Einer von zwanzig Menschen ist süchtig danach, ständig neue Dinge zu kaufen. Das treibt die Betroffenen in den Ruin. Doch es gibt Wege aus dem Teufelskreis.

Stuttgart - Für manche Leute ist Einkaufen der pure Stress, während andere es für ihr Leben gern tun. Es kann ja auch Spaß machen, Angebote zu vergleichen, Dinge auszuprobieren – und am Ende eine neue Hose, ein interessantes Buch oder einen Kopfhöhrer mit Supersound mit nach Hause zu nehmen. Immer mehr Menschen gehen auch im Internet auf Einkaufstour und lassen sich die Sachen per Post schicken. Manche gehen aber so gerne shoppen, dass es zum Problem wird. Sie sind süchtig danach, immer wieder neue Sachen zu kaufen, obwohl sie das meiste davon gar nicht brauchen. Bei manchen türmt sich am Ende jede Menge sinnloses Zeug in der Wohnung.

 

Kaufsüchtige sind nicht von einer chemischen Droge wie Kokain oder Alkohol abhängig, sondern von der Tätigkeit des Einkaufens. In ihrem Gehirn passieren aber ganz ähnliche Dinge wie bei einem Alkoholiker oder Heroinsüchtigen: Das sogenannte Belohnungssystem wird aktiviert, wenn sie sich dem Kaufrausch hingeben. Dabei produziert der Körper Stoffe, die Glücksgefühle auslösen. Das Problem: Die Wirkung wird mit der Zeit schwächer. Der Kaufsüchtige will deshalb immer öfter zu seiner nächsten Einkaufstour aufbrechen – auch wenn es ihm schon lange keinen Spaß mehr macht. Viele können sich die ständigen Einkäufe gar nicht leisten und machen Schulden. Manche vernachlässigen wegen ihrer Sucht auch ihre Arbeit oder Freunde und Familie.

Wie viele Leute in Deutschland kaufsüchtig sind, ist schwer zu sagen. Wissenschaftler, die verschiedene Studien ausgewertet haben, schätzen, dass im Durchschnitt einer von zwanzig Menschen mehr oder weniger stark unter Kaufsucht leidet. Wie bei anderen Süchten auch haben die Betroffenen oft Schuldgefühle und versuchen, ihr Problem so lange wie möglich vor anderen zu verheimlichen. Fachleute empfehlen Kaufsüchtigen, eine Therapie zu machen. Dort können sie lernen, wie sich der Kaufzwang kontrollieren lässt – und dass es auch andere Möglichkeiten gibt, um sich glücklich zu fühlen.