Ebbe Kögel, der Bademeister des Stettener Freibädles schickt nach zweiwöchiger Funkstille beim Badtelefon eine deftige Beschwerde an den Telekom-Vorstandssprecher Niek Jan van Damme.

Kernen - Das Bad ist seit dem 4. Mai geöffnet“, spricht die automatische Bandansage, was ja immerhin eine grundlegende Information über die aktuelle Situation im Stettener Bädle ist. Ansonsten tut sich dort aber telefonisch rein gar nichts. Das Band läuft zwar an, aber im Bad klingle das Telefon nicht, wenn jemand anrufe, sagt Ebbe Kögel, der Bademeister des Stettener Bädlesvereins.

 

Kein Fernsprechkontakt zur Außenwelt, keine Internetverbindung. Und weil das bereits seit zwei Wochen und trotz gut 15 Telefonaten mit der Telekom noch immer so ist, hat der auch ansonsten recht umfassend engagierte Stettener Kögel jetzt eine ausführliche E-Mail an Niek Jan van Damme geschickt, den Vorstandssprecher der Telekom. Eine der unverblümten Botschaften aus dem Bädle im Remstal: „Die Telekom ist ein Saftladen.“

Telefonisch auf dem Trockenen zu sitzen, das sei eine untragbare Situation für ein Freibad, in dem sich an einem sonnigen Sommertag bis zu 600 Badegäste tummelten, sagt Kögel. Um dies zu ändern, so lautet die persönliche Telefonpannenstatistik, die er nach Bonn in die Telekom-Zentrale gemailt hat, habe er als Badverantwortlicher inzwischen mehr als 15 Mal bei der Telekom angerufen – natürlich vom funktionierenden Privatapparat aus. Ein zeitraubendes Vergnügen, wie er bei der Gelegenheit habe feststellen müssen: „Jedes Mal war ich zwischen 15 und 45 Minuten in der Leitung – insgesamt also fast acht Stunden meiner Arbeitszeit – und wurde mit Ihren Kundenberatungen in ganz Deutschland verbunden. Ich war in Wilhelmshaven, Leipzig, Stralsund, Halle an der Saale und so weiter.“ Jedes Mal sei eine Benachrichtigung nach Behebung der Störung versprochen worden.

„Passiert ist – nichts. Nein, halt, nicht, dass ich lüge. Am Freitag war ein sogenannter Servicetechniker da, der sich sogar per SMS angekündigt hat.“ Gefunden hat der Mann nichts. Dafür hat der Bademeister am Beispiel des Technikers Dinge erfahren, die ihm fast die Badehose ausgezogen haben. „Das war einer jener langjährigen Beschäftigten der Telekom, die Sie mit 58 Jahren auf Steuerzahlerkosten in Rente geschickt haben und jetzt auf 400-Euro-Basis weiterbeschäftigen“, schreibt Kögel an den Konzernchef. Und kann sich als Soziologe einen gesamtgesellschaftlichen Hinweis nicht verkneifen: „Auch ein interessantes Modell zur Austrocknung der Sozialkassen und Rentenversicherung. Haben Sie wahrscheinlich bei den Amis von Procter und Gamble gelernt.“

Immerhin bemüht habe sich der Mann, gefunden habe er aber nichts. Und was den Bademeister Kögel da wiederum auf die Palme bringt: „Der hat dann alles auf die Baufirma geschoben, die bei uns Kabel fürs schnelle Internet verlegt hat.“ Jene Baufirma immerhin schickt voraussichtlich heute ebenfalls einen Techniker vorbei.

Zurück zur Brand-E-Mail: „Der Fisch stinkt vom Kopf her, Herr Damme, Ihr Laden ist einfach miserabel organisiert“, muss der Konzernchef unter anderem und „mit nicht mehr ganz so freundlichen Grüßen“ lesen. Die abschließende Kögel-Frage, wann denn das Telefon im Stettener Bädle endlich wieder funktioniere, liegt derweil auch als Zeitungsanfrage bei der Bonner Telekom-Pressestelle. Sie sei Gegenstand einer internen Recherche, heißt es dort. Das Ergebnis steht noch aus – ebenso wie die Antwort van Dammes auf den Beschwerdebrief des Bädlesmeisters.