Der Kinderchor probt mit Barbara Straub für das Musical „Die chinesische Nachtigall oder Die Macht der Musik“. Premiere ist am 17. Oktober.

Degerloch - Die kleine Annika kann vor Aufregung fast nicht still sitzen. „Meinen Namen müsst Ihr aber zehnmal singen“, fordert sie von den Kindern neben sich. „Und ich überlege mir eine Melodie für Frau Straub“, sagt ihre Sitznachbarin. Es ist der Anfang einer Probe des Degerlocher Kinderchors. Zum Einsingen denkt sich Kantorin Barbara Straub für jedes der fünf- bis siebenjährigen Chormitglieder eine eigene Melodie aus, die dann alle nachsingen müssen.

 

Als nach einer halben Stunde die Großen (acht bis 13 Jahre) kommen, ist der Probenraum hinter der Michaelskirche mit etwa 30 Kindern zwar proppenvoll, doch die Arbeit am neuen Kindermusical geht hörbar voran. „Die chinesische Nachtigall oder Die Macht der Musik“ steht auf dem Probenplan.

Die Musik steht im Vordergrund

Die Musik stammt von Andreas Schmittberger, doch Barbara Straub hat das Stück auf 50 Minuten gekürzt und die Partitur für die Begleitmusiker, durchweg Erwachsene, eingerichtet.

„Für mich steht die Musik im Vordergrund“, sagt die Chorleiterin. Es gibt keinen Regisseur und das Bühnenbild wird möglichst schlicht gehalten. Doch die Begleitband besteht aus Klavier und Akkordeon, Blockflöte, Oboe und dem tieferen Englischhorn, Kontrabass und Percussionsinstrumenten, wie Triangel oder Gong. Es spielen überwiegend Musiker, die schon öfter mit dem Kinderchor aufgetreten sind und sich von der Aufregung nicht aus der Ruhe bringen lassen.

„Die chinesische Nachtigall oder Die Macht der Musik“ geht auf ein Märchen von Hans Christian Andersen zurück, das der Komponist Schmittberger in die heutige Zeit übertragen und mit witzigen Dialogen versehen hat. Es erzählt die Geschichte des chinesischen Kaisers, der den Gesang einer Nachtigall so schön findet, dass er sie in einen Käfig sperren will. Doch der Vogel legt Wert auf seine Freiheit. Der Kaiser lässt also eine Maschine bauen, mit der die Musik der Natur nachgeahmt werden soll. Und natürlich ist diese Maschine von Toyota und wird von japanischen Geschäftsmännern angepriesen. „Das ist manchmal etwas klischeehaft, aber schön zu spielen“, sagt Barbara Straub. Erst als der Kaiser im Sterben liegt und den Gesang der zurückgekehrten Nachtigall hört, begreift er, was er getan hat: Die Musik hat ihre heilende Wirkung entfaltet.

Es gibt nur wenige Solisten

Die Lieder und Texte haben die meisten Kinder schnell gelernt. Die Hauptrolle liegt beim Chor, der das Volk spielt, das zum Beispiel bei einer Art Demonstration lautstark seine Nachtigall zurückfordert. Es gibt nur wenige Solisten, die beim Auftritt am 17. Oktober in der Versöhnungskirche alleine vorsingen müssen. „Aber unsere Kinder stehen alle total gerne auf der Bühne“, ist Straubs Erfahrung, die den Degerlocher Kinderchor 1991 ins Leben gerufen hat.

Die größte Schwierigkeit liegt darin, die entsprechenden Kostüme zu finden. „Für biblische Aufführungen, wie Daniel in der Löwengrube, gibt es einen Fundus an Kostümen“, berichtet Straub, „für die chinesische Nachtigall bin ich auf die Unterstützung der Eltern angewiesen.“ Da ist es hilfreich, dass einige der Mitwirkenden nicht nur singen, sondern auch Judosportler sind: aus den Jacken und Hosen lassen sich asiatisch aussehende Kostüme zaubern. Der ein oder andere Kimono hängt vielleicht auch noch zu Hause im Schrank.