Von hinten gepackt, Mund und Augen zugehalten und auf den Boden gerissen – wegen mehrerer nächtlicher Übergriffe auf Frauen ist ein 24-Jähriger in Karlsruhe zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Karlsruhe - Ein wegen sexueller Attacken auf fünf junge Frauen angeklagter Mann ist am Mittwoch wegen Nötigung und Körperverletzung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter des Amtsgerichts Karlsruhe bezogen in ihr Strafmaß auch eine einjährige Bewährungsstrafe wegen einer ähnlichen Tat mit ein, die der 24-Jährige schon im Juni 2016 begangen hatte. Er habe sich vollkommen unbelehrbar gezeigt und in Karlsruhe für viel Angst und Schrecken gesorgt, begründete der Richter sein Urteil (Az.: 2 Ls 270 Js 6567/17). Ein sexuelles Motiv sei dem 24-Jährigen aber nicht nachzuweisen. Der Mann hatte die Frauen von hinten gepackt, ihnen Mund und Augen zugehalten und sie dabei teilweise auch zu Boden gerissen. Als sie schrien und sich wehrten, flüchtete er.

 

Die Übergriffe gestand er während der Verhandlung und entschuldigte sich weinend bei vier der als Zeuginnen vernommenen Opfer. Die fünfte Frau lebt inzwischen in der Türkei, ihre Aussage wurde schriftlich verlesen. Das Motiv des 24-Jährigen blieb im Dunkeln. Vor den Zeugenaussagen hatte er geltend gemacht, bei den Attacken betrunken gewesen zu sein und sich an die ersten Übergriffe nicht erinnern zu können. Bei dem letzten ihm zur Last gelegten Fall habe ihn die Frau zuvor angerempelt.

Der sichtlich genervte Richter schenkte dem wenig Glauben und fragte beharrlich nach den Beweggründen des jungen Mannes. „Auffällig ist es schon, dass es lauter junge Damen waren“, sagte er. „Was sollte das?“ Alle Attacken seien zudem nach dem gleichen Muster abgelaufen. Der Menge des Alkohols nach zu urteilen, die der Angeklagte getrunken haben wolle, seien die Erinnerungslücken wenig plausibel. Für die letzte Tat im Februar, nach der er direkt gefasst worden war, liege sogar ein Bluttest vor. Der Mann habe da nicht mal ein Promille gehabt.

Zuerst einen Studenten im Visier gehabt

Auch die Frauen hatten keinen Alkoholgeruch oder sonstige Hinweise auf Trunkenheit bemerkt. Ebenso wenig berichteten sie aber davon, begrapscht worden zu sein. „Seine Hände waren nur in meinem Gesicht“, sagte eines der Opfer. Dem Angeklagten kamen während der ersten Entschuldigung die Tränen, zwischenzeitlich schluchzte er laut. Drei der jungen Frauen erzählten vor Gericht von Angst und Schlaflosigkeit seit den Vorfällen. „Den Weg, den ich in jener Nacht gegangen bin, kann ich bis heute nicht gehen“, sagte eine 33-Jährige. Ein weiteres Opfer schaute dem Angeklagten nach dessen Entschuldigung direkt ins Gesicht und fragte: „Warum?“

Die Anklage hatte auf versuchte sexuelle Nötigung und Körperverletzung gelautet. Die am Mittwoch verhandelten fünf Übergriffe hatten sich zwischen Dezember 2016 und Februar diesen Jahres ereignet; der sechste im Juni vergangenen Jahres. Seit seiner Festnahme am 20. Februar saß der 24-Jährige in Untersuchungshaft.

Zunächst hatte die Polizei einen 22-jährigen Studenten im Visier gehabt und die Staatsanwaltschaft ihn sogar angeklagt. Der inzwischen 23 Jahre alte Mann hatte sich Ende Januar gestellt, nachdem die Polizei ihn mit Fotos von einer Überwachungskamera einer Straßenbahn gesucht hatte. Er erwies sich aber als unschuldig, bevor es überhaupt zu einer Verhandlung kam.