Der Wein-, Obst- und Gartenbauverein hat zum Kelterfest geladen. Es ist der Höhepunkt im Weinkalender.

Stuttgart Feuerbach -

 

Vierundvierzig mag eine Schnapszahl sein. Aber am Wochenende bei der 44. Auflage des Traditionsfests „en dr Kelter ond drom rom“ in Stuttgart-Feuerbach drehte sich alles um den Wein. Gehört doch der Rebensaft nicht nur zum Wirtemberger im Allgemeinen, sondern zum Feuerbächer im Besonderen. „26 Rebsorten werden mittlerweile angebaut“, sagt Helmut Wirth, der Ehrenvorsitzende des Wein-, Obst- und Gartenbauverein (WOGV), der das Kelterfest ausrichtet. „Der Flächenbestand ist in den vergangenen zehn Jahren fast gleich geblieben.“ Im Jahr 2016 betrug die Feuerbacher Rebfläche 11,75 Hektar.

Die guten Tropfen ließen schon am Eröffnungsabend in der Kelter fast 800 Besucher schmecken, darunter allerlei Politprominenz. Neben den Ausschank-Klassikern wie Trollinger, Trollinger Rosé und Riesling vom Feuerbacher wurden am Probierstand unter anderem Traminer, Travertin, Blanc de Noir, Muskat Trollinger, Spätburgunder oder Dornfelder für 6,60 Euro das Viertele verkostet.

Fabian Rajtschan sieht einen prima Jahrgang für 2017

Für edlere Gewächse – etwa der Rotwein Cuvée vom Feuerbacher Berg, die Rotwein Cuvée Edition 1923 vom Weinfactum Bad Cannstatt oder der Saint Laurent des Weinguts der Stadt Stuttgart – berappten die Viertelesschlotzer zwischen 9,20 und 12,80 Euro.

Aber einen Feuerbacher Weinfan ficht das nicht an; der Probierstand war bestens besucht. Erstmals wurde dieser bespielt von Fabian Rajtschan, im Jahr 2014 ausgezeichnet mit dem Jungwinzerpreis des Weinbauverbandes Württemberg und der Fachzeitschrift „Rebe & Wein“.

Eine Premiere gab es auch am Stand mit den Grillwürsten, Hähnchen und anderen Leckereien wie Zwiebelkuchen oder Wengerter Wecken: Diesen verantworteten Hans Pütz und Jörg Pratz.

Fabian Rajtschan sieht einen prima Jahrgang für 2017. „Wenig Masse, viel Klasse. Durch den Frost ist weniger dran an den Reben, aber das konnte durch den folgenden Sonnenschein wunderbar reifen.“ Helmuth Wirth hofft, dass nicht noch die „Essigmug“ – die Kirschessigfliege – den Wengertern Probleme macht. „Bisher sieht es gut aus. An den Himbeeren ist nicht so viel los, das kann man als Zeichen nehmen.“

Der WOGV ist einer der großen Vereine seiner Art. Er hat 550 Mitglieder. Auch jüngere Wengerter seien dabei, sagt der Ehrenvorsitzende. „Wir haben kein demografisches Problem. Allerdings sei es schwerer, Nachfolger für ehrenamtliche Posten zu finden, gerade bei den 30- bis 50-Jährigen.“ Allgemein merke man im Obst- und Gartenbaubereich, dass zunehmend manche ihre Stückle eher für den Liegestuhl als für den Anbau von Äpfeln, Tomaten oder Zucchini nutzten. „Da geht Wissen verloren!“

Das Kelterfest ist einer der Höhepunkge des Feuerbacher Weinkalenders

Allerdings nicht in der Familie Wirth, der Sohn hat den WOGV-Vorsitz übernommen. Bei seiner Begrüßung erinnerte Steffen Wirth an das diesjährige Motto „Wei zor Bildung“. Auf der Kelterfestkarte war zu lesen, dass der Weinbau in Feuerbach viel zur Elite von Württemberg beigetragen hat: Graf Eberhard im Barte hat sich, als er im Jahr 1477 die Universität Tübingen gegründet hat, 120 Hektar Grundbesitz in Feuerbach gesichert. Das ließ die Bezirksvorsteherin Andrea Klöber schmunzeln. Sie betonte, dass das Kelterfest zwar der Höhepunkt des Feuerbacher Weinkalenders sei, aber der Verein und die Wengerter das ganze Jahr über für den Stadtbezirk aktiv gewesen seien – etwa beim Frühlingserwachen, dem Brackefest oder den Baumpflanzaktionen mit der Hohewartschule. Sie sorgten für den Erhalt der Kulturlandschaft. „Das Kelterfest bringt alle zusammen“, sagt Klöber. „Viele, die weggezogen sind, kommen dafür zurück nach Feuerbach.“