Weil die Zustände in einer Karlsruher Flüchtlingsunterkunft offenbar unzumutbar sind, haben nun einige Helfer offen angeprangert, was alles schief läuft.

Karlsruhe - Der Flüchtlingsandrang in der Unterkunft für neu ankommende Asylbewerber in Karlsruhe stellt die Einrichtung vor etliche Probleme. „Soweit wirkliche Missstände auftreten, werden diese abgestellt“, teilte das Regierungspräsidium mit Blick auf einen offenen Brief (19. Februar) von zwei ehrenamtlichen Helferinnen mit. Die Frauen hatten in dem Schreiben an die Behörde über unhaltbare Zustände in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Flüchtlinge berichtet.

 

Die Mitarbeiter in der LEA seien extrem überlastet und verhielten sich deswegen unprofessionell gegenüber den Flüchtlingen, schrieben Vivienne Peter und Elke Scherr. Die Behörde räumte „einzelne Probleme und Schwierigkeiten“ ein.

„Auf allen Seiten ist extremer Frust zu beobachten, die psychische Belastung ist sehr hoch“, schreiben die beiden Freiburgerinnen, die eine serbische Familie zur Registrierung in der LEA nach Karlsruhe begleiteten. „Mehrfach haben wir miterlebt, wie Geflüchtete angeschrien (...) wurden.“

Eltern mit Babys hätten für ihre Registrierung stundenlang in einer Schlange im Freien anstehen müssen. Der vorgesehene Warteraum sei unzumutbar: „Beim Betreten des Raumes kommt sofort ein strenger Geruch entgegen, die Luft ist extrem schlecht, es gibt keine Sitzgelegenheiten, die Menschen, darunter viele Frauen mit kleinen Kindern, sitzen auf dem Boden mit Tapezierflies.“ Die neu eintreffenden Flüchtlinge wüssten nicht, was von ihnen als nächstes erwartet werde. „Selbst für uns war es extrem schwierig, an Informationen zu gelangen“, erklärten die Ehrenamtlichen.

Dazu befragt antwortete das Regierungspräsidium: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LEA und ihrer Außenstellen sowie die der beauftragten Firmen arbeiten unter sehr hohem Druck und sehr schwierigen Rahmenbedingungen mit großem persönlichen Engagement und in sehr guter Weise.“ Einzelne Probleme könnten aber wegen der hohen Zugangszahlen nie ganz ausgeschlossen werden.

Die Beschreibung der Zustände in dem Brief gebe die alltägliche Realität in der Einrichtung wieder, sagte am Montag Beate Deckwart-Boller von der Verfahrens- und Sozialberatung in der LEA. Die Sozialarbeiterin von Diakonischem Werk und Caritas fühlten sich in ihrer Arbeit oft beeinträchtigt, weil „sich jede Woche alles ändert und wir gar nicht wissen, was wir beraten sollen“. Bei Fragen wie Details der Registrierung oder der Auszahlung des Taschengelds herrsche oft nur Chaos.