Weil das Gazi-Stadion in Degerloch eine neue Tribüne bekommt, müssen die Stuttgarter Kickers 13 Heimspiele der dritten Liga in Reutlingen austragen. Das erste davon am Samstag gegen Jahn Regensburg.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Einbläuen: Während des Stadionumbaus alle Heimspiele der Blauen in Reutlingen! So stand es den ganzen Sommer über auf den Plakaten in und um Degerloch, um die Fans der Stuttgarter Kickers auf den Umzug an die Kreuzeiche einzustimmen, der wegen des Tribünenneubaus im Gazi-Stadion nötig ist. Jetzt ist es also so weit, die neue (Zwischen-)Zeitrechnung beginnt am Samstag, 14 Uhr, mit der Partie gegen Jahn Regensburg.

 

Neues Spiel, neues Glück? Nun ja, nach dem – wenn auch unglücklichen – Saisonstart in Wiesbaden bekommt die Premiere an der Kreuzeiche noch eine zusätzliche Note, sportlicher Natur. „Natürlich wollen wir versuchen, die Scharte gegen Wehen wettzumachen“, hat Sandrino Braun schon vergangenen Samstag nach der 1:2-Niederlage angekündigt. Gesagt, getan?

Abwarten. Auch der Sportdirektor Michael Zeyer weiß: „Es wird vielleicht zwei, drei Spiele dauern bis wir das Stadion als Heimspielstätte angenommen haben.“ Denn die Mannschaft wird quasi ins kalte Wasser geworfen, nachdem in der Vorbereitung kein Testspiel dort absolviert werden konnte, weil das Stadion anderweitig belegt war. „Wir hätten ganz gerne mal vorher dort gespielt“, gibt Zeyer zu. Das hätte sicher auch der Trainer Horst Steffen unterstützt, dennoch will er den Ortswechsel nicht als Ausrede gelten lassen. „Wir müssen es nehmen, wie’s kommt“, sagt er immer wieder, und will der Mannschaft erst gar kein Alibi für mögliche Schwächen liefern. Schließlich wollen die Kickers unbedingt an ihre Heimstärke aus der vergangen Saison anknüpfen, als sie vorübergehend neun Spiele ohne Niederlage geblieben waren und damit den Grundstein zum vorzeitigen Klassenverbleib gelegt hatten.

„Ich hoffe, dass wir auch einige Zuschauer aus Reutlingen und Umgebung dazu gewinnen können“, sagt der Kickers-Präsident Rainer Lorz wohlwissend, dass der eine oder ander Fan den Weg an die Kreuzeiche scheuen wird, auch wenn die Kickers eigens Shuttle-Busse einsetzen. Wegen Überfüllung wird das Stadion jedenfalls kaum geschlossen werden müssen, auch wenn statt der ursprünglich einmal 15 000 Zuschauer wegen baulicher Mängel im Stehplatzbereich lediglich noch 10 400 Besucher zugelassen sind. Das dürfte locker reichen, schließlich kalkulieren die Kickers lediglich mit einem Schnitt von 3500 bis 4000 Besucher (nach zuletzt 4000). Sofern die Modernisierung in Degerloch reibungslos verläuft, werden im Gazi-Stadion noch sechs Spiele ausgetragen, während in Reutlingen 13 angesetzt sind, wo die Kickers mit Kosten von rund 5000 Euro pro Partie rechnen.

Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, bietet der Verein in dieser Saison drei Dauerkartenpakte an: eines nur für Reutlingen, eines nach dem Umbau für Degerloch sowie eines für die komplette Saison. Bisher sind 600 Jahreskarten verkauft (nach 1000 im Vorjahr). Den Zuschauern kommt der Verein jedenfalls entgegen, nachdem die Preise nicht erhöht wurden (siehe auch „Der Weg ins Stadion“). Zudem stehen kostenfreie Parkplätze in ausreichender Zahl zur Verfügung. Reutlingen, wir kommen.

Doch aufgepasst: keine Regel ohne Ausnahme. Das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund am 16. August findet bekanntlich in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart statt. Dafür sind inzwischen schon 18 300 Karten abgesetzt – wobei das Dortmund-Kontingent mit 5000 Plätzen noch gar nicht eingerechnet ist.