Dabei sein ist alles. Oder umgekehrt: Alle sind dabei. Der Wein-, Obst- und Gartenbauverein (WOGV) Feuerbach lädt am Wochenende zum 44. Kelterfest ein. Am Freitag um 18 Uhr eröffnen Bezirksvorsteherin Andrea Klöber und WOGV-Vorsitzender Steffen Wirth das dreitägige Fest.

Feuerbach - Ein Wirtemberger ohne Wein, kann der ein Wirtemberger sein?“ Friedrich Schiller – seine schwäbische Herkunft war am gesprochenen Dialekt leicht erkennbar – stellte im Jahr 1782 diese rhetorische Frage. Natürlich lässt sich der Reim auch eins zu eins auf den Menschenschlag der Feuerbacher, pardon, der Feuerbächer, übertragen.

 

Seit Jahrhunderten gehören Feuerbach und der Wein zusammen. Hartnäckige Abstinenz hat hier auf Dauer keine Chance. Vor allem nicht beim alljährlichen Kelterfest. Dabei sein ist alles, sich rar zu machen ist keine Option. Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit: Tausende Besucher werden hoffentlich bei schönem Wetter wieder auf dem Kelterplatz im alten Flecken bis in der späten Nacht beieinander sitzen, um das eine oder andere Viertele oder Probierfläschle zu genießen.

Beitrag zur geistigen Entwicklung im Lande

Der Wein-, Obst- und Gartenbauverein (WOGV) lädt vom 18. bis 20. August zum 44. Kelterfest ein. Am Freitag werden die Bezirksvorsteherin Andrea Klöber und der WOGV-Vorsitzende Steffen Wirth das Kelterfest um 18 Uhr eröffnen, danach spielt der Musikverein. Und so wie einst Schiller dem Wein literarisch und geistig hierzulande den Weg geebnet hat, so hat wiederum die Feuerbacher Urbevölkerung einen gehörigen Beitrag an der geistigen Entwicklung im Lande geleistet. Wie das? „Die diesjährige Kelterfest-Karte stellt die einstige Verbindung zur Universität Tübingen dar“, erklärt Helmut Wirth. Der langjährige Vorsitzende des WOGV Feuerbach und jetzige Ehrenvorsitzende weist im Begleittext zur aktuellen Kelterfest-Karte auf diese historische Randnotiz hin. In „Wei‘ zor Bildong“ – so heißt sein Beitrag - schreibt er, dass sich Graf Eberhard im Barte, als er 1477 die Universität Tübingen gründete, sich 120 Hektar Grundbesitz aus Feuerbach übertragen und sichern ließ. Quasi zur Finanzierung des Vorhabens. Hinzu kam, dass die Uni auch auf etwa die Hälfte des Wein- und Fruchtzehnten aus Feuerbach zugreifen durfte. Die Feuerbacher mussten also ganz schön schaffen und bluten für die standesgemäße Ausbildung der Herren Studiosi. Mit Gôgen-Wein war ja kein Staat zu machen.

„Bereits im Jahr 1481 kaufte Graf Eberhard die restliche Hälfte von Feuerbach den Frauenberger Ortsherren ab, jetzt war das ganze Weingärtnerdorf Feuerbach württembergisch“, schreibt Wirth und schlussfolgert: „Durch die Erträge aus Feuerbach, vor allem Weinbau, leistete Feuerbach einen erheblichen Anteil zur Entwicklung der Elite von Württemberg in der Universität Tübingen.“ Ab 1477 gab es die sogenannte „Universitätspflege Feuerbach“. Doch die Feuerbacher wünschten sich nun ihrerseits schulische Bildung für die Kinder. Doch das dauerte. Hans Katz war 1562 erster Schulmeister im Ort. Heute gibt es – die Gewerbeschulen mitgerechnet - ein Dutzend Schulen am Ort. So kam vice versa die „Bildong zom Wei‘“ zurück.

Am Probierstand gibt es die edleren Weine

Apropos Wein: Im Kelterfest-Ausschank gibt es Trollinger, Riesling und Rosé vom Feuerbacher Berg – das Viertele für 3,90 Euro. Die edleren Gewächse werden am Probierstand ausgeschenkt und stammen neben den Feuerbacher Winzern vom städtischen Weingut und dem Weinfactum Bad Cannstatt. So zum Beispiel der „Condistat Rotwein Cuvée“ für 12,80 Euro das Viertele. Dazu gesellen sich die prickelnden Säfte – Muskateller Secco, Riesling-Sekt oder Rosé-Sekt. Es gibt Würste vom Grill, Hähnchen, Zwiebelkuchen, Wengerter Wecken und Gemüsestrudel. Für Nicht-Weintrinker stehen Johannesbeer- und Apfelsaftschorle sowie Mineralwasser und Cola zur Auswahl.

Am Freitagabend spielt der Musikverein Feuerbach (18 – 22 Uhr), am Samstagabend musizieren „Die Echterdinger“ (17 – 22 Uhr) und am Sonntag spielen nacheinander die Hardt Stompers (11 – 14 Uhr), die Harmonikafreunde Feuerbach (15 – 17 Uhr) und der Musikverein Feuerbach (18 -21 Uhr). Am Sonntag findet von 10 Uhr an außerdem in der Kelter ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Posaunenchor und der Chorvereinigung statt. Bei starkem Besucherandrang wird die Klagenfurter Straße im Abschnitt zwischen Brandgasse und Stuttgarter Straße an allen drei Kelterfest-Tagen bis circa 24 Uhr gesperrt. Der Wochenmarkt an diesem Samstag fällt aus.