Wie gut sind Vorhersagen zum langfristigen Wettergeschehen? In manchen Fällen gar nicht so schlecht, meinen die Experten.

Stuttgart - Sturm Egon ist abgezogen, nun komme „eine längere hochwinterliche Wetterperiode“, sagen die Wetterfrösche. Das passt eigentlich nicht zu der Volksweisheit: „War bis Dreikönig noch kein Winter, so folgt auch keiner mehr dahinter.“ Solche Sprüche, die meist als Reime bekannt sind, heißen auch Bauenregeln – einfach deshalb, weil sie langjährige Wetterbeobachtungen zusammenfassen, die für die Landwirtschaft wichtig sind. Neutraler kann man auch von Wetterregeln reden. Und die können zutreffen – oder eben nicht, denn wie heißt es so schön: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter – oder es bleibt, wie’s ist.“

 

Die Regel mit dem Dreikönigstag stimme in acht von zehn Jahren, sagt zum Beispiel der Wetterkundler Jurik Müller, der bereits mehrere Bücher über Bauernregeln verfasst hat. Vielleicht muss man auch die Grenze, ab der man von Winterwetter sprechen kann, angesichts der Klimaerwärmung heute ein bisschen großzügiger ziehen als in früheren Zeiten. Immerhin hatte es bereits vor dem Dreikönigtag so viel geschneit, dass wenigstens in den höheren Lagen rund um Stuttgart der Schnee liegen geblieben ist – und damit war es zumindest ein bisschen Winter. Außerdem weiß niemand, wie lange es kalt bleibt – der Winter ist ja noch nicht vorbei.

Auch wenn man über die Aussagekraft der Bauernregeln trefflich streiten kann, sicher ist, dass sie nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Denn die jahrhundertealten Beobachtungen der Bauern, die im Mittelalter von den Mönchen aufgezeichnet wurden, sagen sehr wohl etwas über Großwetterlagen aus. Die können über mehrere Wochen hinweg das Wetter bestimmen. Wenn etwa im Winter beständige Luftströmungen aus Osten vorherrschen, liegt es auf der Hand, dass es längere Zeit kalt und trocken bleibt. Auch um den Siebenschläfertag (27. Juni) herum entscheidet sich oft das Wettergeschehen für die folgenden Wochen – nämlich ob regnerische Tiefausläufer oder sonnige Azorenhochs den Sommer bestimmen.