Das Landgericht Karlsruhe hat eine Bande von Dieseldieben zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die vier Männer hatten rund 900.000 Liter Diesel und Heizöl im Wert von rund einer Million Euro abgezweigt und verkauft.

Karlsruhe - Kraftstoffdiebstahl in großem Stil wurde ihnen zur Last gelegt: am Dienstag verurteilte jetzt die Dritte Kammer des Landgerichts Karlsruhe vier von sechs Haupttätern der sogenannten Treibstoffbande zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen. Zwei Angeklagte kamen mit Bewährungsstrafen davon.

 

Am Ende war es ein simples Überwachungsmodul an einer Straßenkreuzung, das den Fahndern half: die Mautstelle am Wörther Kreuz, wo sich die Autobahn 65 ins südpfälzische Landau und die B 9 nach Germersheim kreuzen. Jedes Mal wenn die Saugwagen mit geklautem Diesel die Stelle passierten, „klickte“ das Erfassungsgerät. Damit ließen sich schlussendlich 99 Lastwagenfahrten nachweisen.

Der Vorsitzende Richter am Landgericht, Leonhardt Schmidt, sagte bei der Verkündung des Urteils – das die Angeklagten weitgehend regungslos über sich ergehen ließen –, er habe in dem Verfahren viel gelernt. Etwa, dass angesichts der riesigen Spritmengen auf dem weitläufigen Gelände der Karlsruher Raffinerie das Abpumpen von 10 000 Liter Dieselöl nicht auffalle. Zwischen Anfang 2011 und Mitte Mai 2012 hatten vier der Haupttäter regelmäßig Dieselkraftstoff aus dem Areal der 450 Hektar großen Miro geschmuggelt. Dies geschah meist in einem 10 000 Liter fassenden Saugwagen, mit dem zwei der Täter – als Mitarbeiter einer Reinigungsfirma getarnt – regelmäßig auf dem Gelände zu tun hatten. Ein dritter, der 53-jährige Mitarbeiter einer Wachfirma, drückte ein Auge zu, wenn der Wagen das Zufahrtstor der Raffinerie passierte.

Der Stützpunktleiter gilt als Haupttäter

Als Haupttäter hatte der Staatsanwalt Alexander Kitanoff schon zu Beginn des Verfahrens den 39-jährigen Stützpunktleiter der Reinigungsfirma ausgemacht. Die Kammer verurteilte ihn jetzt zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis. Ein weiterer Mitarbeiter der in der Pfalz beheimateten Firma bekam – als Beteiligter bei allen 99 Fahrten – drei Jahre und sechs Monate. Der 48-jährige Initiator der Diebesserie, der nur an einem Teil der Gaunerei beteiligt war, erhielt zwei Jahre und sechs Monate. Ihm wurde wohl zugutegehalten, dass er – wenn auch anonym – die anderen fünf Beteiligten „aus Rache“ angeschwärzt hatte, wie er vor Gericht sagte.

Auch der Wachmann, obwohl er an den Erlösen der Diebesbande nur in sehr geringem Maße beteiligt war, erhielt eine dreijährige Haftstrafe. Nach Berechnungen des Gerichts hatten die Haupttäter zwischen 65 000 und 180 000 Euro in die eigene Tasche gesteckt. Am Ende listeten Staatsanwaltschaft und Gericht insgesamt rund 950 000 Liter Dieselöl auf, die illegal das Gelände verlassen hatten. Alle Angeklagten waren geständig, detailliert nachgewiesen werden konnte die Menge aber mittels der Mauterfassung. Lobende Worte fand der Richter für einen ursprünglich als Haupthehler gebrandmarkten 41-jährigen Ludwigshafener, der Teile der Ware weitervermittelte. Dieser habe ein Geständnis abgelegt und viel Aufklärungshilfe geleistet – etwa indem er detailliert die Abnehmer nannte. Er erhielt jetzt zwei Jahre auf Bewährung, ebenso wie der 42-jährige Schwager des Stützpunktleiters. Zwei Dutzend Abnehmer der Hehlerware – darunter Landwirte, Betreiber freier Tankstellen, Fuhrunternehmer und ein Recyclinghof – müssen noch mit Strafbefehlen rechnen. Die Taten zweier Werksmeister der Karlsruher Raffinerie, die 2012 bei der Diebstahlserie mitmischten, werden – nachdem sie von einem der Haupttäter vor Gericht der Mittäterschaft bezichtigt wurden – vermutlich in einem gesonderten Verfahren verhandelt.