Beim Konzept der neuen Kindertagesstätte am Stöckach sollen alle gewinnen: Kinder und Eltern, die evangelische Gesamtkirchengemeinde – und die Umwelt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Beim Konzept der neuen Kindertagesstätte am Stöckach sollen alle gewinnen: Kinder und Eltern, die evangelische Gesamtkirchengemeinde, weil sie mit einem auf den Bau von Kindergärten spezialisierten Investor zusammenarbeitet, und die Umwelt. Der Neubau wird vorwiegend aus Holz errichtet und hat ein neuartiges Heiz-und Kühlsystem, das bereits in der Stadtbibliothek erprobt wird. „Wir verbrennen nichts“, lautet der Slogan von Wolfram Wäscher, dem Geschäftsführer der Baufirma „Eurokindergarten“.

 

Die Planer vom Bodensee setzen auf eine emissionsfreie Energieversorgung. „Der Strom kommt aus der Sonne. Die Wärme wird durch Kapillargefäße in den Fenstern und auf dem Flachdach gespeichert“, erklärt Wäscher. Die Fenster auf der Südseite des Gebäudes sind dreifach verglast. Sie sind mit den Fotovoltaik beschichteten Kühlelementen bestückt und sie liefern Sonnenwärme in einen unterirdischen Eisspeicher. Der so aus den Fenstern gewonnen Strom wird in Batterien gespeichert. Das innovative Verfahren wurde von der Stuttgarter Firma Solsixy entwickelt und wird erstmals beim Bau einer Kindertagesstätte angewandt.

Der Neubau hat auch ganz praktische Vorteile

„Der minimale Ausstoß von Kohlendioxid bei diesem Konzept ist für uns wesentlich, ebenso wie die natürlichen Baustoffe und die Nachhaltigkeit des Gebäudes“, lobt Ulrich Beck, Kirchenpfleger bei der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Für ihn schließt sich somit der Kreis zur Theologie. „Für uns war es wichtig, Planer zu finden, die ökologisch die höchsten Ansprüche befriedigen. Theologisch betrachtet heißt dies: die Schöpfung bewahren.“

Für Kinder und Eltern am Stöckach bringt der Neubau ganz praktische Vorteile. Bereits im März 2016 soll der Betrieb aufgenommen werden können. Dann wird es an der Sickstraße vier statt bisher drei Kitagruppen geben. Das Angebot wird erweitert, denn künftig werden dort Null- bis Sechsjährige aufgenommen. Bisher konnten Kinder von drei Jahren an die Einrichtung besuchen. Auch die täglichen Öffnungszeiten werden von derzeit sieben auf acht Stunden verlängert, erklärt die Leiterin Petra Wolff. „Am 4. Mai sind wir mit den 64 Kindern in den Anbau am Pfarrhaus der Heilandsgemeinde sowie in eine weitere Interimsunterkunft umgezogen“, berichtet sie. „Am 8. Mai durften die Kinder zum Hammer greifen und beim Abbruchfest Löcher in die Wände schlagen.“ Am Mittwoch sangen sie dann zum Neubeginn ihr selbst getextetes Lied vom Spatenstich und vollzogen ihn danach selbst – behütet von Bauhelmen und ausgerüstet mit Spaten.

Besonderen Wert wird auf die Sicherheit der Kinder gelegt

Der zweigeschossige Neubau wird fast vollständig aus Holz errichtet und bei der Innenausstattung legen die Planer besonderen Wert auf die Sicherheit der Kinder. So werden rutschhemmende Fliesen verwendet und die Türen haben einen Klemmschutz für kleine Finger. „Durch den Neubau kommen wir aber auch einem Kinder-und Familienzentrum einen großen Schritt näher“, freute sich Beck.

Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für die ganz Kleinen sei am Stöckach groß, weiß Petra Wolff und Kirchenpfleger Beck berichtet, dass in der Gesamtkirchengemeinde die Idee eines ökologisch vorbildlichen Neubaus in Zusammenarbeit mit dem Investor auf offene Ohren stieß. „Wir sparen die Investition. Wir sind die Mieter“, rechnet er vor. Mehr als 11 000 Euro Miete pro Monat kostet das Gebäude mit vier Gruppenräumen, Innenspielbereich sowie Multifunktionsraum. „Aber in 20 Jahren ist der Mieter dann der Eigentümer“, betont Wäscher.