65 000 Besucher haben sich auf dem Stuttgarter Zeitung Kinder- und Jugendfestival treiben lassen. 120 Aktionen waren rund um Schlossplatz und Eckensee geboten. Wir sagen, was am besten ankam – und haben ganz viele Bilder mitgebracht.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Klettern, Knobeln, Kistenstapeln – der Schlossplatz hat sich am Samstag und Sonntag für das 12. Stuttgarter Zeitung Kinder- und Jugendfestival in eine riesige Spielelandschaft verwandelt. 120 Mitmachaktionen galt es auszuprobieren. „Wir freuen uns, dass die Aktionen bei den Familien wieder so gut angekommen sind“, sagt Michaela Gnann von der Kommunikationsagentur KMR, die das Festival mit der City Initiative, dem Sportkreis Stuttgart und dem Stadtjugendring veranstaltet hat. Rund 65 000 Besucher seien auf dem Festivalgelände gewesen.

 

Die schönste Aussicht:

Die Seilbahn der Evangelischen Jugend Stuttgart ist der Hingucker auf dem Festival. Einmal über den Eckensee hinüber wegschweben – das wollen viele Kinder. Die Schlange ist lang. „Hella, schick mir mal den Nächsten“, ruft Stepan Baumgartner, ein ehrenamtlicher Helfer, der die Kinder sichert, wenn sie hoch zur Startplattform klettern. Mit Helm auf dem Kopf geht es in fast sechs Meter Höhe schwungvoll über den See, auf dem an diesem Wochenende auch Kajaks, schwimmende Fässer, ein Seegelboot und ein Erzählfloß unterwegs sind. 20 Sekunden, so lange dauert der Spaß am Seil, meint Rainer Öhrle, der Sportreferent der Evangelischen Jugend. Er weiß, wovon er spricht. Er hat die Seilbahn selbst ausprobiert. Und wie lautet das Kinderurteil? „Mir hat es gefallen. Am Anfang beim Loslassen hatte ich ein bisschen Angst, aber dann hatte ich keine Angst mehr“, sagt die siebenjährige Milania.

Der heißeste Job:

Im Kochtopf blubbert das Wasser. Cedric (10) und Anna (9) nehmen jeder eine Handvoll Nudeln und werfen sie in Siebe, die im Topf hängen. Fünfmal wiederholen sie das, dann dürfen sie die Siebe hinunter ins Wasser lassen. Zehn Minuten kochen, dann ist die Pasta fertig. An die 30 Kinder tummeln sich im Kochstudio von Andrea Lange am Stand der Stuttgarter Zeitung an drei Stationen – kochen Pasta mit Gemüsesoße, machen Salat und schneiden Früchte für den Nachtisch. Für Anna ist es das erste salzige Gericht, das sie kocht. „Milchreis, Pfannkuchen und Schokoladenpudding“ hat sie schon mal zu Hause zubereitet. Ob ihr auch die Pasta schmeckt? Gleich darf sie probieren.

Ein faires Spiel:

Ghana und Italien sind bei der Fußball-Weltmeisterschaft in der Vorrunde ausgeschieden? Von wegen! Sie sind ins Finale gekommen – zumindest bei der Mini-WM der Jungen des 3-Löwen-Cups am Samstag. Von 1300 Schulen aus dem Land haben sich 16 Mannschaften für die Austragung auf dem Schlossplatz qualifiziert. Doch nur eine Schule darf den Pokal mit nach Hause nehmen. Um 16.30 Uhr ist Anpfiff des Jungenfinales, die Mädchen haben am Sonntag gespielt. Ghana (die Hohbuchschule Reutlingen) hat mehr Unterstützer mitgebracht als die Ludwig-Heyd-Schule Markgröningen, die Italien repräsentiert. Hin und her geht es, schon nach einer Minute fällt das erste Tor für Ghana, das die Partie schließlich mit 2:3 knapp für sich entscheidet. Auch die Grundschule Birkach (England) hat es in die Endrunde geschafft. Sie ist im Viertelfinale ausgeschieden. Das machte (gemeinsam mit vier anderen Mannschaften) Rang fünf.

Ein lässiger Auftritt:

Die Parkour-Sportler haben ein Gerüst mit auf den Schlossplatz gebracht und selbst gebaute Hindernisse. Sie schwingen an dem Gerüst wie an einem Reck, springen ab, landen auf einem einzelnen Stein, wieder Absprung, zwei Meter weiter Landung auf dem nächsten Stein. „Sonst üben wir in der Umgebung: auf Mauern, Bordsteinen, man kann sich mit einer Bordsteinkante vier bis fünf Stunden beschäftigen“, erklärt Benny Schömperle aus dem Vorstand von Parkour Stuttgart. Die Sportler und Sportlerinnen in ihren weiten Jogginghosen und den Muskelshirts machen Eindruck. „Das Springen ist cool“, findet der zehnjährige Jan. Ob er sich auch traut? „Ich war schon oben, wenn man pendelt, kann man richtig weit springen.“

Eine echte Geduldsprobe:

Im So-tun-als-würden-sie-einen-nicht-Hören sind gerade Kleinkinder Weltmeister. „Lukas, wir wollen jetzt los!“ Keine Reaktion. Lukas hat Besseres zu tun. Er ist dabei, eine Holzeisenbahn über eine sehr lange Brücke zu schieben. Der kleine Junge wirkt tiefenentspannt, die Mutter weniger. „Zu Hause hat er auch eine Eisenbahn, aber mit der spielt er kaum“, murmelt sie, um ein energisches „Komm jetzt, Lukas!“ hinterherzuschieben. Geduld ist von Eltern auf dem Kinder- und Jugendfestival immer wieder gefragt – ob an den Spielständen am Eckensee, vor der Torwand oder bei der Hüpfburg an der Königstraße. Die Vorstellungen, wie viel Zeit man an einem Stand verbringen kann, können weit auseinandergehen. Immer wieder hört man die gleichen elterlichen Sätze: „Komm jetzt!“ – „Weiter geht’s“ – „Wir wollen los, etwas essen.“ Als Antwort kommt dann meistens „gleich“, „einmal noch“ – oder eben effektvolles Schweigen.

Ein charmantes Mitbringsel:

Luftballons, Stifte, Schirmmützen – wer es darauf anlegt, kann so einiges vom Festival mit nach Hause bringen. Eine schöne Idee hat sich ein Abfallentsorgungsunternehmen ausgedacht, das ein Zelt am Schlossplatz aufgebaut hat. Kinder können bei Remondis Steckenpferde gestalten. Alte, gewaschene Socken, Filz und Besenstiele liegen dafür bereit. Das Angebot kommt an, es wird fleißig geschnitten und geklebt. „Wir wollen den Kindern nahebringen, was man aus Altem alles machen kann“, sagt die Mitarbeiterin Gudrun Hahn. Der sechsjährige Robin hat mit seiner Mama Jasmin Fleischer kein Steckenpferd, sondern einen blau-orangefarbenen Steckendrachen gebastelt. „Der Drache ist für meinen Bruder, der ist krank“, sagt Robin.

Alle Berichte und Bilder zum Kinder- und Jugendfestival finden Sie hier.