Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft stammt der am Schauplatz des Kiesewetter-Mordes gefundene Schriftzug nicht vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU).

Heilbronn - Der am Tatort des Kiesewetter-Mordes in Heilbronn entdeckte NSU-Schriftzug kommt nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft wahrscheinlich nicht von den Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). „Nach jetziger kriminalistischer Einschätzung ist nicht davon auszugehen, dass der Schriftzug vom NSU selbst stammt“, sagte eine Sprecherin der Behörde der „Heilbronner Stimme“ (Dienstag). „Dies würde auch allem widersprechen, was wir bisher vom NSU wissen, der immer konspirativ gehandelt hat und darauf geachtet hat, unerkannt zu bleiben.“

 

Die Polizistin Michèle Kiesewetter war im April 2007 in Heilbronn erschossen worden. Der Mord wird dem NSU zugerechnet. Kurz vor dem zehnten Jahrestag war der Schriftzug auf alten Aufnahmen vom Tatort entdeckt worden, die kurz nach der Tat gemacht worden waren.

SWR-Film angefordert

Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Landtag, Wolfgang Drexler, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Gremium gehe dem Thema weiter nach. Es stimme zwar, dass die Rechtsterroristen an ihren anderen Tatorten keine Hinweise auf den NSU hinterlassen hätten. Allerdings sei die Tötung Kiesewetters der letzte Mord des Trios gewesen. Der Ausschuss habe den SWR-Film angefordert, in dem der Schriftzug zu sehen ist. Zudem hoffe er, an Aufnahmen zu kommen, die vor dem Tattag im April 2007 gemacht wurden. Wenn der Schriftzug vorher schon da gewesen sei, komme er sicher nicht vom NSU.

Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) ist nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft für zehn Morde zwischen 2000 und 2007 verantwortlich, darunter an Kiesewetter. Der Untersuchungsausschuss betrachtet die Bezüge der Rechtsterroristen nach Baden-Württemberg.

Das Kürzel NSU ist in der Region Heilbronn auch unabhängig von der Terrorzelle bekannt. Es steht für die Stadt Neckarsulm und die dort ansässigen Motorenwerke, die 1969 zur Audi NSU Auto Union AG fusionierten.