Der Bauausschuss in Stuttgart diskutiert über die geplanten Neubauten am Karlsplatz. Und stößt dabei auf Hindernisse.

Stuttgart - Das von Breuninger geplante Dorotheen-Quartier am Karlsplatz ist politisch zwar auf gutem Weg, aber an den Plänen für die drei neuen Geschäftsbauten wird das Architekturbüro Behnisch noch einiges feilen müssen. Im Städtebauausschuss, der am Dienstagnachmittag über das 200-Millionen-Euro-Vorhaben diskutierte, wurde deutlich, dass die Stadtplaner im Rathaus das moderne Projekt mit seiner prägnanten topografisch bewegten Dachlandschaft in die historischen Schranken weisen wollen. Das heißt konkret: vor allem die Markthalle und das alte Waisenhaus als prägende Bauten am Karlsplatz, oder auch der Turm der Stiftskirche sollen von den Neubauten nicht verdeckt werden, die Sichtachsen auf den Straßen des Quartiers vielmehr weiterhin den Blick auf die historische Bausubstanz zulassen, zumindest auf Teile davon.

 

„Wenn wir die Markthalle an der Dorotheenstraße oder das Waisenhaus an der Holzstraße mit den Neubauten in eine Reihe stellen, werden beide an Bedeutung verlieren“, warnte Uwe Stuckenbrock vom Stadtplanungsamt mit Verweis auf die gewachsenen Strukturen des Quartiers. Die Architektenschaft, die sich insgesamt positiv zum Projekt äußerte, reagierte auf den Appell gespalten. Neben Zustimmung gab es den Hinweis, die freie Sicht etwa auf den Erker der Markthalle sei für den Blickwinkel der Fußgänger wichtig, deshalb aber müsse nicht gleich die Gebäudeflucht zurückgenommen werden.

Zur Erinnerung: Seit dem internationalen Wettbewerb 2010 wurde um die Masse und die Höhe der Bauten gestritten, bis die Geschossfläche auf die jetzt erreichten 38 000 Quadratmeter reduziert war. Nun geht es um den Feinschliff. Das freilich birgt neuen Konfliktstoff, wenn dadurch dem Investor kostbare Fläche verloren geht, an der Holzstraße wären das laut Stadt etwa 600 Quadratmeter. Dort droht auch die Bushaltestelle der geplanten Tiefgaragenzufahrt im Wege zu stehen.

Glasteile, bedruckt und begrünt

Viel mehr Interesse weckt in der Fachwelt aber die Verteilung der Baumassen und vor allem der hohe Dachaufbau. Franz Pesch stellte besorgt die Frage: „Wird eine Urbanisierung gelingen oder bekommt man nur eine gläserne Haut wie am Königsbau?“ Baubürgermeister Matthias Hahn versicherte: „Das ist keine Glashülle, es wird sich ganz anders darstellen.“ So würden die senkrechten Glasteile bedruckt sein, die flachen begrünt.

Interessant: Gleich mehrfach wurde seitens der Architektenschaft mit Verweis auf den Entwurf des dritten Preisträgers im Wettbewerb angeregt, über unterschiedliche Höhen für die drei Bauten nachzudenken. Tenor: mehr Etagen zur Holzstraße, weniger zum Karlsplatz.

Über das Dorotheenquartier mit Läden, Büros, Gastronomie und Wohnungen wird noch viel diskutiert werden. Baubürgermeister Hahn kündigte im Technikausschuss des Gemeinderats an, dass es im Zuge des bereits angelaufenen Bebauungsplanverfahrens nach den Pfingstferien auch eine Bürgeranhörung in der Form eines Informations- und Ausspracheabends geben werde. Der Ausschuss selbst vertagte am Dienstag eine Debatte. Der Stadt liegt offensichtlich daran, zunächst die Fachleute im Städtebauausschuss, den Bezirksbeirat von Mitte sowie die Bürgerschaft diskutieren und die Architekten Detailpläne erarbeiten zu lassen. Hahn nannte den 18. September als Tag für die Einbringung des Bebauungsplanentwurfs im Technikausschuss. „Das setzt natürlich voraus, dass wir auch im Ausschuss vor der Sommerpause nochmals ausführlich über die Pläne diskutieren“, betonte er.