„Lets talk. Weil Meinung zählt!“ ist eine innovative Talkshow, die am Sonntag im Kinderkanal startet. Sechs Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren diskutieren über Themen aus ihrer Lebenswelt – ohne Moderator.

Stuttgart - Man kann dem Kinderkanal von ARD und ZDF wirklich nicht vorwerfen, er gaukele seiner Zielgruppe eine heile Welt vor. In der Sendung „krimi.de“ werden immer wieder soziale Missstände aufgegriffen, und die Magazine und Dokureihen behandeln oft genug relevante Themen wie Behinderung oder Mobbing. Gleiches gilt für „Let’s talk! – Weil Meinung zählt“, eine neue vom ZDF entwickelte Talkshow. Zum Auftakt geht es um die große Liebe; in einer der nächsten Folgen werden sich die Jugendlichen über den Tod austauschen. Das Besondere an dem Konzept ist der Verzicht auf einen Moderator; die sechs Jungen und Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren müssen allein klar kommen.

 

Der Kopf hinter diesem neuen Format, das der Kinderkanal (Kika) an den kommenden acht Sonntagen von 19.25 Uhr an ausstrahlt, ist der vielfach ausgezeichnete Autor, Regisseur und Produzent Georg Bussek. Er hat mit Doku-Soaps wie „Die Jungs-WG“ oder „Die Mädchen-WG“ schon oft bewiesen, wie gut sein Gespür ist, wenn es darum geht, jugendliche Gruppen zusammenzustellen. Auch bei „Let’s talk“ ist dies die Basis des Erfolgs, denn das Sextett bleibt alle acht Ausgaben lang unverändert. Um so wichtiger ist es, dass die Mitglieder der Runde nicht nur individuelle Qualität, sondern auch eine gewisse Teamfähigkeit mitbringen. Das funktioniert hervorragend: Trotz des Altersunterschieds respektieren sich die sechs gegenseitig. Niemand wird ausgegrenzt, weil er eine Minderheitenmeinung vertritt, niemand wird ausgelacht, weil seine Position aus Sicht der anderen „kindisch“ ist.

Die Runde ist völlig unverkrampft

Immerhin haben die sechs auch eine Vorbildfunktion: Die Zuschauer von „Let’s talk“ werden im Schnitt allenfalls zwölf Jahre alt sein, denn älter ist das Kika-Publikum in der Regel nicht. Auch deshalb war es bei der Zusammenstellung der Runde wichtig, Jungen und Mädchen zu verpflichten, die sich nicht nur verständlich machen können, sondern auch Verständnis für andere haben. Vor allem aber ist die Runde völlig unverkrampft. Die Gespräch wirken nie wie eine Aufzeichnung fürs Fernsehen. Man hat das Gefühl, dass die Diskussionsteilnehmer auch ohne die Anwesenheit der Kameras nicht anders miteinander umgehen würden. Das macht „Let’s talk“ sogar für Erwachsene interessant; erst recht natürlich, wenn man selbst Kinder in dem Alter hat.

Gesprächsthemen wie Jugend, Freundschaft, Besitz oder Schönheit mögen zunächst etwas beliebig klingen, werden von den Teilnehmern aber mit viel Leben gefüllt. Anstelle eines Moderators, der neue Aspekte ins Gespräch bringen könnte, werden Filme eingespielt, die typische Szenen aus dem Jugendalltag zeigen. Besonders gut gelungen ist das bei der Auftaktausgabe, die sich mit der „Großen Liebe“ beschäftigt und sich damit einem Lebensbereich widmet, der in diesem Alter erfahrungsgemäß besonders spannend ist. Im ersten Film lässt ein Mädchen einen Jungen abblitzen, obwohl es ihn eigentlich ganz toll findet, weil es nicht den Eindruck erwecken will, es sei leicht zu haben. Ähnlich viel Diskussionsstoff bietet die zweite Einspielung über unbegründete Eifersucht, und erst recht hoch her geht es nach einer Spielszene, in der ein Mädchen bloß küssen will, der Junge aber gleich ein Kondom aus der Tasche zaubert.

„Große Liebe“ ist das erste Thema

In jeder Ausgabe wird die Studio-Runde für ein kurzes Zwischengespräch mit Gästen unterbrochen. Zum Thema „Große Liebe“ lässt sich ein Paar, das seit mehr als sechzig Jahren verheiratet ist, nach dem Erfolgsrezept seiner Ehe befragen, in der Sendung „Jeder muss mal sterben!“ berichtet ein Junge über sein Leben mit einem Spenderherz.

Bleibt eigentlich nur die Frage, warum sich „Let’s talk!“ nicht mit aktuellen Ereignissen beschäftigt. Laut Eva Radlicki, die Leiterin der Sendung und beim ZDF für alle nichtfiktionalen Formate verantwortlich, wollte man erst mal abwarten, wie die Kika-Zuschauer auf das Konzept reagieren. Wenn die Zielgruppe das Format annimmt, wird über eine Fortsetzung nachgedacht, und dann kann eventuell auch kurzfristiger und somit aktueller produziert werden. Wichtige Themen hat der Nachrichtenalltag wahrlich genug zu bieten; die Redaktion der ZDF-Kindernachrichten „logo!“ ist garantiert gern behilflich.