Die Stuttgarter Kickers starten am Samstag in Wiesbaden in die Drittligasaison. Der Sportdirektor Michael Zeyer will sich von der Konkurrenz abheben, aber sich auf kein Saisonziel festlegen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)
Stuttgart – - Die Fußballer der Stuttgarter Kickers starten am Samstag in die neue Drittligasaison. Beim SV Wehen Wiesbaden treffen sie gleich auf einen Titelanwärter – als solcher sieht der Sportdirektor Michael Zeyer die Blauen in dieser Saison noch nicht.
Herr Zeyer, bei einer Trainerumfrage zu den Aufstiegsanwärtern der dritten Liga wurden die Kickers nicht genannt. Enttäuscht oder eher erleichtert?
Michael Zeyer. Foto: Pressefoto Baumann
Das trifft eigentlich meine Erwartungen. Ich glaube nicht, dass uns jemand auf der Rechnung hat, obwohl wir einen guten Kader zusammengestellt haben. Aber erfahrungsgemäß ist es so, dass man nicht zu den Favoriten zählt, wenn man keine großen Transfers tätigt. Man wird ja oft daran gemessen, wie viel Geld man ausgibt.
Und da sind die Kickers nicht vorne dabei.
Unser Ziel ist zu zeigen, dass man auch mit kleineren Transfers viel erreichen kann. Wir haben ja schon letztes Jahr einen gewissen Umbruch vollzogen. Und es gibt immer gute Spieler im Regionalligabereich oder auch jetzt wieder auf dem Arbeitslosenmarkt. Wir wollen da bewusst auf Lücke gehen. Mit jungen Spielern arbeiten, die wir weiterentwickeln. Oder eigene Talente aus der U 19 und U 23 zügig nach oben holen und ihnen Spielpraxis geben. Wir wollen nicht im Teich mit den anderen fischen. Dann geht es nur über den Etat und die finanziellen Möglichkeiten. Da sind wir sicher nicht im Favoritenkreis.
Wer gehört dann zu diesem Kreis?
Das ist schwer zu sagen. Eine Mannschaft wie Heidenheim, die jahrelang oben dran war und im letzten Jahr klar den Aufstieg definiert hat, sehe ich im Moment nicht. Wehen als Vierter hat sich noch mal etwas verstärkt, Münster hat große Ambitionen, von den Ostclubs kann der eine oder andere eine gute Rolle spielen. Aber sicher ist auch die Coachingleistung wichtig, das hat man bei der Weltmeisterschaft gesehen. Ich glaube nicht, dass Deutschland individuell eine bessere Mannschaft hat als Brasilien. Aber was Jogi Löw taktisch und vom Teamgeist entwickelt hat, war wesentlich besser als bei den Brasilianern, wo gar keine Mannschaft zu erkennen gewesen ist.
Und in dieser Richtung zählen die Kickers eher zum Favoritenkreis?
Ich denke, dass wir mit Horst Steffen und dem Trainerteam sehr gut aufgestellt sind, das ist ein wichtiger Faktor. Da setzen wir auf Kontinuität – weshalb wir den Vertrag auch verlängern wollen und werden.
Und im Gesamtpaket heißt das dann schon, dass der Verein aufsteigen will. Vielleicht nicht dieses Jahr, aber nächstes?
Wir werden allein vom Etat her nicht darstellen können, dass wir aufsteigen wollen. Aber wir – und da schließe ich das Trainerteam ein – sind ehrgeizig und ambitioniert – und nicht mit Mittelmaß zufrieden. Jeder der mit uns zu tun hat, weiß, wie wir für den Erfolg brennen. Wir wollen einfach das Maximale rausholen, wobei schwer zu sagen ist, was das am Ende ist.
Welchen Stellenwert hat der Saisonauftakt in Wehen – gerade bei einer Mannschaft, die hoch eingeschätzt wird?
Der Rückenwind aus einem guten Start ist schon Gold wert, auch wenn das eine Binsenweisheit ist.
Sie sagten, der Umbruch hat schon im Winter begonnen. Kann das ein Vorteil sein?
Ich habe es in meiner Karriere immer als Vorteil betrachtet, wenn eine Mannschaft gewisse Abläufe kennt, deshalb war es auch unser Ziel, dass eine eingespielte Mannschaft steht und nur ein paar Mosaiksteinchen dazukommen. Letzte Saison haben wir gewisse Nachverpflichtungen getätigt und vielleicht deshalb bis zur Winterpause viele Punkte abgegeben – gerade auswärts.