Die kleine St.-Ulrich-Gemeinde Fasanenhof und die große St.-Hedwig-Gemeinde Möhringen-Sonnenberg wollen eine Gesamtkirchengemeinde bilden, aber nicht fusionieren.Auch die künftigen Kirchengemeinderäte müssen sich noch mit Strukturen beschäftigen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Die Sache ist besiegelt: Die kleine katholische St.-Ulrich-Gemeinde Fasanenhof und die große St.-Hedwig-Gemeinde Möhringen-Sonnenberg bilden eine Gesamtkirchengemeinde. Diesen Grundsatzbeschluss fasste der Kirchengemeinderat St. Ulrich am Donnerstagabend mit großer Mehrheit. Dass es unter den Gemeindegliedern auf dem Fasanenhof auch skeptische Stimmen gab und gibt, ist ein offenes Geheimnis. Doch letztlich haben die Gläubigen keine Wahl. Die Vorgabe kommt vom Bischof. Bis Anfang 2017 sollen aus den derzeit bestehenden 46 Kirchengemeinden zwölf kleinere Gesamtkirchengemeinden gebildet werden.

 

Die einzig andere Möglichkeit wäre gewesen, dass St. Hedwig und St. Ulrich fusionieren. Dann wäre es wirklich nur noch eine Gemeinde gewesen mit einem Namen und einem Kirchengemeinderat. Viele Monate lang hatten beide Gemeinden auch darauf hingearbeitet. Es war der Eindruck entstanden, dass die Fusion vom Bischof gewünscht ist. Doch dann ruderte der Bischof zurück. In einem Schreiben vom 17. Oktober 2013 sicherte er zu, dass die 46 Gemeinden in Stuttgart zunächst als rechtliche und pastorale Organisationseinheiten bestehen bleiben und lediglich Gesamtkirchengemeinden gebildet werden können.

An diesen Strohhalm klammerte sich der Kirchengemeinderat von St. Ulrich und stieg aus dem bereits angestoßenem Prozess wieder aus. Mit einer Gesamtkirchengemeinde gibt es eine gemeinsame Verwaltung, einen Haushalt und eine pastorale Linie. Auch wenn es keine Fusion ist, kann der künftige Gesamtkirchengemeinderat insbesondere zu diesen Themen selbständig Beschlüsse fassen. Entscheidungen über kirchliche Immobilien und die konkrete Ausgestaltung der pastoralen Arbeit vor Ort werden aber auch künftig von den jeweiligen Kirchengemeinderäten vor Ort getroffen.

Das Ziel ist eine Verschlankung der Verwaltung. Eine Fusion hätte eine noch schlankere Struktur ermöglicht als eine Gesamtkirchengemeinde, sagen die Befürworter. Die Kritiker argumentieren wiederum, dass mit einer Fusion auch pastorale Nähe verloren gegangen wäre. Die Tatsache, dass man keinen eigenen Kirchengemeinderat mehr gehat hätte, schürte bei den Fasanenhofern die Befürchtung, dass man keine eigenen Entscheidungen mehr hätte treffen können.

Der Pfarrer Heiko Merkelbach hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er persönlich ein Befürworter der Fusion ist. Und auch Möhringen plädiere weiterhin für die Fusion, doch St. Ulrich wolle diesen Weg nicht mitgehen. Für eine Fusion hätte es jeweils einstimmige Beschlüsse beider Kirchengemeinderäte gebraucht. Ein solches Ergebnis war alles andere als realistisch.

Beteiligte wollen jetzt nach vorne blicken

Einig sind sich aber alle Beteiligten, dass man nun wieder nach vorn blicken muss. Der Prozess des Zusammenwachsens habe in den vergangenen Monaten viele Kräfte gebunden. „Das war auch richtig so“, sagt Merkelbach. Doch nun werde es Zeit, dass dieser Prozess zu einem Ende komme. „Wir wollen uns wieder mehr unserer eigentlichen Aufgabe zuwenden und andere vom unserem Glauben überzeugen.“

Mit Blick auf die bevorstehende Wahl der Kirchengemeinderäte am 15. März gibt der Pfarrer zu bedenken, dass auch beim Thema Gesamtkirchengemeinde noch nicht alle Arbeit getan ist. Die neuen Kirchengemeinderäte werden sich also wieder mit Strukturen beschäftigen und überlegen müssen, wie die Theorie effektiv in die Praxis umgesetzt werden kann.

Dennoch haben sich sowohl in St. Hedwig als auch in St. Ulrich bereits genügend Interessierte gefunden, welche dieses Ehrenamt übernehmen wollen. In St. Ulrich wird das Gremium künftig nur noch acht statt wie bisher zehn Mitglieder haben. Elf Kandidaten stehen bereit. In St. Hedwig gibt es für die 14 zur Verfügung stehenden Plätze 19 Kandidaten. Die Kandidatensuche sei am Anfang freilich etwas zäh gewesen, gibt Merkelbach zu. „Wir haben viele Menschen angesprochen.“ Und natürlich haben sich am Ende nicht alle bereit erklärt. Dafür hat der Pfarrer Verständnis. Schließlich sei es nicht nur ein Amt, sondern auch eine Verantwortung. Doch am Ende sei es nicht so schwierig gewesen, genügend Freiwillige zu finden, die diese Verantwortung übernehmen wollen.