Sechs Studenten der Universität Hohenheim untersuchen im Rahmen des Seminars „Kommunikation in Infrastrukturprojekten“, wie die Beteiligten ihre Meinungen austauschen und wie die jeweiligen Kommunikationsstrategien aussehen.

Zuffenhausen - Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau Gesellschaft (SWSG) möchte die Keltersiedlung neu ordnen und in diesem Zusammenhang auch Häuser abreißen und durch Neubauten ersetzen. Dies hat bei Anwohnern für Aufregung gesorgt, es gab sogar Demonstrationen gegen das Vorhaben (wir berichteten). Mit den Vorgängen rund um dieses Projekt befassen sich momentan sechs Studenten der Universität Hohenheim. Im Rahmen des Seminars „Kommunikation in Infrastrukturprojekten“ untersuchen sie, wie die beteiligten Akteure ihre Meinungen austauschen und welche Kommunikationsstrategien sie haben. Dabei werden auch Interviews mit Beteiligten aus den Reihen der SWSG, der Mieterinitiative, der Verwaltung und aus anderen Bereichen geführt. Zudem sind die Studenten in der Siedlung unterwegs, um vor Ort bei den Anwohnern nach deren Meinungen zu fragen.

 

„Die Reaktionen der Menschen in der Keltersiedlung waren bislang sehr verschieden“, sagt Florian Pitschel, ein Mitglied der Seminargruppe. Allerdings gebe es eine doch recht eindeutige Grundtendenz: Zwar seien er und seine Kommilitoninnen und Kommilitonen auch auf Wohlwollen, Neugier und Gleichgültigkeit gestoßen, dominiert habe aber vor allem Misstrauen. So wollten einige der Anwohner nur schwer glauben, dass die jungen Leute im Auftrag der Universität unterwegs sind; andere äußerten Zweifel daran, dass ihre Antworten auch wirklich anonym behandelt werden.

Neben Anwohnern werden auch ein knappes Dutzend „Experten“ befragt, also Menschen, die beruflich mit dem Thema zu tun haben. Alle diese so genannten „Leitfaden-Interviews“ dauern zwischen 30 und 45 Minuten. In ihnen geht es darum, welche Positionen die Akteure einnehmen, wie sie Interessen und Botschaften vermitteln und wie die Kommunikation zwischen verschiedenen Stellen bewertet wird. Ebenso soll in der Seminararbeit darauf eingegangen werden, wie über die Geschehnisse in den Medien berichtet worden ist. „Auf das Thema Keltersiedlung sind wir überhaupt erst durch einen Zeitungsartikel gestoßen“, erzählt Florian Pitschel.

Untersucht wird auch die Rhetorik der Beteiligten. Finden die Auseinandersetzungen auf sachlicher oder emotionaler Ebene statt? Gibt es Verständnis für die jeweilige andere Position? Wird von vornherein ablehnend oder offen an die diversen Themenbereiche herangegangen? Das sind einige der Fragen, mit denen sich das Seminar beschäftigt. „Das Konfliktfeld zwischen Anwohnern und SWSG ist für uns besonders interessant“, sagt Florian Pitschel.

Die Leitfaden-Interviews sind mittlerweile fast alle erledigt, im Januar werden die sechs Studentinnen und Studenten nochmals durch die Siedlung laufen, um eine so genannte „quantitative Befragung“ durchzuführen: Anwohner bekommen dann ganz konkrete Fragen gestellt, auf die sie lediglich mit Ja oder Nein antworten sollen.

Am Ende des Projektes steht eine Seminararbeit, die bis März kommenden Jahres fertig werden soll. „Das ist keinesfalls eine Handlungsanleitung für die Beteiligten“, stellt Pitschel klar. Direkte Empfehlungen werde es nicht geben. Es sei aber durchaus vorstellbar, dass der eine oder andere bei der Lektüre der Arbeit Rückschlüsse ziehen könne.