In der Kinder-Uni-Vorlesung am 4. Juli 2015 erklärt die Professorin Aderonke Osikominu von der Uni Hohenheim, wie der Arbeitsmarkt funktioniert. Auch wenn zwei Menschen dieselbe Arbeit verrichten, bekommen sie nicht unbedingt dasselbe Gehalt.

Stuttgart - Einen Berufswunsch hat bestimmt jedes Kind. Jungs wollen meistens Fußballstar werden oder Feuerwehrmann oder Polizist; Mädchen vielleicht Prinzessin, Tierärztin oder Sängerin. Oft orientieren sich die Kinder an erwachsenen Vorbildern, die sie aus dem Fernsehen oder dem echten Leben kennen. Doch nicht jeder Junge hat das Talent zu kicken wie Messi und nicht jedes Mädchen kann singen wie Rihanna. Daher werden die Berufswünsche mit zunehmendem Alter realistischer. Unter männlichen Jugendlichen sind dann Berufe wie Ingenieur, Kfz-Mechaniker oder Bankkaufmann beliebt, junge Frauen wollen häufig Erzieherin, Lehrerin oder Kauffrau im Einzelhandel werden. Das heißt natürlich nicht, dass Mädchen keine Ingenieure und Jungen keine Erzieher werden wollen. Es ist nur seltener.

 

Die Auswahl ist riesengroß: In Deutschland gibt es 330 Ausbildungsberufe und noch viel mehr akademische Berufe. So nennt man Berufe, die durch ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule erlernt werden. Gemeinsam haben alle Berufe, dass sie zunächst erlernt werden müssen. Während der Ausbildung oder des Studiums ist es noch erlaubt, etwas nicht zu wissen und Fehler zu machen, schließlich fehlt den Auszubildenden oder Studenten die Erfahrung, die „alte Hasen“ in einem Beruf schon haben. Dafür verdienen die Azubis auch weniger als ihre älteren, erfahrenen Kollegen. Studenten verdienen meistens sogar überhaupt nichts. Sie müssen sich von den Eltern oder vom Staat unterstützen lassen oder nebenbei noch arbeiten, zum Beispiel als Kellner oder als Aushilfe im Büro.

Die zweite große Gemeinsamkeit aller Berufe ist, dass die Menschen, die sie ausüben, bestimmte Aufgaben erfüllen müssen und dabei eine gewisse Verantwortung tragen: Ingenieure entwickeln zum Beispiel neue Autos. Wenn einer einen schweren Fehler macht und das Auto deswegen nicht richtig funktioniert, ist das sehr ärgerlich und kann sogar gefährlich werden. Lehrerinnen und Lehrer müssen ihren Schülern etwas beibringen, sind also dafür verantwortlich, dass sie am Ende ihrer Schulzeit gut auf das Berufsleben vorbereitet sind. Und Verkäufer im Einzelhandel, egal ob im Supermarkt oder im Bekleidungsgeschäft, müssen Waren bestellen, Kunden beraten und abkassieren.

Spaß machen sollte die Arbeit natürlich auch

So unterschiedlich wie die Ausbildungswege und die Aufgaben in den einzelnen Berufen sind, so unterschiedlich ist auch die Bezahlung. Eine Ärztin trägt zum Beispiel eine sehr große Verantwortung, denn sie ist für die Gesundheit, manchmal sogar für das Leben ihrer Patienten verantwortlich. Bis jemand Arzt wird, vergehen mindestens fünf oder sechs Jahre. Das Studium dauert also mindestens doppelt so lange wie zum Beispiel eine Ausbildung zur Krankenschwester. Deswegen verdient die Ärztin später auch mehr.

Wieso heißt es nun aber oftmals, Frauen verdienen weniger als Männer? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer ist, dass Frauen häufiger in Berufen arbeiten, in denen der Verdienst niedriger ist, zum Beispiel als Erzieherinnen oder in der Altenpflege. Ob es wirklich gerecht ist, dass in diesen Bereichen niedrigere Löhne gezahlt werden, darüber streiten sich sogar die Experten. Auf jedem Fall sollte jeder, der arbeitet, auch genug Geld verdienen, um davon leben zu können. Seit diesem Jahr gibt es deswegen in Deutschland den sogenannten Mindestlohn. Auf die Unterschiede zwischen dem Verdienst von Männern und Frauen geht Professorin Aderonke Osikominu bei der Kinder-Uni-Vorlesung am 4. Juli noch genauer ein.

Eines sollten junge Menschen bei der Berufswahl neben den Verdienstmöglichkeiten aber unbedingt beachten: ein Job sollte auch Spaß machen, schließlich verbringt man eine ganze Menge Zeit damit.

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Porträt der Kinder-Uni Professorin Aderonke Osikominu

Aderonke Osikominu ist erst seit dem Wintersemester 2013 an der Universität Hohenheim, davor ist sie viel in der Welt herumgekommen. Die Professorin an der Wirtschaftsfakultät war zuvor in Mannheim, Freiburg, Frankfurt, Zürich, aber auch in London, Paris und in Florenz. Kein Wunder, dass die 37-jährige Osikominu vier Sprachen spricht – sie kann Englisch, Französisch, Italienisch und natürlich Deutsch, denn sie ist in Bonn aufgewachsen und hat in Mannheim studiert. Das Fachgebiet von Aderonke Osikominu ist die Ökonometrie – die ist fast so kompliziert, wie das Wort klingt. Das Fach gehört zu den Wirtschaftswissenschaften. Dabei werden Theorien darüber, wie die Wirtschaft funktioniert, mit Hilfe von Statistik und Mathematik formuliert. So will man herausfinden, ob die Theorien auch stimmen.

Bringt es zum Beispiel etwas, wenn Jugendliche neben der Schule viele Hobbys haben? Lernen sie dann besser? Die meisten sagen Ja, aber stimmt das wirklich? Oder finden arbeitslose Menschen leichter einen neuen – und vielleicht besseren – Job, wenn sie Weiterbildungskurse besuchen? Alle diese Fragen kann die Professorin mit Hilfe von Zahlen und Daten genau beantworten. Osikominu sagt, ihre Wissenschaft schlage „eine Brücke zwischen Theorie und Praxis“ – das will sie auch an der Kinder-Uni im Juli versuchen. Damit sie sich gut vorbereiten kann, wird sie bis dahin aber auch mal wandern gehen – und danach zum Schwimmen. (Sabine Nedele)