Mehr als elf Millionen Klicks bei Youtube kann „Nicht jetzt“ der Rapper KC Rebell und Summer Cem bislang verbuchen. Der Hit vom Nummer-1-Album „Maximum“ ist im Waiblinger A7-Media Tonstudio entstanden.

Waiblingen - Seine ersten Kunden, darunter auch einige Rapper, hat Daniel Rothermel im heimischen Kinderzimmer betreut. Inzwischen ist er mit seinem Tonstudio aus dem Elternhaus in Kernen-Rommelshausen ins Untergeschoss eines Gebäudes im Waiblinger Remspark umgezogen. Die Tatsache, dass die Worte „Aufgenommen im Tonstudio Waiblingen“ im Booklet so manches erfolgreichen Tonträgers auftauchen, ist für den 29-Jährigen die Erfüllung eines Traums. Als Sahnehäubchen hat das Album „Maximum“ der Rapper KC Rebell und Summer Cem, auf dem drei Songs zu finden sind, die im Februar im „A-7 Media Tonstudio“ aufgenommen wurden, die Hitparade gestürmt und steht derzeit auf Platz 1 der Album-Charts.

 

„He! Heute wird randaliert/Meine Fäuste sind bandagiert/Ich hab’ gehört, dass man langsam stirbt/Mach’ mein eigenes Ding, es geht ganz nach mir/Jetzt geht es los, Eskalation“ – unter anderem diese Zeilen sind beim Besuch der Rapper in Daniel Rothermels Tonstudio entstanden und aufgenommen worden. Klingt gefährlich, aber alles Mobiliar sei heil geblieben, versichert Daniel Rothermel: „Das sind nette Jungs, die sich respektvoll und höflich verhalten. Die spielen auch nur eine Rolle.“

Kaffee, Red Bull und Adrenalin

Daniel Rothermel muss es wohl wissen, schließlich kennt er KC Rebell seit einigen Jahren und hat bei den Arbeiten zum aktuellen Album viele Stunden mit ihm verbracht. Sechs Tage waren die Rapper und ihr Produzent Juh-Dee im Waiblinger Tonstudio zugange. Eine verrückte Zeit sei das gewesen, sagt Daniel Rothermel im Rückblick: „Die Beats sind 15 Stunden am Stück gelaufen. Wir haben mittags angefangen und jeden Tag bis 4 oder 5 Uhr morgens gearbeitet.“ Wie man da wach bleibt? „Mit Kaffee, Red Bull und Adrenalin.“

Mancher Song, der über Stunden eingespielt wird, gefällt dem Künstler am darauffolgenden Tag nicht mehr. Dann heißt es für Daniel Rothermel: alles löschen – und nochmal von vorne. Sein Job sei es, „aus jeder Stimme das Beste herauszuholen“, sagt er. Das dafür nötige Wissen hat sich der 29-Jährige, der keine Noten lesen kann, selbst beigebracht: „Soundeffekte haben mich schon als Kind fasziniert.“

Sein erstes Arbeitsgerät war der Plattenspieler, den er als DJ benutzte. Als einige seiner Freunde zu rappen begannen, kaufte er ein Mikrofon und nahm sie auf. „So kam eins zum anderen“, erinnert sich Daniel Rothermel, der sagt, er bleibe lieber im Hintergrund. Nach der Schule hat er zwar eine Ausbildung zum Verkäufer gemacht, konnte dann aber schnell gewerbsmäßig seinen Traumberuf im Tonstudio ausüben. Über seine Internetseite kamen die ersten Aufträge rein, die er zu günstigen Preisen erledigte. „Auch die Qualität hat gestimmt, und ich biete guten Service, das ist wichtig“, sagt Rothermel und fügt hinzu: „Man braucht aber schon auch Vitamin B.“ In seinem Fall etwa sei die Zusammenarbeit mit dem Hip-Hop Produzenten-Duo Cubeatz aus Sindelfingen hilfreich gewesen, um an Stars heranzukommen.

Die Mehrheit der Kunden, die die Treppen hinunter in sein Studio in der Ruhrstraße steigen, sind jedoch Menschen, die nur einen einzigen Song aufnehmen wollen: „Viele drehen noch ein Video dazu, stellen alles ins Internet und hoffen, dass sie bekannt werden.“

Manche Kunden seien sehr aufgeregt, erzählt Daniel Rothermel, der für solche Kandidaten ein paar lockere Sprüche parat hat. Ist die größte Nervosität erstmal verpufft, und der mit Kopfhörern ausgestattete Sänger steht vor dem Mikrofon in der schallgedämmten Kabine, dann ruft Rothermel „Bist du bereit?“ und klickt auf den roten Aufnahmeknopf. Manch einer hat hier, zwischen den mit schwarzem Noppenschaum beklebten Wänden, einen Hochzeitssong oder ein Lied für eine Beerdigung eingespielt. „Ich bin offen für alles“, sagt Daniel Rothermel, „nur Nazi-Songs oder Disstracks, mit denen sich Rapper gegenseitig bekriegen, nehme ich nicht auf“. Auch größere Bands kann er nicht betreuen – dafür ist die Kabine schlicht zu klein. Und welche Musik hört der Tonstudio-Mann in seiner Freizeit? „Ich bin auch mal froh, wenn ich gar nichts höre.“