Weil eine Kardiologie-Praxis Einspruch erhoben hat, darf die Klinik am Eichert keine Nachsorge mehr betreiben für Menschen mit Herzschrittmachern, die dort operiert wurden.

Göppingen - Seit zwanzig Jahren bietet die Klinik am Eichert ihren Patienten Kontrolluntersuchungen von Herzschrittmachern und Defibrillatoren an. Doch jetzt musste sie die Termine von rund 400 Patienten absagen und ihre Herzschrittmacher-Ambulanz zum Ärger der Patienten zumindest vorübergehend schließen. Denn ein niedergelassener Kardiologe hat Einspruch gegen das Angebot der Klinik beim Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung erhoben. Er möchte die Patienten übernehmen, um seine eigene Ambulanz auszubauen.

 

Der Konkurrenzdruck nimmt zu

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den zunehmenden Konkurrenzdruck bei Ärzten und Kliniken, wenn es um einträgliche Bereiche der Medizin geht. Dass sich niedergelassene Ärzte und Kliniken tatsächlich um Patienten streiten, kommt der Kassenärztlichen Vereinigung zufolge allerdings bisher sehr selten vor. Patienten, denen ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator eingesetzt wurde, müssen regelmäßig untersucht werden, anfangs alle vier bis sechs Monate. Weil die Untersuchungen meist nicht lange dauern ist das besonders für niedergelassene Ärzte interessant, die auf diesem Weg die Zahl ihrer Patienten steigern können. Rund 400 bis 500 Patienten seien in der Ambulanz bisher pro Quartal behandelt worden, viele seien langjährige Patienten, berichtet der Leiter der Kardiologie der Klinik am Eichert, Stephen Schröder.

Kreisweit gebe es wohl doppelt so viele Untersuchungen, denn neben der Klinik bietet noch eine Kardiologie-Praxis seit einigen Jahren eine Herzschrittmacher-Ambulanz an, so Schröder. Genau diese Praxis hat jetzt den Umstand genutzt, dass der bisherige Leiter der Schrittmacher-Ambulanz in den Ruhestand gegangen ist. Sein Nachfolger musste die sogenannte Ermächtigung für die Ambulanz neu beantragen, weil diese personengebunden ist. Die Zulassungsstelle erteilte die Genehmigung zwar, musste sie dann aber wegen des Einspruchs der Praxis auf Eis legen.

Die ambulante Versorgung hat Vorrang

„Wir mussten die Ambulanz von einem Tag auf den anderen schließen“, berichtet Schröder. So erbost viele der Patienten sind, so wenig kann die Klinik unternehmen. Denn rechtlich hat die ambulante Versorgung Vorrang vor der in Kliniken. Falls der niedergelassene Arzt nachweist, dass er in Zukunft alle Patienten im Kreis versorgen kann, muss die Klinik ihre Ambulanz dauerhaft zumachen.

Die Herzkranken müssen sich nun um einen neuen Termin bemühen, entweder bei dem Kardiologen, der ihnen die Absagen eingebrockt hat und bis gestern nicht zu einer Stellungnahme bereit war, oder bei anderen Kliniken, etwa in Ulm oder Stuttgart. Um einen Teil des Ärgers abzufangen, hat nun ein zweiter Kardiologe im Kreis sein Angebot ausgeweitet. Einer der Klinikärzte arbeitet zeitweise bei ihm und kümmert sich nun um die zusätzlichen Patienten. Schröder hofft unterdessen, dass es doch noch zu einer Einigung kommt. Immerhin gehe es um gewachsene Strukturen und Vertrauensverhältnisse. In Kürze gibt es deshalb weitere Schlichtungsgespräche.

Noch mehr Ärger: Wohin bei Verdacht auf Schlaganfall?

Streit
: Die Alb-Fils-Kliniken (AFK) und das Christophsbad (CB) behandeln Patienten mit Schlaganfällen. Eigentlich kooperieren sie, doch offenbar gibt es seit Monaten Debatten darüber, wo Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert werden sollen. Derzeit wird ein Viertel der Verdachtsfälle in die Klinik am Eichert der Alb-Fils-Kliniken eingeliefert, die anderen drei Viertel kommen ins Christophsbad.

Hintergrund:
Die AFK sähen es lieber, wenn alle akuten Fälle, einschließlich der Schlaganfall-Patienten, zunächst zu ihnen gebracht würden. Sie argumentieren, die Klinik am Eichert sei besser ausgerüstet, falls es Komplikationen gebe. Das CB hält dagegen, dass es alle für die Behandlung von Schlaganfällen nötigen Zertifikate und ausgewiesene Experten auf diesem Gebiet habe.

Angebot:
Die Alb-Fils-Kliniken haben dem Christophsbad angeboten, dass die Schlaganfall-Patienten unter der Leitung des Christophsbads in der Klinik am Eichert behandelt werden könnten. Doch bisher lehnt das Christophsbad ab, seinen Schlaganfall-Bereich in der eigenen Klinik aufzugeben und in den Eichert zu verlagern, denn die Experten und Geräte werden in der Klinik auch für andere Patienten gebraucht.