Provisorische Fertigbauten sollen Raum für die dringend benötigten Kitaplätze schaffen. In Botnang spielen Kinder bereits seit drei Jahren darin.

Stuttgart - Über Kindertagesstätten in Containern wird zurzeit viel diskutiert. Architekten sehen die Baukultur gefährdet, und in den Ohren von Eltern und Erziehern klingt der Begriff Container auch nicht gerade nach Kinderparadies. Doch vom 1. August an haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder von einem bis drei Jahren. Nur, wo all diese Kitaplätze herkommen sollen, weiß keiner so recht – momentan fehlen rund 1700 dieser Betreuungsplätze in der Stadt. Damit die Diskussion nicht nur vom Schreibtisch aus geführt wird, hat die FDP-Fraktion des Gemeinderats am Freitag einen Ausflug nach Botnang gemacht. Hier, in der Kita Franz-Schubert-Straße, spielen die Kinder schon seit drei Jahren in einem dreistöckigen Containerprovisorium.

 

Ist es von innen wirklich so schlimm? „Die Räume sind hell, wir haben viel Platz“, sagt die stellvertretende Einrichtungsleiterin, Patrizia Pinacchio. Aus ihrer Sicht wird der Container den Ansprüchen der Kinder gerecht. Die meisten Räume haben große Fenster, die sanitären Anlagen sind auf dem neusten Stand. Die Kinder in der Leseecke, in der Bauecke oder im Puppenraum wirken zufrieden. Die Kita hat ein offenes Konzept, jeder darf sich nach Lust und Laune in den drei Etagen bewegen.

Lärmschutz ist ein Thema

Stadtrat Michael Conz sieht das Problem in der Terminologie: „Man müsste eher von modularer oder Systembauweise als von Containern sprechen“, sagt er. Das vermittle bereits ein anderes Bild in der Öffentlichkeit. Auch in Botnang hätten die Eltern vor dem Umzug die Nase gerümpft, sich Container wie auf einer Baustelle vorgestellt, sagt Patrizia Pinacchio. „Doch diese Bedenken sind schnell verflogen, als sie die freundlichen, hellen Räume von innen gesehen haben“, sagt sie. Auch ihr Team, das früh mit in die Planung einbezogen wurde, habe diese Ängste schnell abgebaut.

Freilich ist nicht alles perfekt: „Der Lärmschutz war nach der Fertigstellung noch ein Thema“, sagt sie. An die Decken wurden nachträglich Schaumstoffelemente geklebt. Außerdem vermisst sie einen Aufzug. „Unsere Gruppen können nicht alle gleichzeitig essen, da wir den Essenswagen sonst die Treppe hochtragen müssten.“ Auch wegen des offenen Konzepts und der Kinderbetreuung auf drei Etagen sei ein Aufzug manchmal wünschenswert. Baulich sei außerdem die Wärme-/Kälteregulierung ein Problem: „Im Sommer heizen sich vor allem die oberen Räume auf.“ Die Lösung in Botnang: viele einzelne Standventilatoren. „Das ist natürlich nicht ideal, aber bisher hatten wir damit keine Probleme“, sagt Patrizia Pinacchio. Sollten weitere Kitas in Containern folgen, solle man aber unbedingt eine fest installierte Belüftung einplanen. Und sie würde sich eine Telefonanlage wünschen – „wir lösen die Kommunikation über die Stockwerke jetzt eben mit Handys“, sagt sie. Provisorisch.

Wie ja die ganze Kita eigentlich bereits in einem Neubau untergebracht sein sollte. Doch durch die Insolvenz des früheren Investors Nestwerk verzögerte sich das gesamte Projekt der Botnanger Ortsmitte. Bezugstermin ist nun im Jahr 2015. „Auch die Container, die wir aufstellen wollen, sollen nur Provisorien sein“, sagte Stadtrat Matthias Oechsner. Für andere Lösungen fehle bis zum 1. August die Zeit. Anschließend könne man mit Bauherren und Architekten in Ruhe weiterplanen. Er geht von einem Zeitraum von rund zehn Jahren aus.

Auf einem ganz anderen Blatt steht indes, wer in diesen Kitas dann arbeiten soll – denn es fehlen nicht nur Räume, sondern vor allem auch Erzieher.