Seit 43 Jahren gibt es den Kindergarten am Heimberg in Feuerbach. Es gibt jedoch keine baurechtliche Genehmigung für das Gebäude. Vorerst kann der Betrieb weitergehen.

Feuerbach - Wer von der Bushaltestelle Heimberg im Feuerbacher Tal zu Fuß den Hügel besteigt, hat schon nach 200 oder 300 Metern das Gefühl, weit weg von der Stadt gelandet zu sein. Mitten in einem schattenspendenden Laubwäldchen befindet sich ein holzgetäfeltes Haus mit Satteldach. „Kindergarten der Eltern-Kind-Gruppe Feuerbach“ steht auf einer der Hauswände in bunten Buchstaben. Ein weiter unten aufgestelltes Holzschild am Wegesrand mahnt: „Fahr vorsichtig – wir wollen auch erwachsen werden.“ An den Fensterscheiben im Innern der Kita kleben bunte Papierblumen und Girlanden, draußen hört man die Stimmen jauchzender Kinder, die auf dem weiträumigen Hanggelände spielen. 18 Kinder besuchen die idyllische Einrichtung.

 

Flora und Fauna experimentell erkunden

Die Kleinen haben jederzeit die Möglichkeit, Flora und Fauna experimentell zu erkunden. Das ist in Zeiten, in denen Spielkonsolen und Computer den Spielalltag vieler Heranwachsender bestimmen, von großem pädagogischem Wert. So dachten vermutlich auch junge Eltern vor nunmehr 43 Jahren. In Feuerbach gründeten sie damals einen eigenen Verein, um das Projekt Kindergarten in die eigene Hand zu nehmen. Im Sommer 1972 fand die erste Mitgliederversammlung der Eltern-Kind-Gruppe statt. Ein Vorstand wurde gewählt, ein idyllisch gelegenes und unbewohntes Holzhaus am Heimberg angemietet und ausgebaut. Doch an eines hatte damals keiner gedacht – sich das notwendige baurechtliche Plazet für das Alternativ-Projekt zu besorgen. Eine dauerhafte Genehmigung für die Nutzung des Gebäudes sei von der Stadtverwaltung niemals erteilt worden, sagt die Feuerbacher SPD-Stadträtin Suse Kletzin, deren Tochter dort früher auch betreut wurde.

Beim Baurechtsamt entdeckte ein Mitarbeiter Ende des vergangenen Jahres die Lücke und erläuterte den Betroffenen, warum die Kita an dieser Stelle quasi im baugenehmigungsrechtlichen Niemandsland steht. Da das Gebäude von Waldbäumen umgeben sei, verstoße der Kita-Betrieb gegen den erforderlichen Mindestabstand von 30 Metern. So steht es in der Landesbauordnung. Lediglich spezielle Nutzungen wie landwirtschaftliche Betriebe seien gemäß Paragraf 35 des Baugesetzbuches in solchen Außenbereichen zulässig.

Baugenehmigungsrechtliches Niemandsland

Seitdem machen sich die Eltern der Kita große Sorgen um den Fortbestand der kleinen grünen Oase am Rande von Feuerbach und kämpfen für deren Erhalt. Eine offizielle Duldung seitens der Stadt wurde aber bisher nicht erteilt – auch um keinen Anreiz für andere oder gleichartige Nutzungen zu schaffen. Die Stadt will da keine falschen Erwartungen wecken: „Eine offizielle Duldung kann durch die Baurechtsbehörde nicht ausgesprochen werden“, teilte der inzwischen verabschiedete Baubürgermeister Matthias Hahn der Eltern-Kind-Gruppe Ende April schriftlich mit. Dies liege insbesondere „an den entgegenstehenden öffentlichen Belangen, wie dem mangelnden Waldabstand sowie der nach wie vor gegebenen Lage im Landschaftsschutzgebiet“. In Zeiten, in denen der Bedarf an Kita-Plätzen groß ist, will die Stadt den Kita-Betreibern aber zumindest ein Hintertürchen offen halten. Weil die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die dort oben ein Waldheim betreibt, und das Forstamt sich um die Baumpflege kümmere, bleibe momentan alles so wie es ist: Aufgrund der zugesagten Sicherstellung der Verkehrssicherheit werde derzeit „auf weitergehende Maßnahmen oder ein Einschreiten durch die Baurechtsbehörde“ verzichtet, heißt es in dem Schreiben der Stadt.