Die seit dem 1. März am Feinstaub-Messpunkt Neckartor versuchsweise laufende intensive Reinigung der B 14 soll zur Dauereinrichtung werden. Das fordert die CDU im Gemeinderat.

Stuttgart. - Die seit dem 1. März am Feinstaub-Messpunkt Neckartor versuchsweise laufende intensive Reinigung der B 14 soll zur Dauereinrichtung werden. Die CDU im Gemeinderat will, dass das Gremium darüber bereits an diesem Donnerstag abstimmt und die Verwaltung mit OB Fritz Kuhn (Grüne) an der Spitze die Finanzierung sicherstellt.

 

Das Kehren und die Nassreinigung mit Hochdruck und speziellen Maschinen sei erfolgreich. Im März habe es an 13 Tagen mit Feinstaubalarm nur vier Tage mit Überschreitungen des Grenzwerts (50 Mikrogramm im Tagesmittel pro Kubikmeter Luft) gegeben. Auch das Wetter könne einen positiven Anteil beigetragen haben, „aber mit Sicherheit ist auch die Straßenreinigung an dieser Entwicklung stark beteiligt“, sagt CDU-Fraktionschef Alexander Kotz.

Meteorologie nicht der Haupteffekt

In die gleiche Richtung argumentiert der Deutsche Wetterdienst (DWD), der für das Umweltamt der Stadt die Vorhersagen zum Feinstaubalarm trifft. Seit dem Start des Reinigungsversuchs am 1. März lägen die sonst weit differierenden Werte der beiden Messstationen in Bad Cannstatt und am Neckartor „deutlich enger beieinander“, sagt der Stuttgarter DWD-Leiter Uwe Schickedanz. Das sei „ein wenig der Meteorologie geschuldet, aber das ist nicht der Haupteffekt“. Größere Faktoren seien der Kehrversuch, die Mooswand, die Feinstaub filtern soll, und das Betriebsverbot für Komfortkamine. Außerdem sei wegen der milder werdenden Witterung weniger geheizt worden. Ein Ranking will Schickedanz nicht aufstellen.

Die zehn wichtigsten Fakten zu Feinstaub sehen Sie im Video:

Wetterdienst: Der Alarm hat funktioniert

Die Bürger, so der Meteorologe, bewerteten den Feinstaubalarm der Vorwoche so, dass er nicht funktioniert habe, weil es keinen Überschreitungstag gab. Das Gegenteil aber sei richtig: „Der Alarm hat funktioniert, weil es Ziel der Warnung ist, die Werte an Alarmtagen unter der EU-Grenze zu halten.“

Am Wochenende hatte ein DWD-Kollege gesagt, die Reinigung sei „entscheidend“ für die niedrigen Werte gewesen. Eine solche Vorwegnahme eines Versuchsergebnisses hatte die Stadtspitze aufhorchen lassen. Zwischen Rathaus und DWD auf dem Schnarrenberg kam es zu zusätzlichen Mails und Telefonaten, zumal die Verwaltung dem von der Prüforganisation Dekra propagierten Kehrversuch nach einem Flopp vor Jahren zunächst keine große Wirksamkeit vorausgesagt hatte.

Noch keine belastbaren Daten

Belastbare Daten liegen tatsächlich noch nicht vor. „Wir hoffen auf eine positive Wirkung, aber wir sind mit unseren Untersuchungen noch nicht so weit, brauchen bis Ende April“, sagt Jürgen Bachmann, der Leiter der Messstelle Umweltschutz bei der Dekra, die den Versuch initiiert hat. Bei ihr und der Landesanstalt für Messungen und Umweltschutz in Karlsruhe laufen die Messwerte zusammen. Betrachtet wird die Veränderung der Inhaltsstoffe des Staubs, zum Beispiel der Anteil von Gummi und Schwefel aus dem Reifen- und von Schwermetallen aus dem Bremsenabrieb. Bis Ende Mai soll sich eine Korngrößenanalyse anschließen. Um Vergleichsdaten zu gewinnen, müsste die Reinigung jetzt beendet werden. „Die Feinstaubsaison endet am 15. April, weil die Durchlüftung besser wird, die Weiterführung macht dann wenig Sinn“, sagt Bachmann.

Ist die Reinigung erfolgreich, müssten die Kehrmaschinen weitere drei Kilometer Hauptstraßen unter die Räder nehmen, entlang denen die Werte ähnlich hoch sind wie am Neckartor. Die dort Wohnenden hätten den gleichen Anspruch auf eine Entlastung von Feinstaub. Die Kosten dazu haben weder der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) noch die Dekra erhoben. Bisher stellt der AWS zwei Fahrer, die Fahrzeuge und Spezialmaschinen kommen von den Firmen Kärcher, Faun und Reuther. Sie haben die Kosten für den Versuch übernommen. Weil die Fahrzeuge nur im sehr gemäßigten Tempo von fünf Kilometer pro Stunde unterwegs sein können, Spur um Spur schrubben und durch ein Sicherungsfahrzeug abgesichert werden müssen, wäre bei einer Ausweitung zusätzliches Personal nötig.