Menschen gähnen herzhaft mit, wenn sie jemanden dabei beobachten. Auch Tiere tun das. Wissenschaftler haben nun sogar wild lebende Wölfe dabei ertappt, dass sie sich vom Gähnen ihrer Artgenossen anstecken lassen.

Stuttgart - Du hast bestimmt schonmal gesehen, dass ein Hund sein Maul weit aufreißt und es so aussieht, als ob er gähne. Manchmal gähnt der Vierbeiner auch, wenn sein Herrchen oder Frauchen gähnt – er lässt sich dann sozusagen vom Menschen anstecken. Auch bei Schimpansen und Bonobos – also unseren nächsten Verwandten im Tierreich – kann man mit etwas Glück beobachten, dass sie sich gegenseitig beim Gähnen anstecken: Sobald einer das Maul ein- oder zweimal aufreißt, tun es andere Affen in der Gruppe auch. Manche Forscher glaubten bisher allerdings, dass sich Hunde nur deshalb beim Gähnen anstecken lassen, weil sie domestiziert sind, also engen Kontakt zum Menschen haben. Doch nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sich auch wilde Wölfe gähnenderweise anstecken.

 

Fünf Monate lang beboachteten die Forscher ein Rudel und notierten und filmten dabei, wann welches Tier gähnte und wie danach andere Wölfe ebenfalls gähnten. Dabei zeigte sich, dass sich die Tiere umso eher beim Gähnen anstecken ließen, je näher sich sich standen. Interessant ist auch, dass sich die Wölfinnen viel eher von nahestehenden Rudelmitgliedern anstecken ließen als die Männchen. Das zeigt deutlich, dass die Gähnerei viel mit emotionaler Bindung zu tun hat: Die Forscher glauben, dass sich die „Nachgähner“ mit ihrem Verhalten gewissermaßen in die Situation des „Vorgähners“ hineinfühlen können. Dieses einfühlsame Verhalten ist also keineswegs auf Menschen beschränkt.