben Peter Spahn (Sprecher) und Siegbert Hummel (53) abgelöst, die auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen haben. Beide waren in etwa zeitgleich Anfang 2014 zu dem Familienunternehmen gekommen. Damals steckte der Zulieferer in wirtschaftlicher Schieflage. Spahn und Hummel hätten ihre Aufgabe, das Unternehmen nachhaltig zu stabilisieren, „in herausragender Weise erfüllt“, lobte Läpple-Aufsichtsratschef Gerd Kleinert deren Arbeit.


Schmiederer und Itter, die beide das Zulieferergeschäft kennen, sollen Läpple nun weiterentwickeln. Schmiederer, der Luft- und Raumfahrt studiert hat, hat den größten Teil seines Berufslebens in Stuttgart beim Zulieferer Behr verbracht (heute Mahle Behr); zuletzt war er beim Tüv Süd in München. Der Wirtschaftsingenieur Itter war zuletzt beim Zulieferer ZF TRW am Standort Radolfzell im Bereich Finanzen und IT in führender Stellung tätig.