Die Gemeinde Kernen will sich mit einem Notfallplan gegen einen längeren Stromausfall rüsten. Ein externes Büro soll das Konzept für einen möglichen Blackout erstellen.

Kernen - Ein flächendeckender länger andauernder Stromausfall hätte Auswirkungen auf alle Bereiche des täglichen Lebens. Die Gemeinde Kernen will daher einen Notfallplan Stromausfall erstellen lassen. Allerdings hat sie viele Aufgaben, und für einen solchen Notfallplan sind zahlreiche komplexe Themenbereiche zu prüfen und die nötigen Vorbereitungen festzulegen. Die Gemeindeverwaltung Kernen schlägt dem Gemeinderat daher vor, 5000 Euro in den Haushaltsplan einzustellen, um ein externes Büro zu beauftragen, das ein Konzept erstellen soll. Da der Notfallplan von den drei Mehrheitsfraktionen CDU, UFW und SPD zusammen beantragt worden ist, dürfte das nötige Geld erwartungsgemäß in den Haushaltsplan 2017 eingestellt werden. Formal hat der Gemeinderat allerdings darüber erst noch zu beschließen.

 

Versorgungsengpässe werden befürchtet

Die Leiterin des Ordnungsamts in der Gemeinde Kernen, Marianne Rapp, hat in einer Sitzung des Verwaltungsausschusses schon einmal zusammengestellt, wo bei einem Stromausfall Versorgungsengpässe, Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere schwerwiegende Folgen eintreten würden. Wenn die elektrisch betriebenen Pumpen der Wasserversorgung nicht mehr funktionieren, müsste sich die Gemeinde im Notfall um die Trinkwasserversorgung und Nahrungsmittelmangel kümmern. „Gegebenenfalls sind Notfallausgabestellen einzurichten“, sagt Marianne Rapp. Auch sonst könnte sich die Aufgaben stellen, geheizte Anlaufstellen für die Bevölkerung zu schaffen, doch diese müssten möglichst auch mit Strom versorgt werden.

Blockheizkraftwerk könnten eine Schlüsselrolle spielen

„Man wird eigentlich nicht fertig“, kommentiert Bürgermeister Stefan Altenberger die Liste seiner Ordnungsamtsleiterin. Den Blockheizkraftwerken kommt allerdings in diesem Katastrophenfall seiner Ansicht nach eine Schlüsselrolle zu. So ist etwa ganz praktisch die Frage aufgeworfen, ob es gelingen würde, ein Blockheizkraftwerk, das Strom, aber vor allem auch Wärme produziert, mit der Hilfe einer Batterie anzuwerfen. Hilfreich könnte auch eine noch junge Entwicklung sein: „Teilweise unabhängige Stromnetze werden sich weiter entwickeln“, ist der Bürgermeister überzeugt. Zum weiteren Betrieb der Tiefbrunnen, die für den Notfall in Rommelshausen bereit gehalten werden, sollten diese mit Notstromaggregaten ausgerüstet werden, schlägt Marianne Rapp vor. Solche Geräte bräuchten auch die wichtigsten Komponenten der Kläranlagen. Altenberger hält auch die Frage für klärungsbedürftig, ob die Notfallgeräte dann rund um die Uhr laufen müssen oder abgeschaltet und neu hochgefahren werden können. Caren Lederer, die UFW-Gemeinderätin, regt an, bei Betrieben und Landwirten nachzufragen, wer denn schon ein Notstromaggregat besitzt.

Öffentliche Sicherheit ist beim Blackout in Gefahr

Marianne Rapp weist auch darauf hin, dass im Katastrophenfall gerade auch in der Verwaltung, in den Behörden und in den Feuerwehrgerätehäusern Störungen der Kommunikation auftreten können, sodass die Beamten und Helfer nicht mit den nötigen Informationen ausgestattet sind.

Allgemein sei bei Stromausfall mit Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu rechnen. Ein allgemeines Verkehrschaos, auch durch Fehlen von Treibstoffen und Problemen bei Wartungen und Reparaturen, sei dann durchaus möglich. Wenn zum Beispiel Pumpen an den Tankstellen nicht mehr arbeiten, dürften außer dem privaten auch der öffentliche Nahverkehr über kurz oder lang nicht mehr funktionieren. Eine Verwaltung müsse daher prüfen, welche Fahrzeuge sie benötigt und ob sie dafür einen Vorrat an Diesel für den Notfalagern kann.

Weil ohne Strom Telefone sowohl in Privathäusern als auch in Verwaltungen nicht mehr funktionieren und auch Handy-Akkus nicht aufgeladen werden, ja selbst die digitalen Meldeempfänger der Feuerwehr nur wenige Stunden halten und ganze Netze ausfallen könnten, müsse die Verwaltung prüfen, ob für Notfälle Satellitentelefone beschafft werden sollen, sagt die Ordnungsamtsleiterin.