Louis Braille verlor das Augenlicht – und fand einen Weg, wie er trotzdem lesen konnte. Doch erst nach seinem Tod wurde die von ihm entwickelte Blindenschrift weltweit zum Standard.

Stuttgart - Vielleicht hast Du die Symbole aus Punkten schon mal auf den Knöpfen eines Fahrstuhls gesehen oder auf einer Tablettenschachtel. Wenn Du mit dem Finger darüberfährst, spürst Du kleine Erhebungen. Es handelt sich um die Braille-Schrift, die der Franzose Louis Braille 1825 im Alter von 16 Jahren erfunden hat. Er entwarf ein Raster von sechs Punkten, die angeordnet sind wie die Augen eines Würfels. Bei jedem einzelnen Braille-Symbol ragen einer oder mehrere Punkte etwas aus der Unterlage heraus. Das Muster der Erhebungen steht jeweils für einen Buchstaben oder eine Zahl. Das Vorbild war die „Nachtschrift“, die sich ein Armeehauptmann für die Verständigung der Soldaten im Dunklen ausgedacht hatte.

 

Dank der Braille-Schrift können auch blinde Menschen lesen. Allerdings braucht es Übung, bis man die Punktmuster sicher und schnell ertasten kann. Auf die Idee mit der Blindenschrift kam Louis Braille nicht durch Zufall, sondern weil er durch eine Augenverletzung im Alter von drei Jahren selbst erblindet war. Nach der Grundschule kam er auf eine der ersten Blindenschulen in Paris. Auch da lernten Blinde lesen: mithilfe von tief ins Papier gedrückten Buchstaben, die mit den Fingern nur langsam zu entziffern waren. Brailles System war viel einfacher, setzte sich aber erst 1878 durch – 26 Jahre nach dem Tod des Erfinders.

Heute ist die Braille-Schrift weltweit Standard. Mit dem Welt-Braille-Tag am 4. Januar wird jedes Jahr an den Geburtstag des Erfinders im Jahr 1809 erinnert. Seine Schrift hilft blinden Menschen auch bei der Nutzung von Computern. Mit speziellen Tastaturen lassen sich Dokumente aus dem Internet oder aus Textprogrammen in Braille darstellen. Mittlerweile gibt es für Blinde auch andere Möglichkeiten, an Informationen zu kommen oder mit Computern zu arbeiten. Beispiele dafür sind Hörbücher oder die digitale Sprachausgabe. Trotzdem sollten Blinde weiterhin die Braille-Schrift lernen, empfehlen Fachleute. Sie sei für blinde Menschen die einzige Form, sich Schrift anzueignen. Blinde, die Braille beherrschen, tun sich auch bei der Suche nach einem Job leichter.