Es war zu erwarten, dass es emotional zugehen würde. Am Wochenende haben die Katholiken von Birkach und Hohenheim über die Zukunft der Pallotti-Kirche diskutiert. Eine Probeabstimmung zeigte: das Gotteshaus hat keine.

Birkach/Hohenheim - Es war eine klare Antwort, auf die Birkacher Katholiken beim öffentlichen Teil der Sitzung des Kirchengemeiderats im Gemeindesaal Padua mit wachsender Ungeduld warten mussten. Vertreter des Siedlungswerks und der Flüchtlingsbeauftragte der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Thomas Broch, ließen sich Zeit damit, sich vorzustellen und wie Broch über die Flüchtlingskrise des Jahres 2014 zu referieren.

 

Vermutlich wird die Kirche abgerissen

Eine Zwischenfrage aus dem Publikum machte aber dann deutlich, dass die anwesenden Birkacher Katholiken auf den Zuhörerrängen all dies wenig interessierte. „Soll die Pallotti-Kirche nun abgerissen werden oder nicht?“, wollte ein Mann wissen. Christiane Reim, zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, bejahte dies sodann. Sofern die Gemeinde sich für den vorgestellten Plan entscheiden wird, fügte sie hinzu. Das letzte Wort zum Ende der Pallotti-Kirche ist also noch nicht gesprochen, zumal die Stadt auch den Bebauungsplan für das Areal ändern müsste.

Aber das Gremium der Kirchengemeinderäte ließ auch keinen Zweifel daran, dass es einen Abriss seit Jahren als Ziel verfolgt. Nun sei die Diözese überzeugt, dass die Kirche aufgegeben werden könnte, lautete der Tenor. Denn gemeinsam mit dem von der Diözese und der Landesbank Baden-Württemberg getragenen katholischen Wohnungsunternehmen Siedlungswerk sei ein Plan entwickelt worden, der die Zustimmung von Bischof Gebhard Fürst gefunden habe.

Wohnquartier für Flüchtlinge und Asylbewerber

Der Flüchtlingsbeauftragte der Diözese Rottenburg-Stuttgart betonte, dass sich Bischof Fürst mit dem Abriss der Palotti-Kirche abgefunden hätte, weil in dem Wohnquartier, das an seiner Stelle entstehen soll, Wohnraum für Asylbewerber und für Flüchtlinge mit einem Aufenthaltsrecht in Deutschland entstehen soll. Broch verwies auf die Aufnahme von Flüchtlingen in leeren Räumen des früheren Klosters Weingarten in diesem Frühjahr, die auf die Initiative von Bischof Fürst zurückgehe.

Doch auf dem Areal, auf dem heute die Pallotti-Kirche steht, sollen nach Plänen der Kirche nicht nur Wohnungen für Flüchtlinge und Studenten entstehen, sondern auch Wohnraum für Durchschnittsbürger. Einige Birkacher Katholiken sprachen deshalb von einem Geschäft, das die Kirche auf dem Rücken der Birkacher Gläubigen machen wolle.

Auch in den Reihen der Kirchengemeinderäte gab es nicht nur Zustimmung zu den Plänen für einen Abriss der Palotti-Kirche. Der Kirchengemeinderat Matthias Lutz warf den Vertretern der Diözese und des Siedlungswerks vor, die Birkacher einzulullen. Den Flüchtlingsbeauftragten der Diözese, Thomas Broch, ging er scharf an. „Es ist schäbig von Ihnen, dass Sie den Verzicht auf die Pallotti-Kirche mit dem Flüchtlingselend begründen“, sagte Lutz.

Auch ein Nonnenkonvent wäre denkbar

Die Befürworter des Wohnquartiers an der Stelle der Pallotti-Kirche stellten klar, dass es einen Versammlungs- und Andachtsraum für die Katholiken in Birkach auf dem Gelände geben soll. Thomas Broch stellte zudem in Aussicht, dass das Gelände auch einen Nonnenkonvent beherbergen könnte. Christiane Reim bat die anwesenden Katholiken nach der hitzigen Debatte zu einer Probeabstimmung über den vorgestellten Plan. Die Mehrheit im Publikum sprach sich dafür aus. Zuvor hatte ein Ehepaar allerdings den Raum verlassen und dabei deutlich seinen Unmut formuliert.