Samstags fahren in Israel fast keine Busse und Bahnen. Das finden nicht alle Israelis gut.

Tel Aviv - Am Samstag gestaltet sich der Alltag für streng gläubige Juden etwas schwieriger als sonst: Am jüdischen Ruhetag Sabbat dürfen sie keine schöpferischen Arbeiten verrichten und keine elektronischen Geräte benutzen. Das bedeutet: Sie dürfen weder fernsehen, noch aufs Handy schauen oder einen Lichtschalter benutzen. Das ist in der heutigen Zeit gar nicht so einfach, wie Du Dir sicher vorstellen kannst. Nicht so streng gläubige Juden verbringen den Tag deshalb oft ähnlich wie alle anderen Wochentage. Ein gemeinsames Abendessen mit Freunden oder mit der Familie am Freitagabend gehört aber für viele trotzdem zum Sabbat dazu, auch wenn sie nicht sehr gläubig sind.

 

Der Sabbat beginnt jeden Freitagabend mit der Abenddämmerung und endet am Samstag traditionell 45 Minuten nach dem Sonnenuntergang. In Israel bleiben an dem Tag die meisten Geschäfte geschlossen. Viele öffentliche Verkehrsmittel – Züge, Busse und Stadtbahnen – fahren an dem Tag nicht. Das finden aber nicht alle Israelis gut. Einige bezeichnen den Streit zwischen orthodoxen (streng gläubigen) und säkularen (weniger streng oder gar nicht gläubigen) Juden sogar schon als „Sabbat-Krieg“ – so heftig wird er mittlerweile ausgetragen. In einer Umfrage bezeichnete sich knapp die Hälfte der jüdischen Israelis als „nicht religiös“. Viele von ihnen finden es unfair, dass keine Busse und Bahnen fahren, weil sie sich kein Auto leisten können, erklärt Paul Rivlin von der Universität der Stadt Tel Aviv. Tel Aviv liegt im Westen von Israel am Mittelmeer.

Die Bewegung „Freies Israel“ setzt sich dafür ein, dass auch samstags Busse fahren. „Mit dem Bus zur Oma am Wochenende“ lautet einer der Sprüche, mit dem ihre Mitglieder Andersdenkende überzeugen wollen. Der 24 Jahre alte Roy Schwarz-Tichon hat „Freies Israel“ gegründet. „Wenn mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen können, brauchen weniger Leute ein Auto, und es gibt weniger Staus und Umweltverschmutzung“, erläutert Roy Schwarz-Tichon.