Sechs Karstadt-Häuser sollen 2015 geschlossen werden. Während Verdi ein tragfähiges Zukunftskonzept vermisst, will der neue Karstadt-Chef mit den Mitarbeitern über weitere Einschnitte sprechen.

Stuttgart - Nach der angekündigten Schließung von sechs Häusern will der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl im Zuge der Konzernsanierung mit der Belegschaft über mögliche Zugeständnisse verhandeln. „Wir müssen über Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sprechen und darüber, die Tarifpause über 2015 hinaus zu verlängern“, sagte Fanderl dem „Handelsblatt“ (Freitag).

 

Bis Mitte nächsten Jahres sollen zwei klassische Warenhäuser in Hamburg-Billstedt und Stuttgart schließen. Außerdem sollen die Filialen der auf junge Mode spezialisierten Kette „K-Town“ in Köln und Göttingen sowie die Schnäppchenmärkte des Konzerns in Paderborn und Frankfurt/Oder ihre Tore zumachen. Nach Angaben des Betriebsrates könnten von den angekündigten Schließungen bis zu 240 Arbeitsplätze betroffen sein. Zusätzlich sei der Abbau von rund 2000 Stellen geplant.

Die geplante Schließung des Karstadt-Hauses in Stuttgart hat nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi nichts mit der schwierigen Lage des Konzerns zu tun. „Hier saniert sich der Immobilienbesitzer Benko auf dem Rücken der Stuttgarter Belegschaft“, sagte Verdi-Landesfachbereichsleiter Bernhard Franke in Stuttgart mit Blick auf den Neu-Eigentümer René Benko.

Fanderl kündigte an, bei weiteren acht bis zehn Filialen werde er individuelle Lösungen suchen. „Wir sprechen etwa mit den Vermietern, ob es alternative Nutzungen für den Standort gibt und eine Chance besteht, früher aus den laufenden Mietverträgen herauszukommen“, sagte der 51-jährige Manager dem „Handelsblatt“. Zugleich kündigte er an, die Signa-Holding werde weiteres Geld zur Verfügung stellen. „Die Signa wird nach der erfolgreichen Sanierung über die kommenden Jahre in dreistelliger Millionenhöhe in das präsentierte Zukunftskonzept investieren.“

Der Karstadt-Gesamtbetriebsratchef Hellmut Patzelt sprach von einem „dunklen Tag für die Beschäftigten“. Karstadt hat derzeit noch insgesamt 17 000 Beschäftigte. Der für Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat sitzende Arno Peukes sagte, nach wie vor sei die Zukunft von 21 Warenhäusern, die rote Zahlen schreiben, ungewiss. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft würden alles daran setzen, diese Häuser zu erhalten. Die nächste Aufsichtsratssitzung sei für Anfang nächsten Jahres geplant.

Verdi-Sprecherin Eva Völpel begrüßte am Freitagmorgen im RBB-Inforadio die Entscheidung für den neuen Karstadt-Chef: „Herr Fanderl hat große Expertise im Handel und das ist genau das, was Karstadt jetzt auch braucht.“ Dennoch müsse nun offengelegt werden „wie man sich den Umbau tatsächlich vorstellt“ und Karstadt „voranbringen will, statt ständig nur an der Kostenschraube zu drehen.“