Die Profi-Köchin Andrea Lange zaubert auf dem Kinder- und Jugendfestival für die Stuttgarter Zeitung mit Nachwuchsköchen leckere Gerichte. Und die Jungs und Mädels haben großen Spaß daran.

Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)

Stuttgart - Wenn Andrea Lange Einkaufszettel schreibt, dann sehen die öfter mal so aus: 200 Tomaten, 80 Gurken, 10 Kilo Nudeln. Nein, die zierliche Frau mit den dunkelbraunen Haaren ist kein Vielfraß. Und ihre beiden Söhne Lukas und Moritz essen zwar wahnsinnig gern Nudeln mit Tomatensoße – trotzdem, für sich alleine brauchen die Langes nicht solche Mengen an Essen.

 

Andrea Lange gibt Kochkurse. Die vielen Tomaten, Gurken und Nudeln sowie noch viele andere Zutaten hat sie besorgt, um beim Kinder- und Jugendfestival am Wochenende mit Nachwuchsköchen leckere Gerichte zu zaubern. Salat mit Balsamicodressing, Pasta mit Tomatensoße oder eine Quarkcreme mit Erdbeeren – am Stand der Stuttgarter Zeitung auf dem Schlossplatz können Kinder am Samstag und am Sonntag von elf Uhr an die Kochlöffel schwingen. Und das Beste daran: nach getaner Arbeit darf jeder sein Essen in Ruhe genießen.

Keine Angst vor Verletzungen

Andrea Lange ist ein Profi, seit 2005 betreibt sie eine eigene Kochschule in Ludwigsburg. Dort gibt sie nicht nur Kurse für Erwachsene, sondern geht auch regelmäßig mit Kindern in die Küche. Ein bisschen Kribbeln im Bauch hat die 38-Jährige allerdings schon, wenn sie an das anstehende Wochenende denkt. „Ich hoffe, wir haben an alles gedacht. Wenn mir ein Schöpflöffel fehlt oder die Küchenrolle ausgeht, dann kann ich nicht so einfach Nachschub holen.“ Vor Verletzungen dagegen fürchtet sich Andrea Lange nicht. „Ich habe auch einen Verbandskasten auf die Einkaufsliste geschrieben“, sagt sie und schmunzelt.

Tatsächlich sind den Kindern unter ihrer Küchenaufsicht in all den Jahren keine größeren Missgeschicke passiert. Nur der Nudelmaschine ging es einmal an den Kragen. Ein Junge hatte während des Kurses ein Gummibärchen durch die Maschine gedreht und kurbelte dann einen Spüllappen hinterher, um das Gewinde wieder sauber zu bekommen. „Eigentlich eine nette Idee, aber die Maschine war danach leider nicht mehr zu retten“, erzählt Lange.Die geringe Unfallquote hängt aber sicherlich auch damit zusammen, dass Andrea Lange ihre Schüler nicht nur einfach vor sich hin schnibbeln und rühren lässt, sondern den Kindern auch immer wieder Tipps gibt. Wenn sich die achtjährige Natascha beim Schneiden der glitschigen Gurke redlich abmüht, sagt Andrea Lange: „Bei allen Sachen, die du schneidest, musst du immer die glatte Seite auf das Brett legen. Dann rutscht du nicht so leicht ab.“ Außerdem bemüht sie sich, Kochausdrücke für die Kinder so anschaulich wie möglich zu machen. Für eine Quarkcreme etwa muss Pedro das Eiweiß steif schlagen. Als der Junge ein wenig ratlos zum Rührgerät greift, erklärt sie: „Du musst so lange rühren, bis das Eiweiß aussieht wie ein Gletscher.“ Als es so weit ist, lässt sie Pedro einen Test machen. „Jetzt dreh die Schüssel um. Wenn der Eischnee nicht mehr runterfällt, hast du alles richtig gemacht.“

Leidenschaft fürs Kochen

Und noch eines zeigt dieser Test: Andrea Lange kümmert es nicht, wie ihre Küche aussieht, wenn sie mit Kindern gekocht hat. Das liegt vielleicht daran, dass sich in ihrer Familie schon immer alles ums Essen gedreht hat. Ihre Großeltern hatten früher in Niederbayern ein eigenes Wirtshaus, und so hat sie schon als kleines Mädchen viel Zeit in der Küche verbracht. Dennoch entschied sie sich später zunächst für einen anderen Beruf. Als Arzthelferin kam sie von Bayern nach Ludwigsburg. Als sie dann ihre beiden Söhne bekam, entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Kochen wieder neu. „Ich hatte wieder Zeit, auf den Markt zu gehen“, erzählt Lange. Und zusammen mit Lukas und Moritz machte sie sich dann ans Werk. „Die Kinder haben immer mitgekocht und später auch oft ihre Freunde“, sagt sie. Nachdem Andrea Lange selbst einige Kurse besucht hatte, wie zum Beispiel bei Alfons Schuhbeck in München, beschloss sie, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Bloß kein Hackfleisch aus dem Supermarkt

Seit sieben Jahren kämpft Andrea Lange nun dafür, dass sich Kinder und ihre Eltern nicht auf Dauer mit Pizza aus der Tiefkühltruhe zufriedengeben. Denn die Köchin ist überzeugt: „Wenn man Kindern eine große Vielfalt an Gerichten anbietet, dann haben sie auch Spaß am Essen, sogar an gesunden Sachen.“ Ein paar Dinge jedoch kommen Andrea Lange nicht in die Küche. Eier aus Bodenhaltung oder Hackfleisch aus dem Supermarkt etwa. „Wenn die Tiere nicht glücklich waren“, sagt sie, „dann verzichte ich gerne aufs Fleisch.“

Kochen kostet Zeit. Das ist Andrea Lange sehr wohl bewusst. „Kochen“, sagt sie, „ist eine Lebenseinstellung. Andere gehen ins Fitness-Studio. Ich stelle mich lieber in die Küche.“