Die Kameraaufzeichnungen vom Juni 2016 vor der Nordröhre an der gesperrten B-14-Zufahrt Fellbach-Süd sind noch nicht ausgewertet. Das Ministerium hofft, dass die Erkenntnisse bis in zwei Monaten vorliegen.

Fellbach - Die Auswirkungen waren deutlich zu spüren – weniger auf der Bundesstraße direkt, denn dort flutschte der morgendliche Verkehr gen Stuttgart zur Freude der Pendler in einer bisher nicht gekannten Weise. Der sonst übliche Stau auf der B 14 war an jenem frühen Montagvormittag im Frühsommer 2016 ausgeblieben. Wer allerdings als in Fellbach wohnender Bürger mit dem Auto durch den Kappelbergtunnel zu seinem Arbeitsplatz in der Landeshauptstadt gelangen wollte, musste Umwege in Kauf nehmen.

 

Der Grund war eine vom Stuttgarter Regierungspräsidium veranlasste vier-stündige Sperrung der Anschlussstelle Fellbach-Süd in Fahrtrichtung Stuttgart. Zwischen 6 und 10 Uhr an jenem 13. Juni postierte sich Bernd Fischer auf der Brücke der Rommelshauser Straße. Der Verkehrsingenieur von der Brenner Ingenieurgesellschaft in Aalen ließ mehrere Stunden lang jene Spezialkamera laufen, die das Geschehen auf der B 14 vor der Röhre in Richtung Stuttgart aufzeichnete.

Das Regierungspräsidium wollte die Verkehrsbelastung erheben

Das Regierungspräsidium wollte auf diesem Weg die Verkehrsbelastung herausfinden, um daraus Vorschläge abzuleiten, was rund um den Tunnel baulich verbessert werden kann, um die ärgerlichen täglichen Staus zu reduzieren.

240 Minuten wurden also Autos und Lastwagen gezählt – für die Auswertung reichten allerdings die seitherigen 30 Wochen nicht aus. Und es werden wohl auch 38 Wochen nicht ausreichen. Das jedenfalls geht aus der Antwort von Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hervor, derdamit wiederum auf eine Anfrage des bei diesem Thema sehr engagierten FDP-Landtagsabgeordneten JochenHaußmann aus Rommelshausen reagiert.

Nach einer Messung brausen binnen 24 Stunden exakt 92 879 Fahrzeuge durch den Tunnel

Bereits im August hatte Hermann in einer ersten Reaktion auf Haußmanns entsprechende Nachforschung zwei wesentliche Aspekte offenbart. Zum einen: Die Zahl der täglich durch die beiden Röhren des Kappelbergtunnels brausenden Fahrzeuge liegt nochmal deutlich höher als noch bis vor Kurzem vermutet. Denn nach der jüngsten exakten Messung vom 21. April 2016 waren es binnen 24 Stunden exakt 92 879 Autos, Motorräder und Lastwagen.

Zweite nicht minder interessante Auskunft Hermanns, diesmal zur Verkehrsbeobachtung vom Juni: „Ziel ist es, bis Ende des dritten Quartals 2016 erste Ergebnisse aufzubereiten“ – also Ende September.

Doch manchmal dauert es eben etwas länger. Im November stieß Haußmann ein weiteres Mal nach: Gebe es denn mittlerweile Ergebnisse der Verkehrsbeobachtung? Und: „Ist aus dieser Aufbereitung bereits erkennbar, welche Maßnahmen gegen die Stauproblematik am Kappelbergtunnel ergriffen werden können?“ Haußmann streut en passant einmal mehr auch sein Lieblingsthema ein: „Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob die Freigabe des Seitenstreifens an der Einfahrt der Anschlussstelle Fellbach-Süd in den Hauptverkehrszeiten nicht doch zu einer spürbaren Erleichterung führen könnte.“

Die Endfassung der Verkehrsuntersuchung soll bis Ende Februar 2017 vorliegen

Hermanns Replik, die Haußmann nun vor einigen Wochen erreichte, fällt deutlich kürzer aus als die Nachfrage des Abgeordneten. Der Grund ist einfach: Der Minister hat vergleichsweise wenig mitzuteilen. Er räumt nochmal ein, dass die Erkenntnisse zur Aufbereitung eigentlich bis Ende des dritten Quartals 2016 hätten vorliegen sollen. „Wie mir vom Regierungspräsidium Stuttgart nun allerdings berichtet wurde, ist die Auswertung der durchgeführten Verkehrsbeobachtung noch nicht abgeschlossen. Die Endfassung der verkehrstechnischen Untersuchung soll bis Ende Februar 2017 vorliegen.“

Haußmann quittiert dies mit Unverständnis: „Das dauert alles viel zu lange“, urteilt der Politiker, „der Verkehrsminister muss da endlich Zug in die Sache bringen.“ Vor einigen Monaten hatte er gar noch schärfer geurteilt: „Der Verkehrsminister sieht die Staus vor dem Kappelbergtunnel offenbar gelassen. Er steht ja nicht drin.“