Im Bezirksbeirat sind die sechs Entwürfe des Architekturwettbewerbs für die Keltersiedlung vorgestellt worden. Sowohl Jury als auch SWSG favorisieren die Arbeit des Stuttgarter Büros EMT Architektenpartnerschaft Eckert Manthos Tagwerker Bauhofer.

Zuffenhausen - In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats hat Helmuth Caesar, der Technische Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), die Entwürfe des Architekturwettbewerbs für die Keltersiedlung vorgestellt. Die SWSG möchte das Quartier komplett umgestalten, dazu sollen 105 Wohnungen abgerissen und dafür 180 bis 190 neue gebaut werden (wir berichteten). Nach wie vor gibt es allerdings Proteste gegen das Vorhaben: Nach Ende der Sitzung demonstrierten knapp zwei Dutzend Bewohner im Zehnthof. Sie fordern, dass ihre Wohnungen saniert und nicht abgerissen werden.

 

Insgesamt sollen 14 neue Häuser gebaut werden

Sechs Büros aus Österreich und Deutschland haben sich an dem Planungswettbewerb beteiligt, sowohl die Jury als auch die SWSG haben einen eindeutigen Favoriten: das Stuttgarter Büro EMT Architektenpartnerschaft Eckert Manthos Tagwerk Bauhofer. „Das ist die mit Abstand kleinteiligste Arbeit“, sagte Caesar. Der Entwurf sieht vor, dass an der Künzelsauer Straße insgesamt 14 Häuser um fünf individuelle Höfe angeordnet werden. Die einzelnen Gebäude sind unterschiedlich gestaltet, einige von ihnen haben drei, andere vier Stockwerke. Mindestens 180 Wohnungen sollen in den Neubauten Platz finden. Geplant sind Größen zwischen anderthalb und fünf Zimmer mit 45 bis 105 Quadratmetern. Die Hälfte der Einheiten soll als Sozialwohnung angeboten werden. Caesar betonte, der EMT-Entwurf biete viele Vorteile: Der Straßenraum werde klar gegliedert, der Grünzug sei im Vergleich zu den anderen Arbeiten der breiteste, die Wohnungen hätten sehr gute Grundrisse, die Innenhöfe böten eine intime Atmosphäre. Sollte der EMT-Vorschlag umgesetzt werden, dann verspricht sich Caesar davon eine „große städtebauliche Verbesserung“.

Die Bezirksbeiräte zeigten sich mit dem Entwurf zufrieden. Der Siedlungscharakter, das sagte SPD-Vertreter Hans-Georg Kerler, werde, wenn auch auf andere Weise, erhalten. Auch sei die soziale Mischung gut geplant. Allerdings würde Kerler lieber sehen, dass auf viergeschossige Gebäude verzichtet wird. Caesar erwiderte, dass sich das kaum machen ließe, da man sonst nicht genug Wohnungen unterbringen könnte. Karlheinz Schmid von der FDP wollte wissen, ob denn durch die Kleinteiligkeit des Entwurfs nicht sehr hohe Kosten entstünden. „Das ist ein Spagat“, sagte Caesar. Natürlich sei dies nicht die preisgünstigste Lösung, andererseits spiele aber guter Städtebau eine wichtige Rolle.

Im Zehnthof wurde gegen die SWSG-Pläne demonstriert

Während die Stimmung in der Zehntscheuer am Dienstagabend positiv war, gab es vor der Tür harsche Worte. Eine Handvoll Demonstranten hatte sich im strömenden Regen zusammengefunden, um ihrem Unmut Luft zu machen. Gefilmt wurden sie dabei vom SWR-Fernsehen. „Wir sind gegen den Abriss“, sagte Ursel Beck von den Mieterinitiativen Stuttgart. Günstige Wohnungen würden vernichtet statt saniert. Gerda Merker, langjährige Mieterin in der Siedlung, betonte, sie wolle nicht wegziehen. Jahrelang habe die SWSG kein Geld in die Instandhaltung investiert, viele Mieter hätten auf eigene Kosten saniert, nun solle man sein Heim verlassen. Architekt Kai Lanziner unterstützte die Vorredner und sagte, aus seiner Sicht lohne sich eine Sanierung durchaus. Tom Adler, Stadtrat der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-Plus und SWSG-Aufsichtsratsmitglied, warf SWSG und Gemeinderat vor, sich vor einer Diskussion zu drücken.

Am 31. März endet die öffentliche Auslegung der aktuellen Planungen. Danach werden die eingegangenen Anregungen geprüft, bewertet und gegebenenfalls in den Bebauungsplanentwurf eingearbeitet. Wann das gesamte Bebauungsplanverfahren beendet ist, steht momentan noch nicht fest. Die SWSG plant, im Jahr 2019 mit den Bauarbeiten zu beginnen.