Die Nachricht vom Aus der Stuttgarter Karstadt-Filiale an der Königstraße zieht heftige Kritik der Gewerkschaft Verdi nach sich. Zeitgleich wird bereits über die künftige Nutzung der Immobilie spekuliert – Modefilialisten wie Primark gelten als mögliche Mieter.

Stuttgart - Werbung in der ganzen Stadt, eine Eröffnung mit TV-Prominenz und OB und von der Hoffnung auf dicke Gewinne strotzende Ausblicke auf die Zukunft des Stuttgarter Einzelhandels. Nein, die Rede ist nicht von den Eröffnungen von Gerber und Milaneo – die Rede ist von der Eröffnung der Karstadt-Filiale auf Höhe der Schulstraße im April 1996. Inzwischen ist jedoch klar, dieser Standort wird im Juni 2015 endgültig schließen.

 

Das Vorgehen des Konzerns löst scharfe Kritik aus. „Im März hatte der damalige Arbeitsdirektor des Unternehmens, Kai-Uwe Weitz, noch gesagt, dass der Standort profitabel sei und man bei Karstadt mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Stuttgart zufrieden wäre“, berichtet der Landesfachsekretär von Verdi für Handel, Wolfgang Krüger. Problematisch sei lediglich die hohe Miete gewesen. Zwar ist die Immobilie an der Königstraße im Besitz des Karstadt-Eigentümers René Benko. Doch soll die Signa Holding – die Firma des österreichischen Immobilienunternehmers – von der eigenen Marke ungewöhnlich hohe Mieten verlangt haben. „Karstadt in Stuttgart musste nach unseren Informationen 15 Prozent des Umsatzes an Signa bezahlen“, sagt Krüger, üblich seien jedoch einstellige Anteile am Umsatz. Allein dadurch sei der Kostendruck entstanden, so Krüger.

„Es sieht so aus, als suche René Benko lieber einen profitablen neuen Mieter für die Immobilie, als an die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens zu denken“, so Krüger. Für die These des Gewerkschafters spricht, dass die Signa-Holding auf ihrer Internetseite die Immobilie bereits bewirbt. „Der Standort bietet Potenzial für Filialisten, welche nach innerstädtischen Flächen suchen, die aufgrund des Flächenmangels in den letzten Jahren nicht bedient werden konnten“, heißt es da aktuell. „Dieses Vorgehen verurteilen wir“, empört sich Krüger, „die Belegschaft hat auf Lohn verzichtet, um den Standort zu retten.“ Nun sehe man Benko in der Pflicht, sich um die Mitarbeiter zu kümmern. Laut Verdi arbeiten bei Karstadt Stuttgart 180 Menschen direkt beim Warenhaus, weitere 30 in der Gastronomie, einer Tochter des Konzerns, sowie 20 geringfügig Beschäftigte.

Der Standort der Karstadt-Filiale gilt als Filetgrundstück

Das Aus von Karstadt an der Königstraße löst in Handelskreisen auf der einen Seite natürlich Bedauern aus, auf der anderen Seite richten sich die Gedanken auf die Zeit nach Juni 2015. „Ich wünsche mir an dieser Stelle einen möglichst attraktiven Einzelhandel“, erklärt die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Sabine Hagmann. Das Filetgrundstück auf Höhe der Schulstraße liege in der Klammer zwischen den Shoppingcentern Gerber und Milaneo. „Ein möglichst attraktiver Mieter an diesem Ort ist somit entscheidend für die Anziehungskraft der gesamten Innenstadt“, so Hagmann.

Der Aufwand, Karstadt an diesem Standort zu retten, wäre aus Sicht der Verbandschefin mit Sicherheit enorm gewesen. „Es wurde lange nichts mehr in das Warenhaus investiert“, erklärt sie und fügt an: „Das ist inzwischen auch für die Kunden sichtbar.“ Angesichts der neuen Konkurrenz im Stuttgarter Handel sei man bei Karstadt mit dem eigenen Auftritt an einer so prominenten Stelle offenbar nicht mehr zufrieden gewesen, glaubt Hagmann.

Bershka oder Primark kämen als Nachfolger in Frage

Auch die Stuttgarter City-Initiative ist nach eigenem Bekunden davon ausgegangen, dass Karstadt in Stuttgart profitabel arbeiten könnte. Und: „Die Immobilie ist von mehreren Seiten zugänglich“, erklärt die City-Managerin, Bettina Fuchs. Es sei somit möglich, mehrere Ankermieter unterzubringen. „Ein Apple-Store wäre etwa eine tolle Option“, sagt Fuchs und fügt hinzu: „Es ist gut möglich, dass die oberen Stockwerke in Büros umgewandelt werden müssen.“ Denn im Handel sei ein viertes Obergeschoss nur schwer zu vermieten.

Die Gewerbemakler gehen aktuell davon aus, dass für diese Lage vor allem Konzepte in Frage kommen, die sich bereits in den neuen Centern etabliert haben. „Mode-Ketten wie Primark oder Bershka haben womöglich schon Angebote für diese Flächen auf dem Tisch“, glaubt beispielsweise die Teamchefin für den Bereich Handel bei Jones Lang Lasalle, Sirin Ates.