Bischof Gebhard Fürst verweigert dem Stuttgarter CDU-Kreischef Stefan Kaufmann einen Dankgottesdienst, in dem dieser seine eingetragene Partnerschaft feiern wollte. Kaufmanns Partner ist daraufhin aus der Katholischen Kirche ausgetreten.

Stuttgart - Bei Stefan Kaufmann steht das Telefon nicht mehr still. Nachdem bekannt geworden ist, dass die Katholische Kirche dem CDU-Kreisschef einen Dankgottesdienst für seine eingetragene Partnerschaft verweigert, stürzen sich Medienvertreter aus ganz Deutschland auf den Stuttgarter Bundestagsabgeordneten (CDU). Dabei hatte sich der bekennende Christ Kaufmann den Segen seiner Kirche so sehr gewünscht: Im Mai wollte Kaufmann die Liebe zu seinem Partner Rolf Pfander öffentlich bekunden. „Den Dankgottesdienst hatten wir mit Pfarrer Anton Seeberger, der uns begleitet, bereits ausgearbeitet“, sagt Kaufmann. Es habe sich um eine Zeremonie gehandelt, die der Pfarrer der Innenstadtgemeinde St. Konrad laut Kaufmann gut hätte vertreten können. „Das hat scheinbar jemand mitbekommen und der zuständigen Diözese Rottenburg-Stuttgart Bescheid gegeben. Von dort kam dann ein striktes Verbot“, sagt der Bundestagsabgeordnete.

 

Auf Nachfrage wollte Manuela Pfann, stellvertretende Pressesprecherin der Diözese, nicht kommentieren, ob Gebhard Fürst persönlich den Dankesgottesdienst für Kaufmann und seinen Partner untersagt hat. Die Tatsache, dass es sich bei dem Gottesdienst nicht um eine kirchliche Trauung, sondern um einen Dankgottesdienst gehandelt hätte, sieht Manuela Pfann nicht als entscheidend an. Einer Segnungsfeier in einer katholischen Kirche könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zugestimmt werden. „Das Sakrament der Ehe, gespendet in der kirchlichen Trauung von Mann und Frau, in der Offenheit für Kinder, muss in seiner eigenen, unverwechselbaren Form gewahrt bleiben“, hieß es in einer Pressemitteilung der Diözese.

Protest gegen päpstliche Unfehlbarkeit

Dennoch werden Stefan Kaufmann und sein Partner im Mai im Alten Schloss den Segen erhalten. Nicht von der Römisch Katholischen, sondern von der Alt-Katholischen Kirche. Die Alt-Katholische Kirche entstand 1870 aus dem Protest gegen die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit. Der Widerstandsgeist wirkt nach: „Unsere Kirche hat das Toleranzgebot“, sagt der Stuttgarter Pfarrer Joachim Pfützner, „wir schließen niemanden aus, auch keine Schwulen und Lesben.“ So hat die Alt-Katholische Kirche einen eigenen Ritus für Partnerschaftssegnungen gefunden, der jedoch nicht mit der Ehe gleichzusetzen sei.

Christoph Michl verfolgt die Diskussion mit gemischten Gefühlen. Michl ist der Sprecher des Christopher Street Days (CSD), er unterscheidet zwischen der offiziellen Haltung der Katholischen Kirche auf der einen Seite und den Signalen, die Schwule und Lesben von den Ortskirchen bekommen, auf der anderen Seite: „Der Fall Kaufmann macht deutlich, dass sich trotz schöner Worte von Papst Franziskus in der Kirche nicht viel getan hat.“ Ganz anders sehe es vor Ort aus, auch in Stuttgart. „Wir haben beim CSD gemeinsame Gottesdienste gefeiert, und es gab viele Gespräche mit Gläubigen. Wir spüren heute im Umgang mit uns eine Offenheit, die es vor zehn Jahren in dieser Form noch nicht gegeben hat.“ Michl will den Dialog mit der Institution Kirche nicht abreißen lassen. „Das Pflänzchen muss weiter gehegt und gepflegt werden.“