In der aktuellen Ausstellung in den ortsgeschichtlichen Räumen im Etterhof sind historische Kinder-Kaufläden zu sehen. Die stammen teilweise noch aus dem 19.  Jahrhundert – und sind ein Spiegel ihrer Zeit.

Hemmingen - Der große Auftritt währte gut zwei Wochen, dann verschwanden die Kaufläden und Puppenhäuser für das restliche Jahr wieder aus den Wohnzimmern. Jedes Jahr zu Weihnachten wurde das Kinderspielzeug vom Dachboden geholt – zur Freude der Kleinen, die damit bis zum Dreikönigstag spielen durften. Eine Sammlung historischer Kaufläden ist derzeit in den ortsgeschichtlichen Räumen im Etterhof in Hemmingen zu sehen. Renate Fahrbach vom Ortsgeschichtlichen Verein hatte dazu die Idee – und die Kaufläden im eigenen Fundus.

 

Rund ein Dutzend solcher Kaufläden sind im Etterhof ausgestellt. Es sind allesamt kleine Kaufläden, nicht die großen, in die sich ein Kind hineinstellen kann. Der älteste Laden ist aus dem Jahr 1880, der jüngste wurde 1968 hergestellt. Ihre Entstehungszeit kann man zum Teil auch an einzelnen Buchstaben erkennen. Da steht dann etwa „Zimmt“ an den Schubladen oder „Chocolade“. „Das war noch vor der Rechtschreibreform 1902“, sagt Renate Fahrbach. Die Kaufläden sind nicht nur ein Dokument der jeweiligen Rechtschreibung, sondern auch der Zeit als solcher. „Man kann ablesen, wie die Leute gelebt haben“, sagt Fahrbach. Um 1900 war alles in Säckchen und Schubladen, auch in den 1930er Jahren war vieles unverpackt. Nach dem Krieg, in den 1950er Jahren, spiegelte sich das Wirtschaftswunder wider – mit mehr Angebot und Konservendosen. Später kamen Tiefkühltruhen dazu, Holz wurde durch Plastik ersetzt, und auch die Farben wandelten sich je nach Epoche, in den 1960ern etwa zu einem dezenten Pink.

Attraktive Plattform für Firmen

Die Waren, mit denen die Läden bestückt waren, reichten von Waschmittel von Perwoll über Kaffee von Nescafé bis zu Fischstäbchen von Iglo – immer aber mit Markenbezeichnung. Für Lebensmittel-Produzenten waren die Kaufläden eine attraktive Plattform. „Die Firmen wollten Kinder früh prägen“, sagt Fahrbach. Auch Überbleibsel regionaler Produkte gibt es im Etterhof – in Form von Verpackungstüten von der Firma Trölsch, der Bäckerei Erich Keitel in Korntal oder der Gemischtwarenhandlung GHK in Korntal.

Noch bis in die frühen 1970er Jahre hinein, schätzt Renate Fahrbach, gab es die kleinen Kaufläden im Handel; eher gedacht als Warenhaus für Puppen. Später wurden sie ersetzt durch sehr viel größere Modelle, mit denen auch heute noch manche Kinder spielen. Gleichwohl gehört dieses Spielzeug wohl auf kurz oder lang der Vergangenheit an: „Kinder haben da oft keinen Bezug mehr zu“, sagt Fahrbach – denn eine Bedientheke gibt es maximal noch für Wurst und Käse. Im Etterhof können die Kinder hingegen selbst zu Verkäufern werden, sie können Bohnen abwiegen – und Bonbons, die für sie ungleich attraktiver sein dürften.

Das geheimnisvolle Weihnachtszimmer

Auch ein Weihnachtszimmer gibt es im Etterhof, dort steht ein festlich geschmückter Baum, darunter sind Spiele drapiert - und eine Eisenbahn. Renate Fahrbach erzählt vom Geheimnis, das zu Weihnachten um das verschlossene Wohnzimmer gemacht wurde. Erst nach dem Essen durften die Kinder hinein – und entdecken, was es Neues gibt, etwa eine Waage oder eine Puppe. Kurze Zeit später wanderten die Spielzeuge wieder auf den Dachboden. „Man hat wahnsinnig darauf aufgepasst, und es sollte etwas Besonderes sein“, sagt Fahrbach. In der Zwischenzeit haben sich andere darüber gefreut – so wohl auch eine Maus, die es sich in einer Schublade bequem gemacht und ein Loch in der Rückwand hinterlassen hatte. Da, mutmaßt Renate Fahrbach, war wohl etwas Essbares vergessen worden.