Afrika kommt nicht so recht voran – was vor allem an Machthabern liegt, die ihre Länder nach Herzenslust plündern. Noch schlimmer ist nur noch der Nachwuchs der Potentaten.

Malabo/Luanda - Afrikas Big Men sind in aller Welt bekannt. Sie scheren sich nicht um Menschenrechte, plündern die Staatskassen und halten an der Macht fest, bis sie vom Podest fallen, auf dem sie ihre Huldigungen entgegennehmen. Völlig zu Recht gelten Afrikas Präsidenten als eine der Hauptursachen, warum der abgehängte Kontinent nicht wirklich weiterkommt – doch wer in ihnen die bedauernswerteste Verkörperung des Menschlichen sieht, hat ihre Söhne noch nicht kennengelernt. Die übertreffen ihre Väter, wenn es um den Kotzbrocken-Koeffizienten geht, deutlich.

 

Bestes, oder besser: schlimmstes Beispiel ist Teodoro Obiang Mangue, Sohn des äquatorialguineischen Präsidenten Teodoro Obiang Nguema, der an Niedertracht nicht überbietbar schien. Er kam vor 38 Jahren an die Macht, indem er seinen Onkel umbrachte, und raubt seitdem das erdölreiche winzige Land aus, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Doch während der 76-jährige Papa seinen gestohlenen Reichtum wenigstens insgeheim in einem seiner abgeschotteten Paläste genießt, wird der 48-jährige Sohnemann offensichtlich von der Sucht getrieben, seine Beute der ganzen Welt vorzuführen.

Zu den Spielzeugen des Lebemanns gehört die 90 Meter lange Luxusjacht L’Ice (Wert: 125 Millionen Euro), eine ganze Flotte von Luxuskarossen sowie eine stattliche Villa in der Pariser Avenue Foch (Wert: mehr als 100 Millionen Euro). Klein Teodoro wurde von seinem Vater bereits zum Vizepräsidenten geschlagen und soll den am zweitlängsten „dienenden“ Staatschef des Kontinents irgendwann ablösen. Falls er nicht vorher im Gefängnis landet, denn in Paris findet derzeit ein Betrugsverfahren gegen den Junior Big Man statt, das dieser allerdings aus sicherer Entfernung verfolgt.

Im Senegal scheiterte die Machtübergabe

Gewiss hat Klein Teodoro das Schicksal von Karim Wade im Blick, dem Sohn des Ex-Präsidenten des Senegal, der ebenfalls dem Vater nachfolgen sollte. Abdoulaye Wade hatte seinen Filius bereits zum Superminister für internationale Zusammenarbeit, regionale Entwicklung, Lufttransport, Infrastruktur und Energie ernannt – eine Position, die der ambitionierte Präsidentensohn zur eigenen Bereicherung nutzte: Er soll sich in dieser Zeit weit über 200 Millionen Euro widerrechtlich angeeignet haben. Papa Wades Kalkül ging allerdings nicht auf: Noch bevor er Karim als Nachfolger einsetzen konnte, verlor der 86-Jährige 2012 die Wahlen – sein heute 49-jähriger Sohn landete im Gefängnis. Er wurde aber schon drei Jahre später begnadigt und lebt inzwischen – nicht gerade schlecht, wie man hört – in Katar.

Man muss nicht unbedingt ein Y-Chromosom haben, um von den väterlichen Privilegien profitieren zu können, wie Isabel dos Santos in Angola beweist. Dos Santos nutzte die 38-jährige Regierungszeit ihres Papas, um mit einem auf rund drei Milliarden Euro geschätzten Vermögen zu Afrikas reichster Frau zu werden. Die 44-Jährige wird dem dieser Tage zurücktretenden José Eduardo dos Santos zwar nicht nachfolgen, hat aber den zweitwichtigsten Job in Afrikas zweitgrößtem Erdölstaat ergattert: Sie ist Generaldirektorin der staatlichen Ölfirma Sonangol – während ihr Bruder José dem kaum weniger wichtigen staatlichen Investmentfonds Fundo Soberano de Angola vorsteht. Wie ihr Vater gehen die beiden Erben allerdings eher dezent mit dem keineswegs immer astrein erworbenen Familienvermögen um.

Neuling im afrikanischen Big-Man-Club ist das Kap der Guten Hoffnung, wo Jacob Zuma nach besten Kräften den kontinentalen Vorbildern nacheifert. In guter dynastischer Tradition versucht er derzeit seine Ex-Frau als Nachfolgerin zu installieren, während Sohn Duduzane fürs Finanzielle sorgen soll. Dafür hat ihn der Vater in den Schoß der befreundeten Gupta-Familie implantiert, von wo der inzwischen 33-Jährige zu einem atemberaubenden Höhenflug ansetzte. Duduzane sitzt im Vorstand von 21  Unternehmen des Gupta-Imperiums, das sich wie ein Parasit ins Staatswesen gefressen hat. Papa habe bei seinem kometenhaften Aufstieg gar keine Rolle gespielt, will Duduzane glauben machen: Der Erfolg sei alleine seinen Fähigkeiten und denen der tüchtigen Gupta-Onkels zuzuschreiben.

Auch Ehefrauen und Ex-Frauen mischen munter mit

Solche Vaterfreuden kann Robert Mugabe nur voller Neid verfolgen. Die Söhne des regierenden Methusalems im Nachbarland Simbabwe sind noch zu jung, um schon als Nachfolger des 93-jährigen Papas installiert werden zu können. Sie gehen stattdessen in Dubai und Südafrika ihrem Dandyleben nach, wo sie von Champagnerflasche zu Champagnerflasche und von Skandal zu Skandal torkeln. Kürzlich musste Frau Mama nach Johannesburg eilen, um sie mit physischer Gewalt aus den Armen einiger Models zu befreien.

Grace Mugabe bleibt allerdings noch etwas Zeit, um die missratenen Bälger zu guten Autokraten zurechtbiegen zu können. Wenn alles nach Plan geht, übernimmt die 52-Jährige erst einmal selbst die Macht, wenn Robert nach vier Jahrzehnten zu noch höheren Aufgaben abberufen wird.