Ein freikirchliches Gemeindezentrum komplettiert das Kauffmannareal in Ebersbach. Im Stadtzentrum ist damit alles vereinigt: Geschäfte, Kultur, Verwaltung und Andacht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Ebersbach - Ein Gotteshaus soll die Baulücke zwischen dem Kauffmannareal und dem Ebersbacher Rathaus schließen. Dafür hat der Gemeinderat jetzt in einer nichtöffentlichen Sitzung den Weg frei gemacht. Demnach kauft die Evangelisch-methodistische Gemeinde die zweigeteilte Brachfläche auf der Rückseite der neuen Musikschule und baut dort ihr neues Gemeindezentrum. Die Georg-Weingart-Straße bleibt als Querverbindung vom Rathaus zum Bahnhof für Fußgänger erhalten und teilt das künftige Gebäude in einen Nord- und einen Südbau.

 

Fast hätte es eine Enteignung gegeben

Einmütig habe der Gemeinderat das Projekt begrüßt, sagte der Bürgermeister Sepp Vogler. Lange hatte die Stadt mit dem Vorbesitzer um das Areal gekämpft. Sogar ein Enteignungsverfahren wurde angestrengt, weil ein Teil des Geländes für den Bau der Bahnhofsallee benötigt wurde, die die Innenstadt vom Verkehr entlasten soll. Was mit dem Rest des Grundstücks geschehen soll, blieb jedoch offen. Über ein großes Kinderhaus und ein Wohnbauprojekt nach dem Bauherrenmodell wurde diskutiert, letztlich wurden sie aber verworfen. Mit dem jetzt geplanten Gemeindezentrum, dem einzigen Kirchengebäude südlich der Bahnlinie, ist Vogler nun hochzufrieden. Der Bau füge sich „städtebaulich hervorragend“ in die Neue Mitte ein.

Für das auf fünf Millionen Euro geschätzte Projekt, das den Namen Credo (zu deutsch: ich glaube) tragen wird, haben sich die bisher eigenständigen Gemeinden in Ebersbach und Uhingen zusammengeschlossen. Das kleine Gemeindehaus in Uhingen wurde bereits verkauft. Wenn im Herbst 2016 das neue Gemeindezentrum öffne, werde man sich auch vom alten Ebersbacher Gemeindehaus trennen, erklärte Frank Weigele vom Bauausschuss der methodistischen Kirchengemeinde. Der Rest der Baukosten muss aus Spendengeld finanziert werden. Als Freikirche verzichten die Methodisten darauf, dass Kirchensteuern eingezogen werden.

Gemeinde auf Wachstumskurs

Es gehe darum, „Wachstumsräume für die Zukunft“ zu schaffen, sagte der scheidende Pastor Johannes Schäfer. Das neue Gemeindezentrum, das vom Architekturbüro Eppler und Bühler aus Meßstetten geplant wurde, verfügt unter anderem über einen großen Saal mit bis zu 320 Sitzplätzen. Er soll nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Konzerte und Veranstaltungen von Musikschule und Vereinen zur Verfügung stehen. Ein Saal dieser Kategorie fehle bisher in Ebersbach, sagte Vogler.

Die Methodisten: erweckt und offen

Ebersbach - Weltweit gehört die methodistische Kirche zu den größten evangelischen Kirchen. In Deutschland ist ihre Mitgliederzahl mit 50 000 überschaubar. Der Schwerpunkt ist die Region Stuttgart. In Ebersbach und Uhingen sind es 300 Angehörige, wobei 110 als vollwertige Glieder gelten, die nicht nur getauft sind, sondern ihren Glauben auch bekannt haben.

Theologisch unterscheiden sich die Methodisten, die auf eine Erweckungsbewegung um den anglikanischen Pastor John Wesley zurückgehen, kaum von konservativen Teilen der evangelischen Landeskirche. Um 1850 tauchten die ersten Missionare in Ebersbach auf, waren damals allerdings nicht wohl gelitten. Heute sind die ökumenischen Kontakte zu beiden großen Kirchen eng und gut.