Der Kinderchor des Stuttgarter Liederkranzes bringt ein neues Musical auf die Bühne. Es handelt von einem Monster, das den Menschen die Musik raubt.

S-Mitte - Neun Kinder sitzen auf dem Holzboden des Schubertsaals in der Liederhalle. Ihre Aufmerksamkeit gilt dem schwarzen Klavier, dessen Klang den Raum erfüllt. Der Klavierspieler blickt zu seiner Frau, und diese gibt den jungen Sängern deren Einsatz vor. Die hellen Stimmen des Kinderchors sind im Saal zu hören, unterstützt von dem tieferen Sopran ihrer Leiterin. Jelena Gartstein-Pohlmann und Arnd Pohlmann begleiten aufmerksam die Proben ihrer Schützlinge.

 

Einmal in der Woche treffen sich die beiden Gruppen des im Jahr 2012 gegründeten Kinderchors, um für das Musical-Projekt „Der grauenvolle Satrebor“ zu üben. In dem Stück stehen die Musik und ein Monster namens Satrebor im Mittelpunkt. Das ernährt sich von Musik. Mehr und mehr verschwindet diese aus der Welt, und irgendwann gibt es keinen Nachschub mehr. So lässt Satrebor ein Kind entführen, das ihm frische Musik komponieren soll.

Das Stück stammt aus der Feder eines Lehrers

Das Stück stammt aus der Feder eines Lehrers aus der Pfalz. Da es für Schulklassen und nicht für einen Chor geschrieben war, dichtete Arnd Pohlmann die Lieder um, aber er übernahm das Grundgerüst des Musicals. „Wir müssen von einem Projekt hundertprozentig überzeugt sein, um die Motivation aufrechtzuerhalten“, sagt der Chorleiter.

Als Arnd Pohlmann die Kinder zum Klavier ruft, rennen sie los und drängen sich um ihn. Er spielt und singt mit den Kindern. Sein Blick durch die Brille ist konzentriert auf die Noten gerichtet, ein Lächeln umspielt seine Lippen. „Für mich ist der Kinderchor ein kreatives Austoben, und das Schönste ist, Menschen neu für Musik zu begeistern“, sagt Arnd Pohlmann.

Er leitet eigentlich das Pop-Ensemble des Liederkranzes und ist als Kantor tätig. Der Kinderchor ist für ihn und seine Frau das erste gemeinsame Projekt. Jelena Gart-stein-Pohlmann ist freiberufliche Klavierlehrerin und arbeitet als Pianistin an der Michael-Bauer-Schule. „Kindern etwas weiterzugeben, das man gelernt hat, ist noch schöner, als selber Konzerte zu geben“, sagt sie mit einem Lächeln. Für sie und ihren Mann war von Anfang an klar, dass sie mit den Chormitgliedern auf etwas hinarbeiten möchten. „Die Kinder dürsten nach Bühnenwerken. Ohne ein konkretes Projekt ist es schwieriger, sie für den Chor zu gewinnen“, sagt Arnd Pohlmann.

Die Kinder verbindet die Freude am Singen

„Abends fress’ ich gerne Haydn, morgens Mozart, das macht wach. Mittags gibt es süße Geigen und als Nachtisch etwas Bach“, singen die Kinder. Manche der jungen Sänger haben schon vorher im Schulchor gesungen, andere sind Quereinsteiger, doch sie alle verbindet die Freude am Singen. „Ich will Sängerin werden“, sagt ein Mädchen, dessen blondes, langes Haar eine gelbe Blume ziert. „Mein Papa wollte immer, dass ich in den Chor gehe. Dann hat mir jemand davon erzählt, und es ist immer toll und witzig“, fügt ein anderes Mädchen hinzu.

Bei den Proben erleben die Teilnehmer so manche Überraschung. Zum Beispiel muss Miriam in ihrer Rolle auch Teile solo singen. „Das war nicht mein Plan“, sagt die Darstellerin erstaunt, aber lachend – ein lebhaftes Mädchen mit Dutt und Stupsnase. Ende Juni wird sie gemeinsam mit den anderen vor großem Publikum auftreten. „Ich finde gerade bei den Aufführungen bekommen wir unheimlich viel von den Kindern zurück“, sagt Jelena Gartstein-Pohlmann .