Vor 200 Jahren baute Karl Drais den Vorgänger der heutigen Drahtesel. Seine „Laufmaschine“ hatte weder Pedale, noch Kette oder Reifen. Trotzdem legte sie die Grundlage für den Individualverkehr.

Stuttgart - Fährst Du mit dem Fahrrad zur Schule oder machst ab und zu eine Radtour? Dann weißt Du, was für ein tolles Gefühl es ist, lautlos dahinzugleiten und sich den Wind um die Ohren wehen zu lassen. Dafür nimmt man etwas Anstrengung gerne in Kauf – zum Beispiel wenn eine längere Steigung kommt. Denn hinterher geht es wieder mit Schwung bergab. Begonnen hat die Geschichte des Fahrrads vor fast 200 Jahren. Die hölzerne „Laufmaschine“, die der Karlsruher Erfinder Karl Drais im Juni 1817 vorstellte, sah allerdings ein bisschen anders aus als heutige Fahrräder.

 

Das erst Fahrrad hatte keine Pedale – ganz zu schweigen von Gangschaltung oder Scheibenbremsen. Aber es hatte bereits zwei hintereinander angeordnete Räder. Um vom Fleck zu kommen, musste man sich mit den Füßen vom Boden abstoßen – wie bei einem Kinderlaufrad. Trotzdem war der Erfinder damit ziemlich flott unterwegs. Bei seiner ersten Fahrt von der Mannheimer Innenstadt in den heutigen Stadtteil Rheinau schaffte er in gut einer Stunde rund 15 Kilometer. Vielen war das neue Gefährt unheimlich. Sie hielten es für schwierig, auf nur zwei Rädern das Gleichgewicht zu halten. Wenn man auf der Stelle steht, stimmt das auch. Aber sobald sich die Räder drehen, wird die ganze Angelegenheit plötzlich erstaunlich stabil. Schuld daran sind sogenannte Kreiselkräfte. Sie sorgen auch dafür, dass ein Kreisel, der sich dreht, nicht umfällt – daher der Name. Zunächst setzte sich Drais’ Erfindung nicht durch. Doch in den folgenden Jahren gab es viele technische Verbesserungen: Rahmen aus leichten Stahlrohren, den Kettenantrieb oder die 1887 erfundene Luftbereifung, die den Komfort deutlich verbesserte und Radfahren endgültig zum Massensport machte.

Drais’ Laufrad war das erste Fahrzeug seiner Zeit, das weder Pferd noch Ochse als Zugtier brauchte. Die eigene Kraft genügte. Deshalb gilt Drais als Wegbereiter des Individualverkehrs. Das bedeutet, dass jeder für sich dorthin fahren kann, wo er will. Heute haben wir das Problem, dass das viele mit dem Auto tun. Wenn mehr Leute aufs Fahrrad umsteigen würden, gäbe es weniger Staus und die Luft wäre sauberer.