Auf dem Kelterplatz werden die Steine anders verlegt als geplant. Die Fugenbreite ist ein Grund dafür. Der Gemeinderat entscheidet sich für eine schnelle Lösung.

Gerlingen - Ein bisschen zerknirscht war der Planer schon – und er bot an, das komplette Steinmaterial für den 800 Quadratmeter großen Kelterplatz neu zu bestellen. Das aber hätte eine Verzögerung der Sanierung des Platzes in der Gerlinger Stadtmitte um etwa ein halbes Jahr bedeutet. Das wollten die Stadträte des Technischen Ausschusses dann doch nicht. Deshalb beschlossen sie, dass die Granitsteine anders verlegt werden – so, dass man das bereits gelieferte Material verwenden kann und dennoch schwere Lastwagen bis vor die Petruskirche fahren dürfen. Denn das ist spätestens im Februar nötig, wenn dort mit der Außensanierung begonnen wird und Gerüstmaterial geliefert wird. Diagonal im Fischgrätmuster heißt jetzt die neue Devise – der sogenannte wilde Verband als Verlegemuster hat ausgedient.

 

Notbremse im August

Lange ist an der Sanierung des Kelterplatzes geplant worden, mindestens zweimal sind Muster für Steinsorten und Verlegearten ausgebracht worden, zuletzt war die Rede vom Fertigstellungstermin 15. September 2017 – rechtzeitig zum Kirchbaufest der Petrusgemeinde. Im Sommer wurde viel gebuddelt vor der Kirche, dem Gemeindezentrum und den dortigen Wohnhäusern. Doch dann hat die Verwaltung Ende August die Notbremse gezogen: Die Arbeiten wurden vorläufig gestoppt. Weil ein Viertel der gelieferten Steine geringfügig vom vorgesehenen Maß abwich, wirkte sich dies auf die bei der Verlegung erzielte Fugenbreite aus. Und das wiederum hätte weitreichende Folgen gehabt – wenn man bei der beschlossenen Verlegeart geblieben wäre.

Denn der ursprünglich vorgesehene „wilde Verbund“ hätte mit breiteren Fugen die Belastung mit Lastwagen nicht ausgehalten. Diese Verlegeart war aber gewählt worden, um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen, wie sie beispielsweise bei ausschließlich paralleler Verlegung aufkommt. Die Belastungsfähigkeit des Platzes durch Lastwagen aber erschien nötig – weil die Wohnhäuser beispielsweise für Müllwagen erreichbar sein müssen. Also beschloss die Verwaltung, dem Technischen Ausschuss die Malaise zu schildern und die Stadträte um Beratung zu bitten.

Zwei Möglichkeiten zur Auswahl

Zwei Möglichkeiten hätte es gegeben, so fasste der Bürgermeister Georg Brenner nach der Ortsbesichtigung zusammen: Entweder die ursprüngliche Verlegeart beizubehalten und eine zeitliche Verzögerung und eventuell Mehrkosten in Kauf zu nehmen. Oder die Verlegeart in Fischgrätmuster zu wählen, dies mit dem vorhandenen Material machen zu lassen und dann im Spätherbst fertig zu sein. Er stimme dem Fischgrätmuster nur zu, weil es das kleinere Übel sei. Er sei nach wie vor der Meinung, „der wilde Verband wäre das Schönste gewesen“.

Die Stadträte und Brenner stimmten einstimmig für die zweite Möglichkeit. Dies habe keine Nachteile und sei „schlicht die bessere und schnellere Variante“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Haag. „Wenn man dreimal über den Platz läuft, denkt man nicht mehr darüber nach.“ „Kein Zeitverlust, kein Mehraufwand, die Anschlüsse an die Häuser feiner“ – auch für Petra Bischoff, die Fraktionschefin der Freien Wähler, war die Entscheidung für das Fischgrätmuster klar. Nochmals Steine zu bestellen, sei nicht zu verantworten, meinte Brigitte Fink von der SPD. Man müsse auch vor dem Beginn der Kirchenrenovierung fertig sein, die im Februar beginnen soll. „Die unendliche Geschichte muss irgendwann beendet sein“, sagte Rolf Schneider von den Grünen – man habe keine andere Wahl, als sich für die Fischgrätvariante zu entscheiden.