Aus eigener Kraft hat es nicht gereicht: Um auch künftig international eine führende Rolle spielen zu können, setzt das größte Geldinstitut des Landes auf einen reichen Scheich aus Katar. Wie kam es zu dem Milliardendeal?

Frankfurt - Plötzlich ging alles ganz schnell. Noch Ende April hatten die Co-Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, bei der Vorlage des Quartalsberichts beteuert, dass man erst alle anderen Möglichkeiten prüfen wolle, wie man das Eigenkapital stärken kann, bevor man sich zu einer Kapitalerhöhung entschließen werde. Kapitalerhöhungen sind aus Sicht der Aktionäre eines Unternehmens immer ungünstig, weil dadurch der Wert der Papiere, die sie bislang halten, „verwässert“ wird.

 

Doch seit Jain und Fitschen das Wort in den Mund genommen und die Ausgabe neuer Aktien zumindest nicht mehr ausgeschlossen hatten, rissen die Spekulationen nicht mehr ab. Noch vor dem Sommer oder erst zum Jahresende werde die Deutsche Bank ihr Kapital erhöhen, waren sich die Analysten sicher. Sicher waren sie auch, dass der deutsche Branchenprimus dann nicht kleckern, sondern klotzen werde. Denn eines ist klar: die Deutsche Bank will auch künftig eine führende Rolle im internationalen Bankgeschäft spielen. Und dafür braucht sie – wie alle anderen Institute auch – eine deutlich bessere Kapitalausstattung als früher. Das ist der Preis, den die Finanzinstitute dafür zahlen müssen, dass sie die Finanzkrise verursacht haben und dass weltweit die Steuerzahler einspringen mussten, um einen Zusammenbruch des gesamten Systems zu verhindern.

Ackermanns leidenschaftlicher Appell

Eigentlich hatten es Jain und Fitschen, die vor zwei Jahren die Führung von ihrem Vorgänger Josef Ackermann übernahmen, aus eigener Kraft schaffen wollen. Sie hatten den leidenschaftlichen Appell Ackermanns in den Ohren, dass er sich schämen würde, wenn die Deutsche Bank Staatshilfe in Anspruch nehmen müsse. Um die Eigenkapitalquote und den Verschuldungsgrad zu verbessern, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann Risiken abbauen, gute Gewinne erzielen und diese nicht an die Aktionäre ausschütten, sondern in der Bank lassen. Das war der Weg, den die beiden Chefs ursprünglich gehen wollten. Dabei kam ihnen allerdings einiges in die Quere. Das anhaltend niedrige Zinsniveau und eine Zurückhaltung der Investoren bei wichtigen Geschäften im Investmentbanking ließen keine hohen Gewinne zu – und werden das auf absehbare Zeit auch nicht zulassen, wie Jain am Montag einräumte.