Aus dem Turnerbund Cannstatt heraus entstand der Cannstatter Quellen-Club. Schwerpunkt des gut 200 Mitglieder starken Vereins liegt auf dem karnevalistischen Tanzsport.

Bad Cannstatt - Das muss eine rauschende Feier gewesen sein, die Faschingsfeier des Turnerbunds Cannstatt im Jahr 1966. Denn danach beschloss das damalige Organisationsteam, einen Karnevalsverein zu gründen – schließlich gab es bis dato in Bad Cannstatt zwar schon eine rege Fasnet des Kübelesvereins, aber keinen Karneval. Gesagt, getan: es entstand der Cannstatter Quellen-Club. Genau genommen wird der Verein also in diesem Jahr bereits 51 Jahre alt, doch im Karneval rechnet man schließlich nicht in Kalenderjahren, sondern in Kampagnen. Und weil die Kampagne 2016/2017 nun ihrem Höhepunkt zustrebt, darf auch noch weiter der 50. Geburtstag gefeiert werden. In den kommenden Tagen besuchen die Cannstatter Karnevalisten unter anderem zahlreiche Prunksitzungen befreundeter Vereine, geben sich beim Empfang des Oberbürgermeisters im Stuttgarter Rathaus die Ehre und sind natürlich auf dem Närrischen Wochenmarkt und beim Kübelesrennen in Bad Cannstatt am Start. Solche Outdoor-Aktivitäten bilden aber die Ausnahme. „Eigentlich spielt sich Karneval im Gegensatz zur Fasnet vor allem in Hallen ab“, sagt der Präsident Miltiadis Katsaoras.

 

Turniertanzgarde und Männerballett

Das gilt für den Cannstatter Quellen-Club besonders. Von Anfang an liegt der Fokus des Vereins auf dem karnevalistischen Tanzsport. Mit zwei Jahren fangen die jüngsten bei den Quellen-Krümeln an, dann geht es weiter über die Pünktchen- in die Kinder- und die Juniorengarde bis zur Rot-Weißen Garde mit Tänzerinnen zwischen 15 und 32 Jahren. „Weil Turniersport betrieben wird, müssen wir bei unseren Garden genaue Altersgrenzen ziehen“, erklärt Katsaoras, der früher selbst aktiver Tänzer war und inzwischen den Verein in der achten Kampagne als Präsident führt. Zu den Turniertanzgruppen kommen die Solisten und natürlich Freizeitgruppen: Die Schautanz und Samba-Gruppe, Uhus und Globetrottel sowie das Männerballett vervollständigen die Reihen der Tänzer des Quellen-Clubs.

Im Lauf der Zeit hat sich im Verein und im Sport viel verändert, besonders deutlich zeigt sich dies an den Kostümen der Tänzerinnen und Tänzer, die im Quellen-Club vom vereinseigenen Nähteam hergestellt werden. Im Fundus des Vereins an der Rosenaustraße in Bad Cannstatt spiegelt sich der Wandel nicht nur optisch im Wechsel von matten rot-weißen Farben der älteren bis zu den glänzenden Stoffen der neuen Kostüme wider, sondern vor allem in deren Funktionalität: „Die neuen Stoffe sind leichter und vor allem elastischer geworden, da der Gardetanz auch zunehmend akrobatischer wird“, so der Präsident.

Verein sucht neue Räume

Eine weitere große Veränderung erlebte die Karnevalsgesellschaft 2008, als mit den Quellenweibern die Maskengruppe wieder belebt wurde, inzwischen sind die Figuren Brandmütterle, Wassermännle und Cannstatter Wirt dazugekommen. Bei allen handelt es sich um an die Cannstatter Geschichte angelehnte Figuren – die Quellenweiber brachten früher das Wasser von den Brunnen zu Kranken und Bedürftigen. Man verstehe sich ganz klar als Cannstatter Verein, auch wenn Tänzerinnen teilweise aus der ganzen Region kämen und in dieser Saison erstmals eine Tanzgemeinschaft mit einem Backnanger Verein eingegangen worden sei, sagt Katsaoras. Einziger Wermutstropfen ist das in der Neckarvorstadt gelegene Vereinsheim: „Nach einem Wasserschaden ist es eher ein Lager geworden.“ Der Verein suche händeringend nach einer neuen Bleibe mit Trainingsmöglichkeit und ausreichend Platz für Veranstaltungen. Das wäre wohl das schönste Geschenk, das der Quellen-Club zum 50. Geburtstag bekommen könnte.

Der runde Geburtstag wird am Faschingsdienstag noch einmal gefeiert, wenn die Faschingsparty des Vereins in Steinhaldenfeld steigt. Für Katsaoras ist es wichtig, dass der Verein auch im gesetzten Alter von 50 Jahren nicht starr an Traditionen festhält, sondern moderne Veranstaltungen organisiert, die junge Leute ansprechen – sind doch mehr als 40 Prozent der Mitglieder des Cannstatter Quellen-Clubs jünger als 18 Jahre. „Deshalb wollen mir bei unserer Party weg von zu langen und zu zahlreichen Büttenreden hin zu mehr Spaß, Tanz und Gesang.“