Die Opposition hat es nicht leicht in Venezuela. Das musste auch die Karikaturistin einer angesehenen Zeitung erfahren, die wegen einer Zeichnung entlassen wurde. Der politische Druck auf regierungskritische Blätter und Medien wächst.

Caracas - Die venezolanische Zeitung „El Universal“ hat ihre Karikaturistin Rayma Suprani wegen einer regierungskritischen Zeichnung gefeuert. Suprani galt bisher als eine Art Markenzeichen des Traditionsblattes, das bis Mitte des Jahres als eines der letzten großen Medienorgane der sozialistischen Regierung kritisch gegenüberstand – bis zu seiner Übernahme durch eine obskure spanische Firma. „Die Regierung kauft die Medien auf, die sie nicht zum Schweigen bringen kann“, vermutet die Zeichnerin.

 

Die grafische Darstellung eines normalen Herzschlags, darunter die Unterschrift des früheren Staatschefs Chávez, deren Krakel in eine gerade Linie ohne Ausschläge ausläuft – dieser gezeichnete Kommentar zum „Gesundheitswesen in Venezuela“ kostete der 45jährigen Karikaturistin den Job bei „El Universal“, wo sie seit 19 Jahren arbeitet. Tatsächlich ist die Lage der Gesundheitsversorgung kritisch in Venezuela. Wegen der Devisenknappheit können Kliniken und Arztpraxen nicht mehr die nötigen Apparate und Medikamente kaufen. Hinzu kommt eine Dengue-Epidemie.

Die Regierung macht Druck

Die Entlassung der renommierten Zeichnerin wirft ein Licht auf den Verkauf der 105 Jahre alten, traditionell konservativen Zeitung, die 2002 einen Putschversuch gegen Staatschef Hugo Chávez mit der Schlagzeile „Ein Schritt vorwärts!“ begrüßt hatte. Als sie im Sommer, angeblich für 90 Millionen Euro, den Besitzer wechselte, hieß es zunächst, an ihrer redaktionellen Linie werde sich nichts ändern. Im Zuge einer „Restrukturierung der Meinungsseiten“ wurden allerdings mehrere Kommentatoren nicht mehr gedruckt.

Die Familie des Gründers hatte das Blatt an die spanische Investment-Gesellschaft Epalisticia verkauft. Was die geschasste Karikaturistin vermutet, gilt vielen als Gewissheit: Dass hinter Epalisticia in Wahrheit die Regierung oder Regierungsmitglieder stehen, die sich persönlich bereichern und die Opposition unterdrücken wollen. Das wäre keine neue Taktik. Zuvor waren bereits einflussreiche TV-Sender verkauft worden. Die Zeitungen werden vor allem über die Verweigerung von Devisenzuteilungen unter Druck gesetzt, ohne die sie kein Papier importieren können. Viele haben deshalb schon aufgegeben.