Erstaunlich treffsicher sei sie beim Vorhersagen von Wasserschäden: Sylvie Kollin ist seit 25 Jahren Kartenlegerin, bei einer Veranstaltung in Riedenberg hat sie über ihr bewegtes Leben als Wahrsagerin geplaudert.

Riedenberg - Mit Tarot, Pendeln oder Handlesen kann Sylvie Kollin wenig anfangen. „Das ist alles viel zu mystisch, das versteht doch eh keiner“, sagt die Hannoveranerin mit den roten Haaren. Doch die Branche ist ihr alles andere als fremd, sie ist seit über 25 Jahren professionelle Kartenlegerin. Sie habe auch schon zahlreichen Promis und Politikern, wie dem Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff, die Karten der Zukunft gelegt.

 

In vielen Religionen wird die Wahrsagerei nicht anerkannt, weil sie als Anmaßung des Menschen gegenüber Gott verstanden wird. „Ich bin auch in der Kirche, aber das muss sich nicht beißen“, sagt die Kartenlegerin. Das sieht Mirjam Messmer, die Kulturreferentin des Wohnstifts Augustinum, ähnlich. Sie hat Kollin zur Diskussion am Freitag eingeladen. Sympathisch ehrlich erzählt die 66-jährige Kartenlegerin aus ihrem bewegten Wahrsager-Leben, über das sie schon drei Bücher gefüllt hat.

Kipperkarten für die Zukunftsprognose

Kollin betont immer wieder, dass sie nicht Schicksal spielen will. Mit der Kunst des Kartenlegens, auch Kartomantie genannt, ermittele sie mit Hilfe von Spielkarten die aktuelle Lebenslage. Daraus könne der Kartenleger auf dessen Zukunft schließen. Für ihre Zukunftsprognose verwendet Kollin sogenannte Kipperkarten sowie gewöhnliche Skatkarten. Das Kipperkartenspiel besteht aus 36 nummerierten Karten, auf denen Personen oder Ereignisse aus dem Alltag abgebildet sind. Sie ähneln den Tarotkarten, jedoch lassen sich die Kipperkarten leichter deuten: Was genau die einzelnen Motive bedeuten, erklärt der Titel einer jeden Karte.

„Das Wissen über das, was passieren wird, entspannt“, erklärt die Kartenlegerin. Für sich selbst kann sie schon lang keine Karten mehr legen. „Ich bin da nicht mehr objektiv“, gesteht sie. Aus diesem Grund lehnt Kollin auch das Pendeln ab. „Das ist einfach Selbstbetrug, man beeinflusst das Pendel unbewusst.“ Ihre Prognosen erstellt sie intuitiv, für Kopfmenschen sei diese Art eher ungeeignet. „Kartenlesen können viele, man darf aber nicht alles hinterfragen“, erklärt sie. Sie sieht ihre Tätigkeit als Lebensberatung, das Schicksal liegt ihrer Meinung nach im Unterbewusstsein und werde bei der Geburt festgeschrieben.

Obwohl der Tod zum Leben gehört, behauptet Kollin, nur positive Ereignisse vorhersagen zu können. Ob sie sich ihrer Verantwortung bewusst sei, will das Publikum wissen. „Labile und nicht gefestigte Menschen sollten es bleiben lassen. Sie denken dann permanent daran“, sagt Kollin. Sie habe deshalb schon Sitzungen abgebrochen und aufs Honorar verzichtet.

Von Live-Shows hält Kollin nichts

Grundsätzlich ist die Kartomanie bei einem Preis von 195 Euro für eine einstündige Beratung nichts für Zweifler. „Meine Klienten meinen es ernst, viele sind seit Jahren Stammkunden und stehen voll hinter mir“, sagt Kollin. Ihr Klientenkreis umfasst alle Altersgruppen, viele Selbstständige und Kleinunternehmer suchen ihren Rat. „Die haben es oft schwer und fragen, ob sie so weitermachen sollen“, erzählt sie. Ihre Dienste bietet sie auch auf Empfängen und Events an, Live-Shows oder Hotlines lehnt Kollin ab. Nach fast 30 Jahren kennt sie die Branche und weiß sich gegen Kritiker zu verteidigen.

Ob ihre Vorhersagen eintreten, könnten ihre Kunden selbst überprüfen: „Ich schreibe meine Vorhersagen immer auf und gebe sie dem Fragesteller“, sagt sie. „Erstaunlich treffsicher bin ich bei Wasserschäden oder Blitzern.“