Die Schwaben steigen in den erbitterten Konkurrenzkampf auf der Düsseldorfer Königsallee ein. Die Vorgeschichte des neuen Shopping-Centers „Kö-Bogen“ ist brisant.

Düsseldorf - Schick, schicker, Breuninger. Zur feierlichen Eröffnung der neuen Dependance in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt hat sich das urschwäbische Kaufhaus am Mittwochabend alles andere als typisch schwäbisch präsentiert. Auf einem 165 Meter langen roten Teppich empfing Kaufhauschef Willy Oergel in Düsseldorf mehr als 800 geladene Gäste. Das Sylter Szene-Lokal Sansibar war nicht nur als Speiselieferant des Abends angekündigt, sondern betreibt künftig auch das Breuninger-Restaurant und tritt damit zum ersten Mal mit einer Niederlassung außerhalb der Nordseeinsel in Erscheinung. Für die Kundschaft öffnen sich die Türen im neuen Shoppingcenter Kö-Bogen am Donnerstagmittag.

 

Das selbst erklärte Fashion- und Lifestyle-Unternehmen mit Sitz in Stuttgart will die Marke Breuninger bundesweit bekannter machen. Das neue Vorzeige-Kaufhaus am Rhein ist dafür ein weiterer Baustein: „Der Kö-Bogen mit seiner ikonischen Architektur im Herzen Düsseldorfs bietet ein Ambiente auf Weltstadtniveau. Für uns ein idealer Standort, die Breuninger-Welt zu inszenieren“, sagte Unternehmenschef Oergel. Auf vier Stockwerken und 16 000 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet das Kaufhaus vor allem Artikel auf fortgeschrittenem Preisniveau an, sodass Beobachter im Vorfeld schon von einem „Nobel“-Breuninger gesprochen haben. Dabei inszeniert die Mode-Kette, die 2012 mit 5500 Beschäftigten rund 515 Millionen Euro umgesetzt hat, nach eigenen Angaben ihre Markenwelt aus „exklusiven Designermarken, ausgesuchten Newcomer-Brands und Must-haves der Saison“ – und besitzt mit 25 000 Paar Schuhen „die größte Damenschuh-Abteilung in NRW“.

Zum Konzept gehört auch eine Kooperation mit der benachbarten Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Das Museum wird gemeinsam mit dem Warenhaus ein bis zwei Mal im Jahr besondere Schaufenster gestalten. Über die Investitionssumme macht das Unternehmen keine Angaben, die Neueröffnung der bundesweit elften Niederlassung schaffe 350 Arbeitsplätze.

Das bundesweit elfte Breuninger schafft 350 Arbeitsplätze

Für Breuninger ist es kein Neuanfang an einem unbekannten Standort, sondern vielmehr eine Rückkehr nach Düsseldorf – allerdings in einer völlig anderen Dimension. Das Traditionsunternehmen hatte vor sieben Jahren das Modehaus Heinemann – eine Tochter der Breuninger-Gruppe – auf der Königsallee geschlossen. Das Warenhaus beschäftigte Ende 2006 rund 50 Mitarbeiter auf lediglich 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche. Der Standort Düsseldorf stand damals in einer Reihe von Schließungen kleinerer Häuser. Begründet wurde dies mit dem neuen Konzept, das größere Verkaufsflächen erfordere.

Auf der Düsseldorfer Königsallee, wo sich exquisite Department Stores, Edelboutiquen und Luxuskaufhäuser aneinanderreihen, stellt sich weniger die Frage: Wie viel Geschäfte verträgt eine Stadt? Stattdessen heißt es eher: Wann eröffnet das nächste große Ding für Shopping-Pilger aus nah und fern? Der Kö-Bogen ist die neueste Attraktion für das Einkaufsmekka am Rhein und liegt nur wenige Schritte von der Kö entfernt. Er besteht aus zwei von Star-Architekt Daniel Libeskind entworfen Gebäuden mit insgesamt 40 000 Quadratmetern Verkaufsfläche, die über einen Durchgang verbunden sind. Breuninger ist der Hauptmieter im so genannten „Haus Hofgarten“, der andere Teil („Haus Kö“) beherbergt verschiedene Geschäfte, Hauptmieter ist Apple. Die Macher priesen den 300 Millionen Euro teuren Renommierbau schon vor seiner Eröffnung als „Krönung der Königsallee“.

Auf der Kö und in der Nachbarschaft scheint die alte Gesetzmäßigkeit – Konkurrenz belebt das Geschäft – mehr als irgendwo sonst zu gelten: Schon vor der Eröffnung des Kö-Bogens hatte die Handelslandschaft am Standort Düsseldorf ordentlich aufgerüstet: P&C erweiterte sein Mutterhaus um 2000 Quadratmeter, Tommy Hilfiger eröffnete sein größtes Geschäft in Europa und Kaufhof investierte mehrere Millionen Euro für die Modernisierung seines Hauses in Sichtweite zum neuen Konkurrenten Breuninger. „Da kommt ein ganz anderes Publikum hin“, sagte ein Kaufhof-Sprecher über die begehrte Luxusmeilen-Kundschaft.

Kö-Bogen steht von vornherein unter keinem guten Stern

Was die schillernde neue Einkaufswelt, in die Breuninger am Mittwoch einen ersten Einblick gewährte, nicht verdecken kann, ist die umstrittene Entstehungsgeschichte des Shopping-Centers. Was der CDU-Oberbürgermeister Dirk Elbers gemeinsam mit Architekt Libeskind eröffnete, bezeichnete Elbers’ SPD-Ratskollegin Gudrun Hoch am selben Tag als „massiven, klotzigen Prunkbau“. Der Kö-Bogen stand von vornherein unter keinem guten Stern: Jahrelange kontroverse Diskussionen in Bürgerschaft und Politik über die Bebauung und verkehrstechnische Umgestaltung des seit dem Zweiten Weltkrieg unbebauten Jan-Wellem-Platzes waren 2008 schließlich in einem Bürgerbegehren gegen den Verkauf des städtischen Geländes an private Investoren gemündet, das allerdings am nötigen Quorum scheiterte.

Einen Rückschlag erlitten die Betreiber, die Bremer Zech Gruppe, und einige Mieter vor wenigen Wochen. Bei einem bisher nicht aufgeklärten Brandanschlag entstand ein Millionenschaden im Westteil des Komplexes. Mehrere Geschäfte wurden durch die Flammen so stark beschädigt, dass die offizielle Eröffnungsfeier des Kö-Bogens abgesagt wurde. So konnte zunächst nur Breuninger im vom Feuer verschonten östlichen Gebäudetrakt mit seinen Gästen aus Modewelt und Showgeschäft feiern.

Breuninger und die meist-frequentierte Luxuseinkaufsmeile

Prachtmeile Im Vergleich der Luxus-Einkaufsmeilen hängt Düsseldorf seine Verfolger ab: Zu Spitzenzeiten strömen Marktforschern zufolge 6000 Menschen pro Stunde durch die „Kö“ genannte Königsallee. Damit ist die Kundenfrequenz mehr als doppelt so hoch wie am Neuen Wall in Hamburg (2800) oder in der Stuttgarter Stiftstraße (2300) und sogar dreimal höher als in der Münchener Maximilianstraße (1800). Die Frequenz in herkömmlichen Einkaufsstraßen wie der Stuttgarter Königstraße, der Frankfurter Zeil oder der Kaufingerstraße in München ist weitaus höher.

Neuling Düsseldorf ist für die schwäbische Traditionsmarke Breuninger bundesweit der elfte Standort. Neben dem Stammhaus am Stuttgarter Marktplatz, dessen Wurzeln ins Jahr 1881 zurückreichen, und weiteren fünf Häusern in Baden-Württemberg betreibt Breuninger Dependancen in Leipzig, Erfurt, Nürnberg und im hessischen Sulzbach.

PremiumkundenAuch für finanzstarke internationale Besucher ist die Düsseldorfer Kö längst mehr als ein Geheimtipp. So jetten arabische Scheichs genauso an den Rhein zur Shoppingtour wie russische Oligarchen.